Bei Rauch weht ein neuer Wind. Das war beim Termin vor Ort in Freudenberg ganz klar zu spüren. Der Schlafzimmerspezialist hat die Kommunikation mit dem Handel deutlich verbessert und entsprechend auf die Kundenwünsche reagiert – mit passenden Sortimenten und optimierten Abläufen in der Produktion und der Auslieferung. Die „möbel kultur“ sprach mit dem Führungstrio Rainer Hribar (CEO), Klaus D. Dahlem (COO) und Andreas Bremmer (CCO), das seit gut einem Jahr an der Spitze des Herstellers steht.
möbel kultur: Vor gut einem Jahr hieß es bei Rauch „back to the roots“, um das Vertrauen des Handels zurückzugewinnen. Inwieweit ist das gelungen?
Andreas Bremmer: Ich denke, dass uns sehr viel gelungen ist. Und es ist richtig, wir hatten Probleme. Das Feedback eines großen Kunden lautete noch vor einem Jahr: Die Produkte passen nicht, ebenso wenig die Preise und die Qualität und auch die Termintreue ließ zu wünschen übrig. Jetzt heißt es zwar immer noch, dass wir zu teuer sind, aber das müssen Einkäufer wohl immer sagen (lacht). Aber wir haben auch sehr viel Lob bekommen. Von den Ausschüssen hören wir, dass sie seit Jahren nicht mehr so viele Innovationen bei Rauch gesehen haben. Und die Themen Qualität, Lieferfähigkeit und -treue werden nicht mehr negativ diskutiert.
Rainer Hribar: Es ging um vier Dinge, die wir angreifen mussten. Im Vertrieb mussten wir dafür sorgen, das Vertrauen zurückzugewinnen, denn es ist immer schlecht, wenn man versucht, gegen die Kunden zu operieren. Die Frage war, wie schaffen wir es, die Produkte wieder pünktlich und vollständig zum Kunden zu liefern? Herr Dahlem als COO musste sich also darum kümmern, dass der Handel wieder mit der Qualität, die Rauch liefert, zufrieden ist. Das sollte natürlich eine Grundlage sein. Aber Rauch liefert jeden Tag um die 30.000 Packstücke. Da kann es leider schon mal vorkommen, dass falsch auf- und abgeladen wird.
möbel kultur: Aber Rauch hat doch schon in den letzten Jahren vieles umstrukturiert. Warum war jetzt immer noch so viel zu tun?
Klaus D. Dahlem: Ja, das alte Werk im Ort wurde geschlossen. Und die Qualität war auch nicht von heute auf morgen schlecht, es wurde aber schleichend schlechter. Jetzt müssen wir wieder klare Maßstäbe setzen. Und es geht wieder stärker um Modellpolitik und die Art der Vermarktung.
möbel kultur: Was mussten Sie als drittes angehen?
Rainer Hribar: Der Anzug war zu groß, sprich, es waren zu viele Mitarbeiter:innen. Aus diesem Grund mussten wir Personal abbauen. Wir haben gleich zu Beginn unseres Starts verkündet, dass wir uns von rund 90 Beschäftigten trennen werden, vor allem in der Verwaltung – in diesem Bereich mussten dann 25 Prozent gehen. Das ist wirklich viel. Von den Mitarbeitenden in der Produktion wollten wir uns nicht trennen, das haben wir mit Kurzarbeit aufgefangen. Denn wir wussten, wenn wir hier massiv kürzen, dann wird es schwierig, wieder hochzufahren. Einmal weg, wären diese Arbeitskräfte nicht mehr zurückgekommen.
Und der vierte Punkt war die Digitalisierung. Hier haben wir viel Geld in die Hand genommen und werden auch weiter investieren. Vom Auftragseingang bis zur Auslieferung. Das ist ein laufender Prozess. Wir denken, dass wir hier in den letzten zwölf Monaten schon sehr viel geschafft haben, auch beispielsweise in puncto Tourenplanung und daraus abgeleiteter Fertigungsplanung. Da ist jetzt sehr viel Know-how im System, nicht mehr nur in den Köpfen einzelner. Neues Thema ist auch, mit Hilfe von CGI Fotos zu erstellen, auch 3D-Abbildungen, was u.a. für den E-Commerce sehr wichtig ist. Im Vergleich zum Wettbewerb sind wir hier schon sehr weit. So gibt es immer wieder Projekte, die wir hier aufsetzen.
Was Rauch alles in der Logistik optimiert hat, was es mit den eigens entwickelten Ladegutträgern auf sich hat, warum sich der Schlafzimmerspezialist von dem Spanplattenwerk in Markt Bibart getrennt hat oder wie auf der Hausmesse die Neuheiten von Designer Jochen Flacke angekommen sind, lesen Sie in der jetzt druckfrischen November-Ausgabe der „möbel kultur“, die Sie hier erwerben können.