Die Ukraine-Krise eskaliert, die EU reagiert mit Sanktionen, eine Energiekrise droht: Welche Folgen hat der Konflikt mit Russland für die deutsche Möbelbranche? Eine erste Einschätzung für die „möbel kultur“ gibt Jan Kurth, Geschäftsführer der Verbände der deutschen Möbelindustrie (VDM/VHK).
möbel kultur: Herr Kurth, Russland ist für einige Unternehmen der deutschen Möbelindustrie ein wichtiger Absatzmarkt. Mit welchen Auswirkungen ist aus Ihrer Sicht für den Möbelexport zu rechnen?
Jan Kurth: Mit Blick auf die deutschen Möbelexporte nach Russland ist in der nächsten Zeit von einem drastischen Rückgang auszugehen. Das genaue Ausmaß wird davon abhängen, welche Sanktionen die Europäische Union gegen Russland verhängt. Im vergangenen Jahr rangierte Russland mit einem Umsatz von 87,5 Millionen Euro auf Rang 16 der wichtigsten Exportländer für die deutsche Möbelindustrie. Vor dem Ausbruch des russisch-ukrainischen Konflikts im Jahr 2014 beliefen sich die deutschen Möbelausfuhren nach Russland noch auf mehr als 200 Millionen Euro.
möbel kultur: Sie haben am Montag dieser Woche im Rahmen der Jahrespressekonferenz erst wieder betont, dass die Störungen in der Lieferkette Kostentreiber bleiben. Russland ist als Produzent von Holz, Aluminium und Gas bekannt. Wie abhängig ist die Branche von Ressourcen bzw. Zulieferteilen russischer Herkunft?
Jan Kurth: Bei den Möbelimporten nach Deutschland spielt Russland kaum eine Rolle. Auch Halbfertigprodukte kommen nur in geringer Zahl von dort. Diese Mengen könnten ohne weiteres kompensiert werden.
möbel kultur: Welche sonstigen Folgen aus der Krise sind denkbar?
Jan Kurth: Wir müssen uns sicher auf einen weiteren Anstieg der Energiepreise einstellen. Deutschland bezieht die Hälfte seiner Erdgasimporte aus Russland. Mit höheren Energiepreisen wird sich die Produktion unserer Hersteller am Standort Deutschland verteuern.
Zu befürchten ist darüber hinaus, dass der Konflikt auf die Konsumstimmung der Verbraucher drückt.
