Zur Jubiläumsveranstaltung der Möbelrunde gab es weder Blumen noch Sekt, sondern pointierte politische Betrachtungen vor der Bundestagswahl im September. Ehrengast war in diesem Jahr Prof. Dr. Dieter Hundt, Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände.
Die Initiatoren Dr. Reinhard Göhner, Berlin, Dr. Lucas Heumann, Herford, Dr. Andreas Hettich, Kirchlengern, sowie Steffen Kampeter und Frank Schäffer, beide Berlin, hatten wieder ins Hettich-Forum geladen und mehr als einhundert Branchenvertreter, die regionale Politik und Verwaltung sowie die Fachpresse waren diesem Ruf gefolgt.
Dr. Hettich ließ es sich nicht nehmen, die Teilnehmer persönlich als Hausherr zu begrüßen. Und er legte beherrscht, aber sehr bestimmt den Finger "in die Wunde": die Steuerpläne, mit denen SPD und Grüne in den Wahlkampf ziehen. Denn die nominell "kleinen" Prozentzahlen, mit denen die rot-grüne Steuerpolitik jongliere, bewirken klar eine reale Substanzbesteuerung. Es sei frappierend, dass ausgerechnet Deutschland in der jüngsten Krise am besten dastünde und genau die Voraussetzungen dafür nun abgeschafft werden sollen.
Der Hauptredner Dr. Hundt malte aus demselben Grund ein verhaltenes Bild der Wirtschaftsnation Deutschland, was er ebenfalls auch mit dem laufenden Wahlkampf in Verbindung brachte. Aus Sicht der Arbeitgeberorganisationen sei die Staatsschulden- und Finanzkrise noch nicht vorbei, ja nicht einmal die Talsohle erreicht. Zweifelsfrei stellte er heraus, dass vor allem die dringend benötigten Investitionen fehlen, um aus dem Krisenszenario zu finden. Doch woher sollen diese kommen, wo doch die (derzeit oppositionelle) Politik mit Zahlen zur Spitzenbesteuerung von Gewinnen in Familienunternehmen von bis zu 82 Prozent jongliere?
Steffen Kampeter, parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Finanzen, der das Grußwort der Bundesregierung überbrachte, stellte die medial kolportierte Situation in Deutschland wieder vom Kopf auf die Füße: Die Sozialsysteme erwirtschaften Überschüsse und der Arbeitsmarkt seien robust, gute Arbeit werde gut entlohnt, der Außenwert des Euro sei stabil, in summa: Deutschland wächst! Jedoch sei diese Erfolgsgeschichte fragil. Denn Deutschland benötigt politisch stabile Verhältnisse in der EU, wo doch gerade die Möbelbranche im Export vom Wohl und Wehe des europäischen Binnenmarkts angewiesen sei.
Frank Schäffer (MdB) warnte davor, dass die Politik möglicherweise den Eigentumsbegriff verwässere und entwerte - ob über die EZB oder durch Umverteilung sei in der Wirkung gleichgültig. Der politisch gewollte Zinssatz in den EU-Mitgliedsstaaten ermuntere jedenfalls nicht zum Sparen oder, noch dramatischer, verhindere nicht nur die Kapitalakkumulation, sondern vernichte im Zusammenhang mit der Inflation derzeit die Werte, auf denen unsere Gesellschaft ruhe.
Es fehle an Eigentums- und Eigenkapital-Kultur, nicht nur in Deutschland, so Schäffer. Und er forderte die anwesenden Unternehmer dringlich auf, die wachsenden Abhängigkeiten des Mittelstands von Politik, Banken und internationalen Fonds den eigenen Mitarbeitern zu erläutern. Einschließlich der Konsequenzen auf den sozialen Frieden und die schwindende Wettbewerbsfähigkeit als Konterpart sicherer Arbeitsplätze.
Gegründet wurde die jährlich stattfindende Möbelrunde einst als alternativer Weg der Möbelbranche zu dem einst vielstimmigen Subventionskonzert von Kohle und Stahl.