Hartmann lebt Nachhaltigkeit nach einem Fünf-Säulen-Prinzip.

RMW hat unter rmw-cloud.com ein umfassendes Tool mit 800 Einrichtungsbeispielen für den Handel entwickelt.

Ab sofort gibt es von Erpo auch Polsterbetten.

Digitale Services an einem Platz: die 360-Grad-Plaza.

Nachhaltig visualisiert: Mäusbacher.

Mit „Polisales“ hat die Polipol-Gruppe bereits eine „Wissens-App“ mit allen Infos zu den Produkten der Gruppe erstellt.

Schlafsofas, denen man die Funktion nicht ansieht, von "Candy Sleep" (3 C-Gruppe).

Beeindruckender neuer Showroom: Cotta.

Klimaneutral zertifiziert und Made in Germany: womit Maja punktet.

Schicke Ausstellung, klasse Produkte: Femira präsentierte Digitaldruckstoffe für Boxspringbetten.

Erfolgreiches Debüt für Xonox.home: Bernhard Tenge.

Fazit M.O.W. und Hausmessen

Viel Diskussionsstoff – 5 heiße Eisen

Raus aus dem Home Office, rein in die Messen: Trotz aller Herausforderungen, denen sich die Branche gegenüber sieht, war die Freude groß, endlich wieder Ware live zu sehen, anzufassen und auszuprobieren. Business as usual? Ganz klar nein. Die abgelaufene M.O.W. und die Hausmessen haben gezeigt, dass die Pandemie und deren Begleitumstände das Gleichgewicht der Märkte empfindlich gestört haben.

1. Materialversorgung problematisch, Preise steigen
Die schwierige Beschaffung von Vormaterialien, damit verbundene Preiserhöhungen und auch Lieferzeiten waren das beherrschende Thema auf der Messe. Die Problematik ist zwar nicht neu, hat sich allerdings im Laufe des Jahres immer mehr zugespitzt. Und betrifft inzwischen sämtliche Materialien. Aktuell besonders im Fokus: Metallteile. „Verfügbarkeiten und Materialpreise – es bleibt nervenaufreibend“. „Die Preise gehen durch die Decke.“ „Das sind Hiobsbotschaften mit gewaltiger Spontaneität.“ Um nur einige der Stimmen aus der Industrie zu nennen, die die „möbel kultur“-Redaktion während ihres Messebesuches aufgeschnappt hat.

Auf der M.O.W.-Pressekonferenz am vergangenen Dienstag, zu der auch Jan Kurth geladen war, betonte der VDM-Geschäftsführer abermals, dass die Beschaffung und die Preisgestaltung derzeit die herausfordernden Themen in der Möbelindustrie sind. „Alles ist knapper und teurer geworden, um Möbel herzustellen.“ Sicher sei, dass die Preissteigerungen am Markt weitergegeben werden.“ In Gesprächen mit den Herstellern wurden durchaus Preiserhöhungen von 10 bis 15 Prozent genannt. Ob damit die gestiegenen Kosten auf den Vorstufen kompensiert werden können, bleibt abzuwarten, weil die weitere Entwicklung bis ins nächste Jahr völlig unwägbar ist. Nicht ohne Grund spricht Bega-Boss Dieter Hilpert von einer Renditedelle, denn die Rohstoffpreiserhöhungen kann auch die große Bega-Gruppe nicht abfedern und die gestiegenen Preise habe man in vielen Fällen für die polnischen Produktionspartner geschultert.

2. Logistikkosten explodieren
In brisante Höhen katapultieren sich im Übrigen auch die Container-Preise. Die Frachtkosten aus Asien sind in den letzten 18 Monaten gigantisch gestiegen und liegen aktuell im fünfstelligen Bereich. Damit einher gehen könnte ein Umdenken in puncto Sourcing Richtung Europa. Polstermöbel im Einstiegsbereich beispielsweise aus China zu importieren, dürfte sich kaum noch rechnen. Ganz abgesehen davon, dass es inzwischen fast nicht mehr möglich ist, Lieferzeiten für Möbel aus Asien präzise zu benennen. „Wir finden eine Marktsituation vor, in der der Handel auf verlässliche Lieferungen angewiesen ist", sagte Jan Kurth. Verfügbarkeit schlägt also Preis.

Aber auch hierzulande wird die Logsitik teurer werden. Das prognostizierte Dr. Martin Ahnefeld, Geschäftsführer Ahnefeld Möbel-Logistik und Amö-Vizepräsident, bereits im Vorfeld der M.O.W. bei einer digitalen Veranstaltung des Kooperationsnetzwerks Möbelindustrie. Der Bereich Logistik sei ein wesentlicher, zukünftiger Erfolgsfaktor. Um so mehr Sorge bereitet Ahnefeld, der erhebliche Fachkräftemangel sowie zunehmende Verkehrsprobleme. Die Branche müsse auf der Warenannahmeseite flexibler werden, forderte er. „Neue Konzepte werden benötigt“, die Ahnefeld insbesondere in kooperativen Lösungsansätzen sieht. „Für den einzelnen Händler und Hersteller wird die Logistik zum wettbewerbsdifferenzierenden Faktor.“

