Statement zum Jahresstart

Unsicherheit dämpft die Konsumstimmung

Corona und kein Ende. Bereits im zweiten Jahr wurde die Pandemie zum Haupttreiber für Veränderungen, bricht eingefahrene Strukturen auf und setzt für die Zukunft eine ganze Reihe von Fragezeichen. Einerseits stehen die Themen Einrichten und Homing weiterhin hoch im Kurs, andererseits steigt mit der Lieferkettenproblematik jedoch die Inflationsrate, was zum Abschmelzen der Kaufkraft und -lust führen kann. Wir haben nachgefragt, mit welchen Erwartungen die Branche das herausfordernde Jahr 2022 angeht. Hier die Antwort von Sebastian Deppe, BBE  Handelsberatung:

"Hinter uns liegen bereits anderthalb schwierige Jahre, und die weiteren Entwicklungen und Auswirkungen der Pandemie sind auch heute nur schwer vorherzusagen. Die Möbelbranche gehört sicher bis jetzt zu den „Gewinnern“ der Corona-Krise. In Zusammenhang mit den Auswirkungen für unsere Gesellschaft sollte man allerdings mit dem Wort „Gewinner“ behutsam und differenziert umgehen.

Doch die Pandemie hat eben auch das Einkaufsverhalten verändert. Eine der Folgen: Endlich hat sich der schon viele Jahrzehnte strapazierte Begriff des „Cocooning“ in der Nachfrage niedergeschlagen. Besonders kleinere und mittlere Betriebe des Mittelstands haben davon profitiert. Auch der Onlineanteil ist stark angestiegen – wenngleich durch die Besonderheiten in der Möbelbranche vor allem Multichannel- sowie Spezialanbieter zulegen konnten.

Aber schauen wir nach vorn. Was spricht für eine weiter gute Entwicklung im kommenden Jahr? Die Verbraucher schätzen mehr denn je eine gute Einrichtung, ein schönes, behagliches Zuhause. Dieser Trend wird sich noch verstärken, weil immer mehr Menschen von daheim arbeiten. Hinzukommen die weiter intensiven Bautätigkeiten und Gebäudemodernisierungen, die sicher durch die neue Regierung mit neuen Förderprogrammen befeuert werden.

Zu beobachten ist auch, dass die Verbraucher hochwertige Produkte nachfragen und bereit sind, dafür etwas mehr Geld auszugeben. Der Fachhandel konnte sich ­dieses Verhalten zunutze machen und einfacher Preiserhöhungen umsetzen. Das ist in einer Zeit mit immer größer werdenden Lieferproblemen wichtig und kommt insbesondere europäischen und deutschen Herstellern zugute.

Und was spricht gegen eine gute Entwicklung im kommenden Jahr? Viele Konsumenten haben ihre Anschaffungen vorgezogen und werden aufgrund auch eigener wirtschaftlicher Unsicherheit Anschaffungszyklen verlängern. Zudem werden Ausgaben für Reise und Freizeit wieder deutlich ansteigen, was sich negativ auf anderen Konsum aus­wirken wird. Die gefühlte und tatsächliche Inflation, aber vor allem die zunehmende Unsicherheit über die Pandemie­entwicklung, verbunden mit einer gewissen Zukunftsangst, werden bei den Verbrauchern negativ wirken.

Ergo: Ich gehe eher von einem Rückgang der Konsumausgaben aus. Bestenfalls gibt es eine Stagnation auf dem derzeit hohen Niveau. Sicher ist dabei aber der differenzierte Blick wichtig, da die Effekte ja nach Ausrichtung und spezifischen Rahmenbedingungen unterschiedlich wirken werden. Umso wichtiger ist es, viele gute Maßnahmen und Innovationen, die in der Pandemie zum Teil zwangsweise eingeführt wurden, auch weiterhin zum Vorteil zu nutzen. Beispielhaft seien die Terminvergabe oder auch Onlineberatung genannt. Die Vorteile für die Produktivität sind in Zeiten des zunehmenden Fachkräftemangels gerade für den stationären Möbelhandel eine riesige Chance."

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