Marc Rehmann leitet das Möbelhaus der Familie in fünfter Generation.

Einrichtungspartnerring VME Gesellschafter im Portrait

Marc Rehmann: „Marke mobilisiert!“

Wer erleben möchte, wie lebendig 135 Jahre Handelsgeschichte sein können, muss nach Velbert fahren. Dort, direkt an der A44, betreibt die Familie Rehmann in fünfter Generation ihr Interliving Möbelhaus. „Das ist schon etwas Besonderes, aber nur von der Tradition kann man nicht leben. Es ist eine fordernde Aufgabe, sich als Handelsunternehmen immer wieder neu zu erfinden“, sagt Geschäftsführer Marc Rehmann.

Aber wahrscheinlich ist Interliving Rehmann mit seinen 121 Mitarbeitenden schon aus Prinzip zur Agilität gezwungen, denn die Lage im Westen der 85.000-Einwohner-Stadt im Kreis Mettmann ist Segen und Fluch zugleich. Einerseits befinden sich die großen Städte wie Essen, Wuppertal und (mit dem geplanten Ausbau der Autobahn) auch das kaufkräftige Düsseldorf in Schlagdistanz, andererseits gilt es, dem Werbedruck der Großen standzuhalten. Denn Ostermann in Haan und XXXLutz Kröger in Essen liegen beide nur 20 km entfernt. Auch Möbel Hardeck in Hilden, der noch zu Vonnahme-Zeiten kaum spürbar war, ist nach der Übernahme sehr präsent.

Somit muss Marc Rehmann sich einiges einfallen lassen, denn auch die Hausgröße gibt kein klares Konzept vor: „Wir sind mit 19.800 qm Verkaufsfläche auf drei Etagen ein mittleres Format und damit zu klein für die Großfläche und zu groß für die Spezialisierung. Wir müssen uns also anders abheben.“

Interliving Rehmann setzt deshalb auf Marken: Rolf Benz, Hülsta, Jori, Erpo, Bert Plantagie und andere gehören zum Portfolio, natürlich auch die VME-Eigenmarken wie Comfortmaster oder Orthosedis. Und insbesondere Interliving. Schließlich hat sich Familie Rehmann 2018 dazu entschlossen, umzuflaggen. „Wir haben uns die Entscheidung sicher nicht leicht gemacht, denn unser Name ist unser Kapital, aber für uns war das der Schritt in die richtige Richtung“, erinnert sich Rehmann. „Die Kund:innen haben vereinzelt gefragt, ob wir verkauft worden sind. Da wir als Familie aber immer präsent sind – auch auf der Fläche –, konnten wir zeigen, dass sich an den Strukturen im Kern nichts geändert hat. Die Unternehmermarke hat uns aber mit ihrer bundesweiten Wirksamkeit geholfen, dass wir wieder sichtbar geworden sind.“

Darüber hinaus muss man im Einrichtungspartnerring-Verbund als Familienunternehmen nicht mehr allein im Wettbewerb mit den Filialisten bestehen, sagt Marc Rehmann: „Der Austausch mit den anderen Interliving-Gesellschaftern ist uns sehr wichtig. Es sind Gleichgesinnte mit ähnlichen Zielen und ähnlichen Wettbewerbern. Wir finden gemeinsam Lösungen und haben auf Erfa-Tagungen schon viele Themen erarbeitet, die wir gleich umsetzen konnten.“

Wie Interliving als Marke wirkt, kann Marc Rehmann an einer Zahl festmachen, über die er selbst staunt: Denn zehn Prozent des Umsatzes werden inzwischen außerhalb des eigentlichen Print-Werbegebietes generiert. Die Mitarbeitenden auf der Fläche bestätigen, dass die Kund:innen gezielt nach Interliving-Produkten fragen. Die Marke ist deshalb durchplatziert – laut Marc Rehmann dürfte es sogar noch mehr sein. „Die Verkäufer lieben die Ware, weil sie Ruhe in der Vermarktung haben und sich sicher fühlen, dass der Wettbewerb sie nicht runterpreist. Marke mobilisiert!“, sagt Rehmann. Deshalb konnten in den vergangenen zwei Jahren auch die Werbe-Budgets deutlich reduziert werden. Dafür werden die Werbe-Module aus dem Verband übernommen: „Das ganze Marketing-Set-up ist optimal aufbereitet und leicht für uns umzusetzen. Die Zentrale in Bielefeld arbeitet im Hintergrund und erleichtert uns so die Arbeit.“

Die besondere Stärke von Interliving Rehmann steckt in Polstermöbeln mit einem Umsatzanteil von 33 Prozent, danach folgen Küchen mit 25 Prozent. In der 3. Etage befindet sich die Mitnahme Abteilung „Trendstore“, mit 3.500 qm Größe. Das Möbelhaus wurde zuletzt in zwei Steps komplett umgebaut. Im September 2020 wurde das „Küchencentrum“, das einen eigenen Eingang hat, komplett umgebaut. Seit der Neugestaltung wird verstärkt als Küchen-Fachhändler geworben, denn Marc Rehmann ist überzeugt, dass aus der Warengruppe noch mehr rauszuholen ist. Jetzt kommen die Abteilungen Wohnen und Schlafen dran, wo die Rasterdecken ausgetauscht werden, damit die Atmosphäre großzügiger wirkt. „Wir müssen immer wieder überraschen“, weiß Rehmann, zumal er als erfahrener Unternehmer, der gut durch die Corona-Krise gekommen ist, aktuell mit Vorsicht agiert. „Der Ukraine-Krieg steckt in den Köpfen der Menschen. Auch die Beschaffung ist beeinträchtigt. Wir haben es mit ungewohnten Herausforderungen zu tun.“

Zugleich steht das wohl allergrößte Thema auf der Agenda: die Digitalisierung: Seit dem letzten Jahr gibt es einen neuen Onlineshop, der als Schaufenster dient. Mit ein paar Artikeln testet Interliving Rehmann sogar, wie das Marktplatzgeschäft über Amazon funktioniert. Neustes Projekt ist eine separate Website unter küchen-rehmann.de, die für Leads in dem umsatzstarken Bereich sorgen soll. Über Facebook und Instagram werden die Kund:innen in den sozialen Netzwerken auf dem Laufenden gehalten, durch den Google „MyBusiness“-Account sowie Google AdWords- und Shopping, ist Interliving Rehmann in der Suchmaschine präsent.

Doch all das reicht Marc Rehmann nicht: „Mein Ziel ist es, in den nächsten fünf Jahren die Kommunikation mit dem Kunden zu digitalisieren – gern auch schon etwas eher. Wir wollen so viel wie möglich digitalisieren, um Kosten zu sparen und die Print-Prospekte weiter zu reduzieren, denn die sind immer weniger wirtschaftlich und auch aus Nachhaltigkeitsgründen nicht mehr zu rechtfertigen. Wir wollen immer mehr digitale Kontaktpunkte entlang der Customer Journey anbieten. Das ist unser Weg.“

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