Die Dynamik in der Möbelbranche nimmt weiter zu. Das zeigte der vierte „Living & Home“-Kongress, der vergangene Woche in Düsseldorf über die Bühne gegangen ist. „Wachstum findet in den nächsten Jahren nur noch online statt“, betonte Sebastian Deppe von der BBE Handelsberatung, der gewohnt souverän durch die Veranstaltung führte. Er geht davon aus, dass der E-Commerce-Anteil im Bereich Möbel 2021 bei über 12 Prozent liegen wird.
Von der Entwicklung profitieren einige der Unternehmen, die sich auf der Veranstaltung präsentierten. Wie zum Beispiel Vintage-Möbel 24. Dennis Riggers, Mitglied der Geschäftsleitung, führte am Beispiel der Marke Vinterior aus, wie wichtig auch in der Online-Vermarktung die emotionale Ansprache der Kunden und die Nutzung der sozialen Medien ist. Alessandro Quaranta, Geschäftsführer von Form.Bar by Okinlab weiß zudem, dass die Individualisierung der Produkte für die Käufer einen extrem hohen Stellenwert hat. Um künftig von dem wachsenden E-Commerce-Markt noch besser profitieren zu können, hat sich der Schlafzimmerspezialist Rauch in den vergangenen Monaten komplett neu aufgestellt. Michael Stiehl, Geschäftsführender Gesellschafter, machte in seinem Vortrag deutlich, was für ein Kraftakt es ist, bei einem über 120 Jahre alten Unternehmen so eine massive Kulturveränderung durchzuführen. Was es bedeutet, ein traditionsreiches Unternehmen zu drehen, weiß auch Marco Werner, CDO Karstadt. Seit 1. Oktober sind die beiden Websites von Karstadt und Kaufhof nun in Galeria.de aufgegangen. Dabei ist Living für den „Ur-Marktplatz“ ein strategischer Wachstumsbereich. Interessant waren ebenso die Ausführungen von Prof. Dr. Daniel Heinrich. Er präsentierte erste Ergebnisse, die Möbel Martin mit seinem Virtual Reality Sofa-Konfigurator am POS im neuen Haus in Saarbrücken gemacht hat. Demnach gaben z. B. über 60 Prozent der Kunden an, dass ihnen der VR-Konfigurator die Kaufentscheidung erleichtert.
Mit Spannung erwartet wurde zudem der Vortrag von Dr. Markus Wagemann vom Bundeskartellamt. Durch die Übernahmeplänen von XXXLutz (u. a. 50% Roller) und Kurt Krieger (50% Multipolster) sowie aktuellen Rabattforderungen hat die Behörde die Möbelbranche nach wie vor im Fokus. Inzwischen guckt das Bundeskartellamt nicht mehr nur auf die Unternehmen, sondern auch auf die einzelnen Warengruppen, wie Küchen oder Polstermöbel, und auf Vertriebswege. Das wird interessant, wenn der Fall XXXLutz/Roller dann in Bonn auf dem Tisch liegt, was derzeit noch nicht akut ist. „Das Verfahren wird sehr komplex“, weiß Dr. Wagemann. Dabei geht es um die Bewertung, ob solche Zusammenschlüsse zu einer „wesentlichen Beeinträchtigung des wirksamen Wettbewerbs“ führen.
Weitere Speaker waren Dr. Andreas Siebe, Scenario Management International; Oliver Schael, Ambigence; Tobias Nientiedt, Otto; Karen Löhnert, Sleeperoo; IT-Unternehmensberater Tobias Schrödel, Christian Hartmannsgruber, Kimocon; Dr. Andrea Cornelius, Elaboratum; Stefan Suchanek, Raumkunst und Gabriela Kaiser, Trendagentur. Veranstaltet wurde die „Living & Home“, wie bereits in den vergangenen Jahren, vom Management Circle, begleitet von der „möbel kultur“ als Medienpartner.