Dr. Lucas Heumann, Hauptgeschäftsführer des VdDP, rät, die amtliche Statistik mit Vorsicht zu betrachten.

Deutsche Polstermöbelindustrie

Statistik stimmt nicht

Laut den offiziellen Zahlen musste die deutsche Polstermöbelindustrie im vergangenen Jahr einen Umsatzrückgang von 13,45 Prozent auf 1,69 Mrd. Euro verzeichnen. Wie der Verband der deutschen Polstermöbelindustrie (VdDP) heute mitteilte, sank der Inlandsumsatz im Vergleich zu 2009 um 16,35 Prozent auf 1,4 Mrd. Euro, während das Auslandsgeschäft um 5,94 Prozent auf 269,7 Mio. Euro zulegte. Die Exportquote kletterte um rund drei auf 15,95 Prozent.

Diese Zahlen spiegeln die wahre Situation der Branche jedoch nicht wieder, gibt Dr. Lucas Heumann, Hauptgeschäftsführer des VdDP zu bedenken: "Die amtliche Statistik des Statistischen Bundesamtes, die für die deutsche Polstermöbelindustrie im Jahr 2010 einen Umsatzrückgang von 13,45 Prozent ausweist, vergleicht in Wirklichkeit âpfel mit Birnen." So stellte er fest, dass aufgrund der neuen Einstufung der Unternehmen im vergangenen Jahr zehn Hersteller aus der amtlichen Statistik herausfielen. Der Grund dafür waren Verschiebungen bei den faktischen Schwerpunkten der Firmen. Sie führten dazu, dass statt der 48 Unternehmen im Jahr 2009 nur 38 für die amtliche Berechnung 2010 erfasst wurden. "Dass folglich zweistellige Umsatzrückgänge eingetreten sind, hat also nichts mit wirtschaftlicher Entwicklung zu tun, sondern mit offenbar ?höherer? Mathematik", erläuterte Dr. Heumann.

Um die tatsächliche Situation der Branche zu eruieren, sollten die Ergebnisse des verbandsinternen Auftragspanels verfolgt werden, das die Auftragseingänge der Branche nach In- und Ausland gegliedert erfasst. Daran beteiligen sich nach Angaben von Dr. Heumann 60 Prozent der Polstermöbelhersteller. Werde diese Auswertung herangezogen, stagnierte die Branche 2010 faktisch. Die Auftragseingänge (kumuliert) reduzierten sich geringfügig um 0,63 Prozent. Dabei gingen die Orderzahlen im Inland um ein Prozent zurück, während im Ausland ein leichtes Plus von 0,75 Prozent zu verzeichnen war. Nach Einschätzung des VdDP "ist diese stagnierende Entwicklung im Wesentlichen darauf zurückzuführen, dass die Branche aufgrund ihrer niedrigen Exportquote nicht wie andere Segmente der Möbelindustrie ? beispielsweise die Küchenmöbelindustrie ? an der deutlichen Erholung der Auslandsmärkte partizipierte." Knapp 15 Prozent ihrer Umsätze erzielte die Polstermöbelindustrie im Ausland. Die Küchenmöbelhersteller hingegen hätten eine Exportquote von knapp 40 Prozent.

Eine internationalere Ausrichtung der Vertriebsaktivitäten sei daher das Gebot der Stunde. So betont Dr. Heumann. "Die Exportorientierung wird zunehmen. Hierauf ist die deutsche Polstermöbelindustrie dringend angewiesen, um erstens die einseitige Abhängigkeit vom Inlandsgeschäft zu reduzieren und zweitens von den überdurchschnittlichen Zuwachsraten in den weltweiten Wachstumsregionen zu profitieren."

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