Mitte März hatte Galeria Karstadt Kaufhof seinen Sanierungsplan vorgestellt. Vorgesehen war, dass bundesweit 52 Geschäfte schließen müssen und 77 bestehen bleiben sollen. Heute hat in den Essener Messehallen die Gläubigerversammlung stattgefunden. Wichtigste Nachricht: Die Gläubiger haben dem vorgelegten Insolvenzplan zugestimmt. Rund 12.000 Arbeitsplätze sollen erhalten bleiben.
Eingeladen hatte das Amtsgericht Essen. Die Gläubiger hatten vor der Abstimmung im Rahmen eines Berichts- und Erörterungstermins die Möglichkeit, Fragen an das Galeria-Management, den Generalbevollmächtigten Arndt Geiwitz und den Sachwalter Dr. Frank Kebekus zu stellen und Anmerkungen vorzubringen.
„Die große Zustimmung der Gläubiger zeigt das Vertrauen in das neue Warenhauskonzept. Der Sanierungsplan und damit das Konzept vom Warenhaus der Zukunft geben Galeria Karstadt Kaufhof beste Chancen für eine Rückkehr in die Erfolgsspur. Entscheidend ist, dass es gleichermaßen zügig wie konsequent durch das Management und den Eigentümer umgesetzt wird“, zeigte sich Arndt Geiwitz erfreut.
Prägend für den Konzern soll die Fokussierung auf chancenreiche Standorte und sinnvolle Flächen sein, ein schneller Umbau aller Filialen in drei Jahren, Investitionen und Digitalisierung und die IT-Prozesslandschaft, effiziente wie schnelle Prozessabläufe, mehr Shop-in-Shop, ergänzende Angebote sowie insbesondere eine größere Lokalisierung mit mehr Verantwortung in den Regionen.
Schon jetzt, so hieß es heute, zeigen sich in den Pilot-Filialen erste Erfolge. Hier wurde investiert und das neue Verständnis vom Warenhaus der Zukunft in die Praxis umgesetzt.
„Jedem Beteiligten ist bewusst, dass die Zustimmung für die Gläubiger kein einfacher Schritt war. Der Verzicht ist groß und viele Beteiligte – Mitarbeitende, Vermieter, Lieferanten und zahlreiche weitere Gläubigergruppen – leisten ihren Anteil, um dem Warenhaus in Deutschland eine gute Ausgangsbasis zu ermöglichen. Deswegen bedanke ich mich ausdrücklich für das klare Votum“, betonte Dr. Frank Kebekus. Insgesamt müssen die Gläubiger auf mehr als 1,3 Mrd. Euro verzichten. Das bedeutet, dass sie nur 2 bis 3,5 Prozent des ihnen geschuldeten Geldes erhalten. Auch der Bund, der Galeria in der Corona-Pandemie mit rund 680 Mio. Euro unterstützte, wird wohl einen Großteil der Summe abschreiben müssen.
Eine Ablehnung des Insolvenzplans wäre jedoch katastrophal gewesen, heißt es aus Essen: das hätte die Stilllegung des Geschäftsbetriebs, die Schließung aller Filialen, die Kündigung aller Mitarbeitenden bedeutet. „Mit ihrer überwältigenden Zustimmung senden die Gläubiger ein positives Signal an alle zukünftigen Galeria-Standorte mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und einen unmissverständlichen Auftrag an das Management und den Eigentümer“, so Kebekus.
Der Insolvenzplan bedarf zu seiner Wirksamkeit noch der formellen Bestätigung durch das Amtsgericht Essen. Zur Befriedigung der Gläubiger stehen anschließend 50 Mio. Euro zur Verfügung. Auch wird der Galeria-Gesellschafter dann seine Zusage einlösen, die Sanierung des Unternehmens mit Investitionen von bis zu 200 Mio. Euro zu unterstützen. Das Insolvenzverfahren soll noch im Laufe des ersten Halbjahres 2023 beendet werden.
Bereits in den letzten Tagen war zudem bekannt geworden, dass statt der 52 „nur“ 47 Läden dicht machen müssen. Zudem gebe es noch Gespräche mit Vermietern und Kommunen. Es könnte also sein, dass noch einige weitere Filialen gerettet werden können.
Gleichwohl weiß niemand, wie es in Zukunft um die noch verbleibenden Häuser bestellt ist. BBE-Geschäftsführer Dr. Johannes Berentzen äußerte sich gegenüber der Deutschen Presse-Agentur jedenfalls skeptisch: „Ich glaube nicht, dass der Umbau mit den bisher geplanten Maßnahmen erfolgreich sein wird.“ Nötig wären seiner Einschätzung nach deutlich höhere Investitionen als geplant und eine deutlich einschneidendere Veränderung des Konzeptes.