Die deutsche Wirtschaft ist trotz des schwierigeren internationalen Umfelds gut in das dritte Quartal gestartet, wie das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) heute bekannt gibt. Allerdings haben sich die wirtschaftlichen Risiken in den letzten Wochen merklich erhöht und die Zukunftserwartungen bei Investoren und Konsumenten eingetrübt. Das Wachstum wird angesichts nachlassender außenwirtschaftlicher Impulse und einer vorsichtigeren binnenwirtschaftlichen Nachfrage der Unternehmen und der privaten Verbraucher im weiteren Jahresverlauf ruhiger ausfallen.
Das Konjunkturklima in Europa und der Welt hat sich merklich abgekühlt. Eine schwache Entwicklung des Welthandels, anhaltende Probleme auf den Arbeitsmärkten in vielen Ländern, das nachlassende Vertrauen in die Bewältigung der Schuldenkrisen in Europa und in den Vereinigten Staaten sowie ein gedämpftes Verbraucher- und Unternehmervertrauen haben das Wirtschaftswachstum belastet. Für die weitere Entwicklung wird es entscheidend darauf ankommen, das Vertrauen der Märkte in die Wachstumskraft und den Stabilitätswillen der Euromitgliedstaaten zu stärken. Dazu gehören glaubwürdige und nachhaltige Konsolidierungsschritte, vor allem in Ländern mit hohen Haushaltsdefiziten und Schuldenständen.
Treibende konjunkturelle Kraft in Deutschland ist weiterhin die Industrie. Zwar schwächte sich die industrielle Erzeugung zuletzt im August um 1,0 Prozent ab, nachdem sie im Monat zuvor kräftig zugenommen hatte. Der aktuelle Produktionsrückgang war aber zu einem maßgeblichen Teil auch auf einen dämpfenden Ferieneffekt zurückzuführen. Dennoch hat die Bestelltätigkeit aber deutlich an Schwung verloren. Damit zeichnet sich eine schwächere Dynamik der industriellen Aktivität ab. Diese Entwicklung kommt auch im Rückgang wichtiger Stimmungsindikatoren wie dem ifo-Geschäftsklima-Index oder dem Markit-Einkaufsmanager-Index zum Ausdruck.
Die deutschen Ausfuhren haben sich dagegen im August wieder deutlich belebt. Tendenziell sind die Ausfuhren mit dem moderateren Wachstum der Weltwirtschaft aber auf einen etwas flacheren Wachstumspfad eingeschwenkt. Die Ausfuhren dürften aber auch weiterhin zum Wachstum in Deutschland beitragen, wobei die Impulse aber deutlich geringer ausfallen werden als in der ersten Jahreshälfte.
Ein deutlich stabilisierender Faktor der Konjunktur bleibt die weiterhin positive Entwicklung am Arbeitsmarkt. Bei anhaltendem Beschäftigungsaufbau geht die Zahl der Arbeitslosen weiter deutlich zurück. Die Arbeitslosenquote sank im September auf 6,6 Prozent. Dabei bewegt sich die Arbeitskräftenachfrage immer noch auf hohem Niveau. Insbesondere der Mangel an Fachkräften erweist sich in manchen Branchen und Regionen immer mehr als Wachstumsbremse.
Die Grunddynamik der deutschen Wirtschaft ist damit weiter recht robust. Ihre mittelfristige Wachstumsperspektive hängt aber nicht zuletzt von einer stabilen Entwicklung im Euroraum ab. Die Wirtschaftspolitik ist jetzt deshalb vor allem gefordert, die Unsicherheiten an den Finanzmärkten zügig zu überwinden.