„Wir sind ein echter Local Hero. Alles begann hier vor 65 Jahren als Start-up in der Garage“, sagt Möbel-Wassermann-Geschäftsführer Philipp Dutli, der in dritter Generation das Familienunternehmen führt. Memmingen ist eine kaufkräftige Stadt mit starken Industrieunternehmen. Mit seinen 44.000 Einwohner:innen ist "das Tor zum Allgäu" jedoch zu klein, um für ausreichend Frequenz in dem Möbelhaus zu sorgen. Im Westen kreuzen sich aber zwei wichtige Autobahnen – die A7 und die A96 – und entlang dieser beiden Routen erstreckt sich das weitere Einzugsgebiet von Möbel Wassermann. Im Norden reicht die Kundenansprache bis nach Ulm, im Süden über Kempten bis nach Reutte (Österreich).
Möbel Wassermann ist ein großes Einrichtungshaus mit 40.000 qm Betriebs- und 30.000 qm Ausstellungsfläche. So kann eine umfassende Auswahl geboten werden, aber mit Großfläche hat das nichts zu tun. Denn hier werden mittelständische Tugenden mit Beratungskompetenz gelebt. Das funktioniert auch deshalb, weil Philipp Dutli es schafft, trotz Vollbeschäftigung in der Region, seine Mitarbeiter:innen zu halten. Gerade erst wurden auf dem Sommerfest wieder mehrere Mitarbeiter:innen für 25, 30, 35 und sogar 40 Jahre Betriebszugehörigkeit ausgezeichnet.
Das Geschäft während des Lockdowns zuschließen zu müssen, war für die Wassermänner und -frauen eine schreckliche Erfahrung. Aber die Schockstarre hielt nicht lange an, denn es zeichnet Philipp Dutli aus, dass er als Unternehmer und als VME-Aufsichtsratsmitglied Agilität vorlebt. So wurden die Lockdown-Phasen beispielsweise für Verkaufstrainings genutzt. Und trotz aller Pandemie-bedingten Stress- und Frustsituationen – der 2. Lockdown dauerte in Memmingen vom 15. Dezember 2020 bis zum 4. Juni 2021 – liefen die beiden Jahre auf betriebswirtschaftlicher Ebene gut, erst recht, weil Wassermann schon mit einem sehr hohen Auftragsbestand in das Jahr 2020 gestartet war. Das Unternehmen ist finanziell gesund, was sicherlich auch auf die Schweizer Gründlichkeit zurückzuführen ist, die Philipp Dutli in kaufmännischer Hinsicht in den Genen liegt. So wäre er auch nicht abgeneigt, zu expandieren und einen bestehenden Standort zu übernehmen. „Wachstum ist doch das übergeordnete Ziel eines Unternehmers. Bisher war das Richtige aber noch nicht dabei.“
Möbel Wassermann setzt auf das Verbandssortiment – mit einem sehr starken Polsteranteil, was bei den Einrichtungspartnerring-VME-Gesellschaftern Tradition hat. Auch Küchen laufen sehr gut. Die Fachsortimente haben dagegen etwas eingebüßt, denn viele Kund:innen haben Kochtöpfe & Co. in den vergangenen zwei Jahren im Internet bestellt.
Doch der Shift zum Onlinehandel ist aktuell längst nicht die einzige Herausforderung für den stationären Handel: Inflation, Lieferketten, Sommerloch. Diese Gemengelage führt zu niedrigen Frequenzen und auch die Aufenthaltszeit der Kund:innen nimmt ab. Ein wenig kann man mit konventionellen Mitteln dagegenhalten. Prospekte und vor allem Mailings funktionieren noch recht gut. Aber für Schubkraft auf der Fläche soll bei Möbel Wassermann im Herbst etwas ganz Besonderes sorgen: Dann kommt der „Trendhopper“ nach Memmingen! Als zweite Konzeptfläche in Deutschland nach Interliving Schaumann in Kassel, wo die VME-Eigenmarke bereits gut angekommen ist. „Ich denke, das ist ein Impuls, der viel mehr bringt als die x-te Prozentaktion“, freut sich Philipp Dutli. Es geht um den Effekt auf der Fläche, aber auch um neue Zielgruppen, die bisher nicht den Weg in ein klassisches Möbelhaus gefunden haben. Ein echter Booster für den Image-Faktor!
Das Trendhopper-Projekt ist eine logische Konsequenz, denn Philipp Dutli ist vom Prinzip Eigenmarke überzeugt. „Die Zukunft als Verbundgruppe wird darin liegen, dass wir diesen Weg noch konsequenter verfolgen.“ Möbel Wassermann geht mit gutem Beispiel voran und flaggt deshalb auf die Interliving-Unternehmermarke um. Nicht allein wegen der Ware und der wachsenden Markenbekanntheit, sondern insbesondere auch wegen des Austauschs unter den Partnern, die sich gemeinsam weiterentwickeln wollen. „Wir wollen uns einbringen, denn diese Gruppe macht sich Gedanken über wichtige Themen wie die Customer Journey – und auch über das Employer Branding. Dafür ist Interliving das Vehikel“, sagt Dutli.
Und als würde das noch nicht reichen, steht nun auch noch der neue Online-Auftritt auf der Agenda – inklusive Shop, der aber eher eine Schaufenster-Funktion haben wird. Im VME ist Philipp Dutli im Digitalisierungsausschuss aktiv. „Logistik, Verkaufsprozesse, Warenwirtschaft – hinter den Kulissen gehen wir alle diese Themen digital an. Bei allen Maßnahmen ist die Durchgängigkeit übergeordnetes Ziel. Als Händler dürfen wir uns keine Kommunikationsbrüche mehr leisten, das verzeihen die Kunden heute nicht mehr.“
Die Schlagzahl im Mittereschweg 2 ist aktuell enorm hoch und das fordert auch die Mitarbeiter:innen. Da aber alle die Notwendigkeit sehen, ziehen alle an einem Strang, denn irgendwann wird auch diese Krise vorüber sein und für diese Zeiten stellt sich Interliving Wassermann – an den neuen Namen kann man sich schon mal gewöhnen – jetzt auf. „Als Händler erfordert es unser Geschäftsmodell, dass wir Antworten darauf finden, wenn sich das Kundenverhalten ändert. Das tun wir mit allen Mitteln, die uns zur Verfügung stehen.“