Schieder-Prozess

Teilgeständnisse revidiert

Rolf Demuth und Samir Jajjawi rudern zurück: Ihre Verteidiger revidierten jetzt die Teilgeständnisse ihrer Mandanten. Nach Angaben der "Neuen Westfälischen Zeitung" verlasen die Anwälte fast zwei Stunden lang ihre Begründungen. Demnach kritisierte Jajjawis Anwalt Joachim Albert die "dürftigen Beweismittel" bei dem Vorwurf, die polnische Schieder-Tochter MMI habe ihr Vorratsvermögen zum 31. März 2005 um 16 Mio. Euro zu hoch ausgewiesen. "Bei einer Manipulation diesen Ausmaßes stünden zugleich 60 polnische Inventurhelfer unter Generalverdacht", so Albert. Außerdem betonte er, die MMI-Finanzchefin würde die Vorwürfe bestreiten und die Anklage das polnische Handelsrecht ausblenden.

Um den Sachverhalt zu klären, kündigte Richter Michael Reineke an, einen in polnischen Bilanzen versierten Berliner Steuerberater zu laden und die Finanzchefin per Video zu vernehmen. Sie hat sich angeblich geweigert, in Deutschland auszusagen, weil sie nicht mit dem Mitangeklagten Andreas Hillbrink zusammentreffen wolle. Der Grund: Er habe ihr gegenüber ein "aggressives Verhalten" gezeigt, schreibt die "Neue Westfälische".[page_break]Der Verteidiger von Rolf Demuth, Tido Park, erklärte, dass Samir Jajjawi die Manipulationen zwar eingeräumt hat, "aber nicht aus eigenen Wahrnehmungen". Praktisch seien die Manipulationen gar nicht umsetzbar gewesen. Bei der polnischen Tochter BFM hätten für die Verschleierung der angeblich falschen Lagerbestände zehn Aktenordner gefälscht werden müssen - und das innerhalb von drei Tagen. "Unmöglich", ist sich der Anwalt sicher. Gleichzeitig beantragte er die Einladung mehrerer Zeugen, darunter Nicolas Berggruen, der die Liechtensteiner IMS-Gruppe und BFM erworben hatte. Denn Berggruen habe bei der Prüfung "keine signifikanten Abweichungen der bilanzierten und tatsächlichen Warenbestände" festgestellt.

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