3. Klimafreundlichkeit im Fokus
Deutlich mehr als in den vergangenen Jahren wurde Nachhaltigkeit thematisiert. Dabei geht es längst nicht mehr nur um nachhaltige Produkte, wie wie z.B. Bezugsstoffe aus PET-Flaschen oder Altkleidern. Es geht vielmehr auch um Verpackungsmaterialien oder die Energiegewinnung, um die ganzheitliche Betrachtung, auch mit dem Ziel, klimaneutral zu fertigen. Unternehmen wie Germania überprüfen aktuell alle Prozesse und beziehen ihre Mitarbeiter mit in die Ideenfindung ein. Polipol hat unter „SOFAliebt – Möbel mit Herz“ definiert was Nachhaltigkeit für die Gruppe bedeutet: Menschen, Möbel und Umwelt. Cotta präsentierte im neuen Showroom u. a. eine Fläche zu seinem „Greenclub“ mit den drei wichtigen Säulen sozial, ökologisch und ökonomisch. Hartmann stellt seine Nachhaltigkeits-Strategie auf 5 Säulen: 1. Baum pflanzen für jedes gefertigte Möbel, 2. Holzreste zum Heizen nutzen, 3. Wasserkreislauf in der Fertigung, 4. Einsatz von Photovoltaik, 5. Zeitloses, langlebiges Design. Schon Ende 2021 will der Hersteller aus Beelen klimaneutral fertigen. Auch Mäusbacher visualisierte seine nachhaltige Strategie, die auf „Made in Germany“ basiert, anschaulich auf seinem Stand in Bad Salzuflen. Ebenso Maja, der seine Vorteile als zertifizierter, klimaneutraler Hersteller mit kurzen Wegen, hervorhob.

4. Neue Chancen ergreifen
Wie immer bieten auch schwierige Zeiten neue Marktchancen. Also gehen Unternehmen dazu über, ihr Portfolio zu erweitern, um dem Handel mehr aus einer Hand bieten zu können. Auf der Messe auffällig: Polstermöbelhersteller erweitern ihr Sortiment um den Bereich Schlafen. Dazu gehört die 3C Gruppe, die mit dem neu gegründeten Unternehmen Candy Sleep künftig verstärkt Polsterbetten und erstmals auch Schlafsofas zeigte. Erpo hatte zuletzt schon Bettsofas in sein Programm aufgenommen. Zur Messe, erstmals im Informa-Zentrum, stellte Geschäftsführer Stefan Bornemann jetzt auch Polsterbetten in der gewohnten Qualität Made in Germany vor. Die Polipol-Gruppe erweiterte wiederum das Hukla-Markensortiment erstmals um Matratzen, innerhalb der eigens gegründeten Hukla Comfortbetten GmbH & Co. KG. Unter dem Slogan „Hukla - So will ich schlafen“ sollen mittelfristig auch Betten präsentiert werden. Einen kompletten Neustart legte Xonox.home hin. Das Unternehmen wurde am 1. Juli aus der Taufe gehoben und will im Markt für zerlegte Ware neue Akzente setzen. Die beiden geschäftsführenden Mitgesellschafter Bernhard Tenge und Jürgen Drake konnten dank einer „tollen Teamleistung“ einen erfolgreichen Aufschlag vermelden. „Wir nennen das powered by MCA. Wir schaffen die Agilität eines Start-ups auf der soliden Basis eines Big Players“, fasst Finn Heitmann, MCA-Geschäftsführer, der sich wie Christian Chemnitz, ebenso MCA-Geschäftsführer, an dem neuen Unternehmen beteiligte.
Einen ebensolchen Kraftakt hatte aber auch Trendteam zu stemmen, der sich nach dem Weggang von Drake, Tenge  & Co. innerhalb kürzester Zeit neu aufstellen musste. Nicht nur das gelang, sondern zusätzlich wurde bei Inter-Furn das Produktangebot erneuert: „Wir haben unser Sortiment überarbeitet und mit frischen Designs versehen, die wir in Kürze unseren Kunden anbieten möchten“, freute sich Inhaber Ralf Müller.

5. Digitalisierung nimmt weiter Fahrt auf
Die Digitalisierung der Branche, die ohnehin schon in der Pandemie an Fahrt aufgenommen hat, bleibt Dauerthema. Die M.O.W. hatte in Zusammenarbeit mit Julia Greven, Philla BrandXitement, und Dirk Schroeder, Smart2digital, erstmals eine gesonderte Fläche, die 360-Grad-Plaza dafür freigemacht, mit u. a. innovativen Tools für den digitalen Möbelvertrieb, Shopsystemen, E-Commerce, Logistik- und Servicelösungen, ERP und Datenmanagement sowie Omnichannel-Marketing: Geballte Kompetenz, die großen Anklang fand. RMW hat unter rmw-cloud.com ein umfassendes Tool – mit 800 Einrichtungsbeispielen - für den Handel entwickelt, das mittelfristig auch als App zu haben sein soll. Mit „Polisales“ hat die Polipol-Gruppe bereits eine „Wissens-App“ mit allen Infos zu den Produkten der Gruppe erstellt, um dem Verkäufer am POS mehr Sicherheit zu geben. Und die neue Ausstellung von Cotta in Herford überzeugte nicht nur durch eine inspirierende Darstellung, hier wurde auch deutlich in die Digitalisierung investiert, u. a. mit Stelen und großen Bildschirmen.

Erste Messe-Eindrücke gibt es in der Bilderstrecke. Lesen Sie einen ausführlichen Bericht über die M.O.W., die Möbelmeile und die Hausmessen in der Oktober-Ausgabe der „möbel kultur“.

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