Der Bayerische Rundfunk widmete der Möbelbranche gestern in der Abendschau ein Special unter dem Titel „Das Möbel-Haus-Sterben“ und sendete live aus der Mahler-Filiale in Wolfratshausen. Neben dem Jugend-Auszubildendenvertreter Vladislav Gerdt, der hofft, dass möglichst alle Azubis eine neue Stelle bekommen werden, und dem Betriebsratsvorsitzenden Thomas Kohlert kam auch Junior-Chef Michael Mahler zu Wort, der sich immerhin den kritischen Fragen stellte. „Wir haben an diesem Standort das Problem, dass dieser nicht mehr ganz aktuell ist, was Ladenbau und Sortiment angeht“, betonte Mahler noch einmal. „Wir haben hier einen Investitionsstau in nicht unerheblicher Höhe, vielleicht siebenstellig oder sogar im zweistelligen Millionenbereich. Und das hat dann dazu geführt, dass wir uns dazu entschieden haben, hier die Investition nicht mehr zu tätigen. Auch vor dem Hintergrund des Generationenwechsels, um uns lieber auf unseren neuen, modernen Standort in Neu-Ulm zu konzentrieren.“ Soweit bekannt.
Neu war jedoch, dass Michael Mahler offen zugab, dass die Geschäftsleitung „einen strategischen Fehler“ begangen habe, weil sie für den wertvollen Standort nicht schon früher Geld in die Hand genommen hat – nicht zuletzt, um die Mitarbeiter zu schützen. „Wir sind zu schnell gewachsen und haben zu viel Geld in andere, neue Projekte investiert, sodass das Geld für den Standort Wolfratshausen nicht mehr da war, um diesen hier auf den neuesten Stand zu bringen.“ Die Leidtragenden sind nun die 260 Mitarbeiter, die bekanntermaßen nicht von XXXLutz übernommen werden, sondern lediglich die Immobilie. Laut der Lutz-Pressestelle wird derzeit noch überlegt, mit welchem Konzept das Unternehmen dort an den Start geht.
Betriebsratsvorsitzender Thomas Kohlert sagte dazu:„Die wissen jetzt schon, was sie damit machen. Die werden das Haus ohne Personal übernehmen, die jungen Leute raussuchen, die wenig Geld kosten, diese im Gehalt drücken und das Haus somit ohne Betriebsrat erwerben. Das ist ihr Ziel.“ Auf die Frage, an was es seiner Meinung nach lag, dass der Standort nun geschlossen wird, antwortete Kohlert: „Man hat geplant, in Neu-Ulm ein großes Haus zu eröffnen, dass nicht so läuft, wie es laufen soll, und wir baden das aus.“