Andreas Ruf, Geschäftsführer Kooperationsnetzwerk Möbelindustrie, hatte interessante Referenten eingeladen.

Kooperationsnetzwerk Möbelindustrie

Virtuelles Vortragsprogramm beleuchtet Herausforderungen der Branche

Unter dem Motto „Prospektive Möbelbranche 2021“ hatte am gestrigen Mittwoch das Kooperationsnetzwerk Möbelindustrie zu einer Onlineveranstaltung eingeladen, an der diverse Impulsvorträge unterschiedliche Perspektiven auf die Problemfelder der Möbelbranche aufzeigten.

Nach der Begrüßung durch Geschäftsführer Andreas Ruf stellte Dr. Markus Wagemann, Leiter 1. Beschlussabteilung Bundeskartellamt, Kooperationsmöglichkeiten in der Möbelbranche aus kartellrechtlicher Sicht dar. Wagemann betonte, dass Kooperationen sowohl auf Hersteller- als auch auf Handelsseite grundsätzlich akzeptiert werden bis zur Grenze der Marktmacht bzw. der Ausschaltung des Wettbewerbs. „Kooperationen bis 15 Prozent Marktanteil gelten in der Regel als nicht wettbewerbsbeschränkend.“ Darüber hinaus gehende Kooperationen können im Einzelfall freigestellt sein. Der Experte ließ keinen Zweifel darüber, dass die Wettbewerbsbehörde die Möbelbranche genau im Auge behält. Auch die jüngst von der XXXLutz-Gruppe angekündigte Rabattaktion zu „20 Jahre Mömax“ werde man sehr genau beobachten.

Der anschließende Impulsvortrag von Rauch-Geschäftsführer Michael Stiehl drehte sich um den Transformationsbedarf der Möbelbranche. Mit Daten und Fakten machte Stiehl deutlich, dass sich die Spielregeln im Markt aufgrund des E-Commerce verändern. Es klaffe bei vielen eine Lücke zwischen dem, was die Kunden wünschen und der Leistung, die sie tatsächlich bekommen. Ein Schulterschluss in der Branche sei notwendig. Dazu gehören auch brancheneinheitliche Standards, durchgängige Prozessketten, die Digitalisierung der Prozesse, eine klare Festlegung von Rechten und Pflichten und eine feste Vereinbarung zwischen den Partnern. Genau das sei die Zielsetzung des Kooperationsnetzwerkes.

„Die Herausforderungen des Möbelhandels im New Normal“ stellte Dr. Johannes B. Berentzen von Dr. Wieselhuber & Partner dar. Wesentliche Trendthemen seien Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Invididualisierung. Der Onlineverkauf steige Pandemie-unabhängig weiter an zu Lasten des stationären Handels, weshalb die Themen Erlebniskauf und Beratungsqualität künftig noch wichtiger werden. Zum weiteren Pandemieverlauf stellte der Experte drei mögliche Szenarien vor, bei denen im Best Case bereits 2022 und im Worst Case erst 2026 das Corona-Virus im Griff ist. Vor diesem Hintergrund gebe es enorme operative Herausforderungen: Sicherstellung der Lieferketten, Omni-Channel, Flächengestaltung und -produktivität, Spannungsfeld Marke und Private Label sowie Fachkräftemangel.

Davon berichtete auch Dr. Martin Ahnefeld, Geschäftsführer Ahnefeld Möbel-Logistik und Amö-Vizepräsident. Der Bereich Logistik sei ein wesentlicher, zukünftiger Erfolgsfaktor. Um so mehr Sorge bereitet Ahnefeld, der erhebliche Fachkräftemangel sowie zunehmende Verkehrsprobleme. Die Branche müsse auf der Warenannahmeseite flexibler werden, forderte er. Die Logistik werde deshalb insgesamt teurer. „Neue Konzepte werden benötigt“, die Ahnefeld insbesondere in kooperativen Lösungsansätzen sieht. „Für den einzelnen Händler und Hersteller wird die Logistik zum wettbewerbsdifferenzierenden Faktor.“

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