Die oberen Lagen der Container auf der "CMA CGM Marco Polo" sind bereits gelöscht, das Laden kann beginnen. (Foto: HHHLA, Hamburg)

Einzelhandel

Importprodukte werden teurer - Indien, Bangladesch und Myanmar als Sourcing-Länder im Kommen

Die deutschen Einzelhändler rechnen für das laufende Jahr mit steigenden Preisen für Importprodukte. Ursachen dafür sind vor allem die gestiegenen Herstellungskosten sowie die Rohstoffpreise. Bei den Lieferländern werden vor allem Indien, Bangladesch und Myanmar künftig eine stärkere Rolle spielen, während China und Vietnam als Quelle für Volumenware wohl an Bedeutung verlieren werden. Dies hat die aktuelle Frühjahrsumfrage der Außenhandelsvereinigung des Deutschen Einzelhandels e.V. (AVE) ergeben.

"Die Umfrageergebnisse spiegeln deutlich die steigenden Herstellungskosten in den Lieferländern wieder", kommentiert Jan Eggert, Hauptgeschäftsführer der AVE. So seien in den letzten Monaten vor allem die Preise vieler Rohstoffe sowie auch die Energiepreise weltweit angestiegen. "Hinzu kommt, dass auch das Lohnniveau in den wichtigen Lieferländern steigt, vor allem in China", sagt Eggert. 86 Prozent der befragten AVE-Mitglieder hatten angegeben, 2013 mit steigenden Einkaufspreisen zu rechnen. Für 83 Prozent sind dafür steigende Herstellungskosten verantwortlich. 17 Prozent sehen die Ursache in steigenden Fracht- und Transportkosten.

Die Preissteigerungen wirken sich auch auf die Bedeutung der Lieferländer aus: Exportweltmeister China bleibt zwar für den deutschen Einzelhandel ein wichtiges Lieferland, knapp die Hälfte (43 Prozent) der Befragten rechnet jedoch damit, dass die relative Bedeutung Chinas abnehmen wird. Gleiches gilt für Vietnam, wo ebenfalls das Lohnniveau ansteigt. "Dies zeigt vor allem auch, dass Billigproduktion für die Lieferländer der Einstieg in die wirtschaftliche Entwicklung ist", so Eggert. "China und zunehmend auch Vietnam haben in den letzten Jahren ihre Produktpalette mehr und mehr auf anspruchsvollere Segmente umgestellt."

Indien wird als Lieferland in seiner Bedeutung dagegen noch weiter zunehmen. Dies erwarten 71 Prozent der befragten AVE-Mitglieder. Aus dem Subkontinent werden vor allem Textilien und zunehmend auch Unterhaltungselektronik importiert. Auch die Türkei und Myanmar werden nach Ansicht von jeweils 43 Prozent der Befragten künftig eine wichtigere Rolle spielen. "In Birma gibt es nach der politischen Öffnung des Landes neue Chancen für westliche Unternehmen, die Türkei punktet mit politischer Stabilität und kurzen Transportwegen", so Eggert.

Gleichzeitig rechnet der Einzelhandel damit, dass die Nachfrage nach Importartikeln 2013 weiter steigt. 86 Prozent der AVE-Mitglieder geben an, 2013 voraussichtlich mehr Ware zu importieren als im Vorjahr. Ebenso viele erwarten, dass sich der Umsatzanteil der Importartikel in ihrem Sortiment 2013 vergrößern wird. "Die Zahlen unterstreichen den enormen Stellenwert des Importhandels für die Einzelhandelsbranche. In vielen Sortimenten, vor allem bei Schuhen und Textilien sowie bei Unterhaltungselektronik, gibt es praktisch keine Alternative zu Importartikeln", berichtet Eggert.

Die AVE führt regelmäßig eine Frühjahrsumfrage unter ihren Mitgliedern durch, die als wichtiges Stimmungsbarometer der Branche gilt. Der Verband vertritt nahezu alle bedeutenden deutschen Einzelhändler, die in ihrem Sortiment Importwaren anbieten. Insgesamt stehen die AVE-Mitglieder für einen jährlichen Gesamtumsatz von rund 230 Mrd. Euro.

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