„Äthiopien hat die Chance, sich in den kommenden Jahren als ein neues internationales Zentrum der Textil- und Schuhindustrie zu etablieren“, sagt Jens Nagel, Hauptgeschäftsführer der Außenhandelsvereinigung des Deutschen Einzelhandels bei der Vostellung der aktuellen Importstatistik in Berlin. Im Jahr 2014 nahmen die Importe der AVE-Mitgliedsunternehmen aus Äthiopien gegenüber dem Vorjahr um 55,6 Prozent zu. Auch in Nordafrika sind wieder Zuwächse zu verzeichnen: So wuchsen die Importe aus Tunesien um 14,8 Prozent, die Einfuhren aus Marokko und Ägypten um 6,3 bzw. 4,5 Prozent. „Diese Länder spielen zwar volumenmäßig noch keine große Rolle“, so Nagel. „Die Zahlen sind aber ein wichtiges Indiz dafür, dass sich die Lage dort trotz der weiterhin schwierigen politischen Situation konsolidiert.“ Aus Äthiopien wie auch aus Nordafrika importiert der deutsche Einzelhandel fast ausschließlich Textilien.
Hingegen hat Spitzenreiter China im Jahr 2014 mit einem Rückgang von 8,2 Prozent weitere Marktanteile verloren. Im Vergleich dazu verzeichnen Bangladesch (+ 5,3 Prozent), die Türkei (+ 5,2 Prozent) und das viertplazierte Indien (+ 6,5 Prozent) wiederum Zugewinne. Vietnam hat mit einer Steigerungsrate von 14,0 Prozent wieder zu seiner alten Importstärke zurückgefunden und liegt auf Platz fünf. Insgesamt bestätigt sich aber der sich in den letzten Jahren abzeichnende Trend, dass Einfuhren aus Asien stagnieren. Mit einem Anteil von 86,8 Prozent an den Gesamteinfuhren sanken diese im Vergleich zum Vorjahr sogar leicht (88,3 Prozent).
Insgesamt befinden sich die Einfuhren der AVE-Mitgliedsunternehmen weiter auf einem stabilen Niveau. „Gegenüber dem Vorjahr wurde zwar ein leichter Rückgang um 2,1 Prozent verzeichnet“, erklärte Nagel. „Da jedoch auch die Importpreise im Jahr 2014 etwas gesunken sind, dürfte das Volumen weitgehend gleich geblieben sein.“
Der AVE-Hauptgeschäftsführer betonte aus diesem Anlass die wichtige Rolle florierender Handelsbeziehungen für die wirtschaftliche Entwicklung in den Schwellenländern. „Der deutsche Einzelhandel leistet wichtige Impulse für die wirtschaftliche Entwicklung in den Lieferländern“, sagte Nagel. „Gleichzeitig werden wir uns dort weiterhin und verstärkt im Rahmen der Business Social Compliance Initiative (BSCI) für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen und Sozialstandards einsetzen.“