Die Macher der Koelnmesse setzen nach wie vor auf eine starke „imm cologne“. Das zeigte bereits das neue Konzept, das Anfang Juni, noch vor dem Mailänder Salone vorgestellt wurde. Doch die Branche treibt derzeit vieles um, was für Verunsicherung sorgt: Inflation, Lieferengpässe, Materialknappheit, abflauendes Konsumklima, Krieg in der Ukraine. Und die Corona-Pandemie ist auch noch nicht vorbei. Deshalb stellt sich die Frage: Sollte die „imm cologne“ an dem Termin im Januar festhalten – oder nicht? Der Fachbeirat der „imm cologne“ und der „LivingKitchen“ hat die Koelnmesse beauftragt, alternative Termine im ersten Halbjahr 2023 zu prüfen. Diese Prüfung nimmt die Messe aktuell vor. Nach einer Abstimmung mit den beteiligten Verbänden, u.a. mit dem Verband der Deutschen Möbelindustrie (VDM) als ideellem Träger sowie der Möbel- und Küchenindustrie soll das Ergebnis Ende August, noch vor den Möbel- und Küchenmessen in Ostwestfalen, kommuniziert werden. Das ist Fakt.
Doch sollte sich die Branche nicht auch fragen, warum sie es in den letzten Jahren, vor allem seit der Pandemie, nicht fertigbringt, gemeinsam auf eine starke, internationale Messe hinzuarbeiten, diese zu unterstützen und nach vorne zu bringen? Warum funktioniert das in Mailand, aber in Deutschland nicht? Reicht es wirklich, nur auf Hausmessen oder kleine Messeformate zu setzen? Wird das der Vielfalt der deutschen Möbelindustrie gerecht?
Sicher ist, dass die Branche vor großen Herausforderungen steht – und die Koelnmesse auch. Denn die Industrie muss derzeit mehr denn je auf ihre Kosten achten. Aber es müssen ja beispielsweise auch nicht zwingend große Messestände sein, auf denen sich die Unternehmen präsentieren. Kleinere, günstigere Formate könnten eine Lösung sein, ergänzt um digitale Angebote. Wobei die letzten Messen und Veranstaltungen gezeigt haben, dass Handel, Verbände und Industrie den persönlichen Austausch suchen, diesen während der Pandemie wirklich vermisst haben. Und sicherlich gehört es in so einer Phase auch dazu, Dinge auszuprobieren, zu verändern und immer wieder anzupassen.
Deshalb ist es gut, dass die Koelnmesse jetzt frühzeitig und ganz offen eine Terminverschiebung gemeinsam mit allen Beteiligten diskutiert. Die Industrie ist nun aber auch gefordert, klar zu formulieren, was sie will. Es muss ein wirkliches Commitment, einen Zusammenhalt zwischen der Messe und der Industrie geben. Denn die Leitmesse in Köln, wie sie es viele Jahre war, hat auch international noch immer eine große Bedeutung. Sie bietet den Herstellern die Chance, komprimiert an einem Standort, die Stärken der deutschen Möbel- und Küchenindustrie zu demonstrieren. Dafür müssen ganz bestimmt neue Wege gegangen werden, von der Koelnmesse und von allen anderen Beteiligten. Dann kann es ab 2023 – unter neuen Vorzeichen – wieder eine erfolgreiche, internationale Möbelmesse in Köln geben.