Die Auswirkungen der Pandemie haben die Lieferketten gesprengt. Die Konsumgüterbranche ist mit einem hohen Import-Anteil und großen Order-Volumina davon besonders getroffen. Dass es sich dabei nur um eine Momentaufnahme handelt, glaubt keiner der Top-Unternehmer, die wir um ihre Einschätzung für 2022 gebeten haben. Im dritten Interview der siebenteiligen Serie berichtet Philip Wurm, Geschäftsführer von G. Wurm GmbH & Co. KG von den Widrikeiten, aber auch den guten Aussichten seines Unternehmens für 2022.
P&G: Herr Wurm, was ist im Sourcing aktuell die größte Herausforderung?
Philip Wurm: Aktuell sind die steigenden Einstandspreise besonders herausfordernd. Einkaufspreise beim Lieferanten steigen aufgrund von höheren Rohstoffpreisen und Mitarbeiterengpässen in den Fabriken. Zudem ist der Wechselkurs zum US-Dollar für uns schlechter als im Vorjahr und immer noch sind die Frachtraten sehr hoch. Zudem können wir die Produktionszeiten und Frachtzeiten der Bestellungen kaum solide vorhersagen.
P&G: Wie hoch sind die Containerkosten? Und wann rechnen Sie mit einer Beruhigung?
Philip Wurm: Aktuell sehen wir Raten pro 40’-Container von 12.000 bis 14.000 US-Dollar. Das ist deutlich zu hoch. Wir rechnen aber damit, dass diese Raten sicherlich bis nach Chinese New Year unverändert bleiben. Danach hoffen wir auf sinkende Raten.
P&G: Wie stark sind die Einkaufspreise gestiegen?
Philip Wurm: Das hängt stark vom Material und Herstellungsort ab. Wir sehen Preiserhöhungen von 5 bis 100 Prozent. Die Kombination der oben genannten Faktoren führt so zwangsläufig zu steigenden Verkaufspreisen an den Handel.
P&G: Welche Artikel sind besonders problematisch?
Philip Wurm: Besonders stark steigen Priese für Artikel mit viel Handarbeit, die im Detail bemalt werden müssen. In der Regel sind kleine Artikel überdurchschnittlich von steigenden Einkaufspreisen betroffen, große Artikel besonders von hohen Frachtraten.
P&G: Lässt sich aktuell überhaupt solide sourcen?
Philip Wurm: Ja, mit unseren guten langjährigen Beziehungen zu unseren Lieferanten können wir nach wie vor gut Ware kaufen. Sicherlich fallen einige Artikel durch steigende Preise weg, dennoch finden wir viele schöne, neue Artikel.
P&G: Gibt es Unterschiede nach Ländern?
Philip Wurm: Sicher. Die Preise in Indien steigen weniger stark und die Frachtraten sind generell niedriger. In China schreitet die Politik bei Corona-Fällen wesentlich härter ein. Das hat Auswirkungen auf die gesamte Wertschöpfungskette.
P&G: Möchten Sie in Zukunft in anderen Regionen einkaufen?
Philip Wurm: Wir halten immer schon die Augen in alle Richtungen offen und kaufen unabhängig von Ländergrenzen ein. Natürlich sind die Möglichkeiten in China in unserer Branche unvergleichbar groß. Dennoch finden wir auch gute Artikel in anderen Ländern.
P&G: Was sagen die Handelspartner zu der Situation? Stellen die Händler Sortimente um?
Philip Wurm:Unsere Kunden nehmen die Preissteigerungen natürlich wahr. Es werden deshalb bestimmte Artikel, die Schwellenpreise überschreiten, nicht mehr nachgekauft. Vermehrt werden deshalb neue Produkte ausgewählt.
P&G: Wie lautet Ihre Prognose für 2022 bezogen auf Ihre Geschäftsaktivitäten?
Philip Wurm:Wir sind optimistisch. Wir bekommen extrem positives Feedback von unseren Kunden für unsere Lieferungen in 2021, z.B. weil wir keine Frachtpauschalen als Extrakosten weitergegeben und unsere Preise nur moderat angehoben haben. Auch für 2022 sind unsere Kunden positiv gestimmt und wir haben schon grandioses Feedback für unsere Kollektion bekommen.