Während der WMF-Inhaber, die französische Groupe SEB unter der Führung von Thierry de La Tour d'Artaise , mit der „Agenda 21“ ein positives und radikales Zeichen des Aufbruchs aussenden wollte, liegt der Fokus der mediale Rezeption eher auf dem Abbau von Arbeitsplätzen sowie der Verlagerung der Kochgeschirr-Fertigung von Geislingen „an andere Standorte des Unternehmens in Europa“.
„WMF begräbt heimische Kochtopf-Fertigung“, schreibt etwa N24 düster. Die „FAZ“ ordnet das Ganze in eine historische Perspektive ein und stört sich zudem an dem Namen des Umstrukturierungsprogramms: „Wieder einmal muss der Stammsitz in Geislingen das Gros der Restrukturierung verkraften. Was dort noch übrig ist von der Produktion von Edelstahltöpfen und Besteck, wandert bis Ende 2020 an italienische und französische SEB-Fabriken ab. Ähnlich ist es vor Jahren den anderen deutschen Firmen Krups und Rowenta ergangen, die ebenfalls zum Imperium von SEB gehören, jenem unscheinbaren Weltmarktführer für kleine Haushaltsgeräte. Dass der Name des neuen Sparprogramms für WMF, 'Agenda 21', irgendwie an schmerzhafte Sozialreformen eines SPD-Kanzlers unter der Devise 'Agenda 2010' erinnert, dürfte aber ein unglücklicher Zufall sein.“
Näher dran als die überregionalen Blätter ist die „Stuttgarter Zeitung“: „Wenn die WMF die Topfproduktion aus Geislingen abzieht, droht die einst stolze Fabrik zu einem Montagebetrieb für Kaffeemaschinen zu verkommen". Inzwischen hat die Regionalzeitung auch mit dem Betriebsrat gesprochen: „Dass in Geislingen die Kochtopfproduktion wegfallen soll, ruft Entsetzen in der Belegschaft hervor. Der Betriebsrat will nun die Schockstarre überwinden und gegen die Schließungspläne kämpfen.“
Der SPD-Landtagsabgeordnete Sascha Binder stellt sich offen gegen die Pläne der Groupe SEB: „Die WMF ist kein Sanierungsfall sondern ein gesundes Unternehmen mit einer hohen einstelligen Rendite zu der die Belegschaft jeden Tag beiträgt. (…) Nach dem Eigentümerwechsel war die Hoffnung groß, dass die WMF nachhaltiger und im Einvernehmen mit der Belegschaft fit für die Zukunft gemacht wird, doch diese Hoffnung scheint trügerisch gewesen zu sein." Nach ersten Gesprächen habe er aber noch die Hoffnung, dass auf dem Verhandlungsweg eine bessere Lösung erzielt werden könne, im Sinne von Belegschaft und Unternehmen.
Das letzte Wort über die „Agenda 21“ ist in Geislingen also noch nicht gesprochen. Allerdings hat sich die Groupe SEB bei den bisherigen Restrukturierungsplänen für andere Unternehmen sehr konsequent gezeigt.
Die SEB S.A. (abgeleitet von dem Wort Société d’Emboutissage de Bourgogne, übersetzt "Burgunder Blechstanzgesellschaft“) ist ein börsennotierter Hersteller von Elektrokleingeräten und Koichgeschirr mit Sitz in Ècully bei Lyon. SEB ist einer der führenden Hersteller von Elektrokleingeräten und Haushaltswaren und mit über 34.000 Mitarbeitern in über 160 Ländern vertreten. Der Umsatz lag im vergangen Jahr bei 6,8 Mrd. Euro. (+7,8%).