Gestern, am zweiten Schieder-Prozesstag am Landgericht Detmold ging es nicht nur um die erste Aussage von Firmengründer Rolf Demuth (siehe Online-News: "Ich habe alles getan was ich konnte") und um die Befragung des ersten Zeugen Hans-Joachim Tessner (siehe Online-News: "Insolvenz war im Schieder-Beirat nie Thema").
Die Anwälte von Rolf Demuth bemängelten, dass viele Unterlagen der Banken fehlten und somit nur einen Teil der Wahrheit dokumentierten - was die Staatsanwaltschaft von sich wies. Darüber hinaus machte Demuth-Anwalt Dr. Tido Park eindringlich darauf aufmerksam, dass die Banken schon zu einem frühen Zeitpunkt über die Schieflage des Unternehmens und das schlechte Rating informiert waren. "Bereits im Herbst 2005 wussten die Banken vollständig über die finanzielle Lage von Schieder Bescheid." Sie hätten ihre Sorgfaltspflicht vernachlässigt, und vielmehr sogar Druck ausgeübt dahingehend, dass sie regelrecht wollten, dass weitere Finanzierungen zustande kämen. Insgesamt rückten die Verteidiger gestern die Rolle der Banken und Investoren in den Mittelpunkt der Verhandlung.
Rechtsanwalt Joachim Albert stellte wiederum eindringlich in Frage, ob der Mitangeklagte Andreas Hillbrink überhaupt verhandlungsfähig sei. Hillbrink selbst machte daraufhin deutlich, dass er sich dem Verfahren auf jeden Fall stellen will. Er sei laufend in ärztlicher Behandlung und die Verhandlung sei für ihn nicht zu anstrengend. Hillbrink: "Nichts lässt sich leichter erzählen als die Wahrheit."
Franz-Josef Golüke wiederum blieb gestern bei seiner Darstellung. Er sei der Vertriebler gewesen, der sich um Sortimente und den Verkauf kümmerte. Zu den Finanzierungskonzepten könne er nichts sagen. "Ich kann das nicht nachvollziehen und nicht beurteilen. Das war nicht die Welt, in der ich gelebt habe." Unterstützung in dieser Frage bekam er von Hans-Joachim Tessner, der gestern als Zeuge geladen war und, befragt nach der Rolle von Golüke, antwortete, dass sein Haupttätigkeitsfeld der Vertrieb und die Kontake zu den Kunden gewesen waren. Gleichwohl trage ein Geschäftsführer immer eine Verantwortung, wenn er Bilanzen unerschreibt.
Der Prozess bliebt auf jeden Fall spannend. Nächste Woche Donnerstag, 23. September, 9.30 Uhr, geht's weiter.