Mit 152 Teilnehmer:innen konnte die AMK nach zweijähriger Pandemiepause gestern endlich wieder ihre Jahrestagung live durchführen. Der hohe Zuspruch der Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft, darunter die wichtigsten Entscheider aus allen Bereichen der Wertschöpfungskette, unterstreicht einmal mehr das Bedürfnis nach Austausch in unwägbaren Zeiten. Und auch der Tagungsort war diesmal ein besonderer: Nicht wie sonst in Mannheim, sondern im Berghotel auf dem Königstuhl mit weitem Blick über Heidelberg fand das Treffen statt, was schon durch die Location den Horizont erweiterte. So ging es auch nicht nur um den Status quo der Branche, den die beiden Sprecher Markus Sander und Frank Jüttner skizzierten. Zwar lag die Umsatzentwicklung bis Juli 2022 noch bei +10,11 % in der Küchenindustrie – bei steigenden Auftragswerten, was vor allem dem bislang robusten Vertrieb der Spezialisten und einem hohen Stellenwert der Küche insgesamt zu verdanken ist, doch beeinflussen nun zunehmend andere Faktoren das Bild. Allen voran ist es die Energiekrise, die Küchen nach den Materialengpässen immer teurer macht, während das Konsumklima hierzulande bereits ein Allzeittief erreicht hat (-42,5 laut GfK-Index). Laut GfK ist die Menge der verkauften Küchen im zweiten Quartal bereits um 14,8 Prozent zurückgegangen, auch wenn der Umsatz im Zuge der Preissteigerungen (+14,6%) nur um 2,4 Prozent geschrumpft ist. Obwohl das Homing in der Küche, eine noch stabile Baukonjunktur und Erfolge im Export die Branche tragen und sich die Liefersituation weitgehend entspannt hat, ist die Zukunft nun herausfordernder denn je.
Wie die AMK ihrerseits zu zentralen Branchenthemen beitragen kann, wurde aus den von AMK-Geschäftsführer Volker Irle vorgetragenen Berichten zu den einzelnen Arbeitsgruppen deutlich. Dazu gehören jede Menge Öffentlichkeitsarbeit rund um Kücheninnovationen, der „Tag der Küche“ (am 12.11.2022) ebenso wie neue Projekte, beispielsweise zum Thema Fachkräftemangel. Gemeinsam mit Recruitingverantwortlichen und Kontaktstellen will der Verband insbesondere den Nachwuchs für Jobs in Küchenindustrie und -handel begeistern.
Was den Export betrifft, steht auch 2023 wieder der von der AMK mitorganisierte Gemeinschaftsstand auf der Messe KBIS in Las Vegas an (31.1.bis 2.2.2023). Dreizehn Unternehmen haben sich bereits für den German Pavilion angemeldet, weil sie im US-Markt wachsende Chancen sehen und dabei von staatlichen Zuschüssen ebenso wie von Synergien unter dem Label Made in Germany profitieren. Begleitend soll auch wieder eine Delegationsreise zu Bauprojekten und Showrooms in den USA stattfinden.
70 Treffen allein bis September in diesem Jahr belegen zudem die Bedeutung der Arbeitsgruppe Technik & Normung, die inzwischen zehn Arbeitsblätter als verbindliche Grundlage für Koordinationsmaße bei Einbaugeräten, Antifingerprint-Standards oder Anforderungen bei Arbeitsplatten verschiedener Materialien vorlegen kann. Unter dem Gesichtspunkt nachhaltiger Strategien werden zudem Lieferketten in einem Projektteam detailliert analysiert und auch die AG Spülen & Zubehör hat Sustainability zu ihren Zukunftsschwerpunkt erklärt.
Gerade beim aktuellen Thema Kreislaufwirtschaft gilt es, dass AMK und VdDK bzw. VHK Hand in Hand arbeiten und aktiv an der nationalen und europäischen Normung mitwirken. Dies wurde u.a. durch den Gastvortrag von Verbandsgeschäftsführer Jan Kurth deutlich, der nochmals betonte, dass jetzt die Weichen für die Zukunft gestellt werden. Die Thematik wird nicht zuletzt auch mit Blick auf die künftige Rohstoffsicherung brisanter, weil möglicherweise Dürreschäden in den Wäldern oder die zunehmende Verstromung von Altholz die Frischholzversorgung gefährden und somit der Zugriff auf Sekundärstoffe für die Möbelbranche essenziell wird. Nochmals wies Kurth auf die Schere zwischen den enormen Steigerungen der Erzeugerpreise (+46% inkl. Energie bis September 2022) und den bislang unternommenen Anpassungen (+ 8% im gleichen Zeitraum) hin und dass die politisch eingeforderten Energieeinsparungen von 15 bis 20 Prozent kaum möglich sind.
Bemerkenswert aus Sicht der AMK ist im übrigen auch die Tatsache, dass der Branchenverband auf jetzt 149 Mitgliedsunternehmen gewachsen ist. Bei vier Abgängen konnten 2021 sechs Newcomer und 2022 nochmals zwölf Zugänge gewonnen werden.