Eigentlich hätte die Führungsspitze von XXXLutz wissen müssen, dass die spontane Freistellung von 99 Mann-Mobilia-Mitarbeitern in Mannheim nicht einfach hingenommen wird, und dass so ein Vorgehen für negative Presse sorgt – die dem Image der Österreicher nicht gut tut. Denn das gab es in der Vergangenheit auch schon. Bei der kurzfristigen Standortschließung des Münchener Hauses auf der Theresienhöhe (2013) und zuletzt, Ende 2015, bei der Übernahme der beiden Mahler-Standorte in Bopfingen und Wolfratshausen. Hier wurde erstmal abverkauft und dichtgemacht, entsprechend alle Mitarbeiter entlassen. Und auch wenn Lutz noch keine konkreten Pläne für die beiden Häuser nennt, so kann man davon ausgehen, das dort auch künftig Möbel verkauft werden. Dann aber sicherlich mit anderen Arbeitsverträgen.
In einem Gespräch mit der „FAZ“ räumt XXXLutz jetzt Fehler ein. Denn das öffentliche Echo auf das Vorgehen in Mannheim war verheerend. In der Deutschland-Zentrale in Würzburg gingen 300 E-Mails und Telefonate mit Beschwerden ein, teils, so das Blatt, sogar „wüste Beschimpfungen.“ Und es wurde bundesweit berichtet. „In der Öffentlichkeit ist ein sehr negativer Eindruck entstanden“, so Alois Kobler, Mitglied der Geschäftsleitung von XXXL Deutschland. „Wir würden das nächste Mal nach einer besseren Lösung suchen.“ Allerdings hätte dort die Notbremse gezogen werden müssen, da es im Kundencenter Mannheim besonders viele Beschwerden gegeben habe. Gespräche mit dem Betriebsrat hätten über Jahre zu keinem Ergebnis geführt. Verdi sieht das anders. Das Lager sei durch die Anbindung von drei weiteren Möbelhäusern schlicht chronisch überlastet gewesen. Mit einer Klage vor dem Arbeitsgericht Mannheim war die Gewerkschaft jedoch Mitte Februar gescheitert.
Laut XXXL seien 32 der 99 Betroffenen inzwischen an anderen Lutz-Standorten untergekommen. Mit den restlichen will Sprecher Helmuth Götz gemeinsam mit dem Betriebsrat einen Sozialplan verhandeln. „Wir müssen es in Zukunft besser hinkriegen“, erklärt Götz. Jetzt habe ein Lernprozess eingesetzt. Doch warum erst jetzt?