So ein Brief landet nicht jeden Tag in den Redaktionsräumen. Was auf den ersten Blick wie ein Trauerschreiben aussieht, entpuppt sich als Protestaktion des Aktivisten Roman Kmenta, der dem Black Friday als "schwarzer Tag für Wirtschaft und Gesellschaft" leidenschaftlich den Kampf angesagt hat. Am 28. November organisiert er unter dem Motto "We #walkforvalue" in der Mariahilfer Straße, der wichtigsten Einkaufsstraße Wiens, bereits zum zweiten mal einen Trauerzug. Auch in Köln findet eine solche Aktion einen Tag später erstmals anlässlich des Black Friday statt, um "Wirtschaftlichkeit, Qualität, Service und Wert" symbolisch zu begraben.
Vielleicht kann eine solche Aktion nur in Wien ihren Ursprung haben, schließlich pflegen die Einwohner der österreichischen Hauptstadt ein inniges Verhältnis zum Tode. Auf jeden Fall mein es Kmenta ernst: "Es ist mir ein Anliegen, Wirtschaft und Gesellschaft als auch Unternehmen noch stärker wachzurütteln. Mit meiner Aktiion zur Demonstration gegen den Black Friday soll der Handel aufwachen und für die Zukunft und den nachhaltigen Erhalt von Qualität und soliden Arbeitsplätzen vorsorgen aber auch umdenken. Umdenken in Richtung Wertsteigerung und Servicequalität. Denn kompetente Beratung und hochwertige Produkte schlagen Billigpreise in jeder Hinsicht und wirken oben drein dem Rabattwahn entgegen", erläutert der Roman Kmenta.
Roman Kmenta, ist seit über 30 Jahren in Marketing und Verkauf tätig. Der Handelsexperte schwimmt gegen den Preisstrom und spricht sich ganz klar dagegen aus, Preise ins Bodenlose zu senken und bei Rabattschlachten mitzumischen. Sein Motto lautet „Hoher Wert statt kleiner Preis“.
Die besondere Brisanz des Thema für den Einzelhandel hat Kmenta in einer Befragung unter 674 Händler herausgefunden. Demnach wäre es 60 Prozent der befragten Händler lieber, wenn es den Black Friday nicht gäbe. 44 Prozent der Händler wiederum, die selbst Black-Friday-Angebote machen, wäre es lieber, wenn es die Promotion-Aktion nicht gäbe.
Derweil werden wohl auch die Proteste nichts an dem zunehmenden Umsatzvolumen am Black Friday ändern, wie die Plattform Mydealz herausgefunden hat. Demnach setzten deutsche Händler 2018 am Black-Friday-Wochenende 2,4 Mrd. Euro um. 3,3 Mrd. Euro könnten es dieses Jahr werden, wenn sich das Wachstum der letzten fünf Jahre fortsetzt.
Eine Problematik besteht für die Händler laut der Plattform zudem in der zunehmenden Ausweitung der Promotion-Phase über den Cyber Monday und die Cyber Week: "Händler stellt das frühe und langanhaltende Interesse vor neue Herausforderungen. In den letzten Jahren befriedigte Amazon durch den Start seiner 'Cyber-Monday-Woche' am Montag vorm Cyber Monday einen Teil der Nachfrage schon Tage vor dem Black Friday. Wer sich nicht die sprichwörtliche Butter vom Brot nehmen lassen möchte, sollte früh Präsenz zeigen, um die Nachfrage mit eigenen Angeboten zu bedienen", schreibt Mydealz.
Somit könnte der Trauerzug zukünftig eine Woche lang durch die deutschen und österreichischen Metropolen ziehen. Den Anfang machen 2019 die Demonstrationen in Wien und Köln. Wer sich ein Bild von der Protestaktion machen möchte, hat an den folgenden Routen Gelegenheit dazu.
Demonstration Wien: Donnerstag, 28. November 2019, 14.00 bis ca. 16.00 Uhr, Christian-Broda-Platz entlang der Mariahilfer Straße bis Ecke Rahlgasse/Gänsemädchenbrunnen, 1060 Wien
Demonstration Köln: Freitag, 29. November 2019, 14.00 bis ca. 16.00 Uhr, Maybachstraße 1 über den Kölner Ring bis zur Luxemburger Straße 1