Die ARD berichtete im August negativ über Ottos Logistiktochter Hermes. Unter dem Titel "Ein Milliardär und seine Götterboten" entspannte die Redaktion eine klassische David-gegen-Goliath-Story. In der Programmbeschreibung der Dokumentation heißt es: "Zwei deutsche Existenzen. Der Hermes-Paketbote Peter und der Milliardär Michael Otto. Peter arbeitet für 60 Cent pro Paket, nach einem 10 Stunden Tag hat er etwa 60 Euro verdient." Der maßgebliche Vorwurf lautete, dass das Subunternehmer-Prinzip dem Verhaltens-Kodex der Otto Group in vielen Punkten widerspreche.
In der gestrigen ARD-Sendung "Beckmann" hat Dr. Michael Otto, Aufsichtsratsvorsitzender der Otto Group, gegen die Anschuldigungen Stellung bezogen: "Wir gehen auch bei Auftragnehmern aktiv gegen Lohndumping, Scheinselbständigkeit oder gar die Hinterziehung von Sozialabgaben vor." Allein der Verdacht, die Otto Group würde untätig zusehen, wenn bei beauftragten Speditionen Mitarbeiter schlecht behandelt werden, sei ungeheuerlich.
Die ethischen Standards des Hamburger Konzerns gelten laut Dr. Michael Otto auch für die Unternehmen, die im Auftrag der Otto Group tätig sind. Wie in jedem anderen Großunternehmen auch würden Dienstleistungen, Handwerkerleistungen und auch Speditionsleistungen an Dritte weitergegeben - so habe die Gruppe rund 4.000 Lieferanten. Beim Logistikdienstleister Hermes seien 8.000 fest angestellte Mitarbeiter tätig, die die Ware lagern, konfektionieren und bis in die Bestimmungsregion bringen. Die Auslieferung auf dem letzten Weg zum Kunden erledigten seit vielen Jahren unabhängige Speditionen, "die sich in der Region viel besser auskennen als wir und die die enormen Mengenschwankungen mit mehreren Auftraggebern besser ausgleichen können", so Dr. Otto. Bei diesen Spediteuren seien nochmals rund 13.000 Menschen beschäftigt, davon rund die Hälfte wiederum als angestellt Beschäftigte.
Der Unternehmer Dr. Otto bedauerte in der Sendung, dass es trotz etlicher Kontrollen in Einzelfällen zu menschenunwürdigen Arbeitsverhältnissen bei diesen Unternehmern gekommen sei. Deshalb hat das Management der Hermes Logistik Gruppe Deutschland seit Anfang des Jahres ein Maßnahmenpaket erarbeitet, dass solche Fälle künftig effektiver ausschließen soll.
So wurde für die beauftragten Unternehmen erstens ein Verhaltenskodex entwickelt, der die Speditionen zwingt, ordentliche Beschäftigungsverhältnisse zu schaffen und sich selbstverständlich an Recht und Gesetz zu halten. Zweitens wurde ein Ombudsmann eingesetzt, bei dem sich Fahrer anonym und vertraulich beschweren können, damit Hermes diesen Fällen besser nachgehen kann. Drittens ist das Unternehmen derzeit dabei, aktive Kontrollmechanismen zu entwickeln, die Verstöße gegen die hohen Sozialstandards der Otto Group und von Hermes ausschließen.
Um die Ernsthaftigkeit dieser Maßnahmen zu unterstreichen, betont Dr. Michael Otto: "Wer in unserem Auftrag Dumpinglöhne zahlt, wer Sozialabgaben hinterzieht, wer Schwarzarbeit oder Scheinselbständigkeit duldet, der fliegt bei uns raus."