Die Dura-Gruppe mit ihren 13 Tochterfirmen hat gestern beim Amtsgericht Fulda einen Antrag auf Insolvenz gestellt. 654 Mitarbeiter (davon 200 Beschäftigte in Fulda) sind betroffen. Laut Geschäftsführung soll es allerdings nicht zu Entlassungen kommen. Der (nach eigenen Angaben) größte deutsche Hersteller von textilen Bodenbelägen ist auf die Herstellung von Teppichböden für den Objekt- und Privatbereich sowie auf die Innenausstattung deutscher Premium-Automobile spezialisiert.
Wie in der heutigen Pressemitteilung mittgeteilt wurde, hat das Unternehmen ein Sanierungsverfahren nach neuem Recht beantragt. Am 1. März 2012 ist ein neues "Gesetz zur weiteren Erleichterung der Sanierung von Unternehmen (ESUG)" in Kraft getreten, das das Unternehmen in Anspruch nehmen will. Dabei soll das Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung durch die bisherige Geschäftsleitung erfolgen. Zur Unterstützung wurde der Sanierungsexperte Rechtsanwalt Dr. Stefan Oppermann aus Nürnberg zum Handlungsbevollmächtigten berufen. Zudem hat das Amtsgericht Fulda Rechtsanwalt Ottmar Hermann zum Sachverwalter bestellt. Er soll die Geschäftsleitung begleiten und überwachen.
Ziel ist es, die Dura-Gruppe im Rahmen eines so genannten Planverfahrens in Eigenverwaltung zu entschulden, die zuletzt angeschlagene Liquidität nachhaltig zu verbessern und die entsprechenden Unternehmen wieder wettbewerbsfähig aufzustellen. Im Rahmen der Sanierung soll der Großteil der 654 betroffenen Arbeitsplätze erhalten bleiben und Geschäftsbetrieb und Produktion in allen Unternehmensbereichen uneingeschränkt weiterlaufen.
"Ich blicke auf motivierte Mitarbeiter, vertrauensvolle Kunden- und Lieferantenkontakte sowie auf ein operativ gesundes Unternehmen. Daher sehe ich gute Chancen für eine Sanierung", sagt der vom Gericht beigestellte Rechtsanwalt Hermann. Rechtsanwalt Oppermann wird in den kommenden Wochen einen Sanierungsplan für die betroffenen Gesellschaften entwerfen und die Verhandlungen mit den Gläubigern begleiten. "Wir streben an, die bei den betroffenen Unternehmen bereits weit vorangebrachte Restrukturierung und Sanierung im Rahmen der Eigenverwaltung zügig zu vollenden und die Gläubiger möglichst optimal zu befriedigen", so Oppermann.
Das Unternehmen investierte in den Jahren 2006 bis 2008 in Firmenzukäufe und Neugründungen im In- und Ausland. In Folge der Wirtschaftskrise kam es in den Segmenten Automotive und Objekt zu deutlichen Umsatzeinbrüchen. Zusätzlich verschärfte sich die Krise durch steigende Rohstoff- und Energiepreise.<br>
Aus dieser Zeit resultieren finanzielle Verbindlichkeiten gegenüber Kapitalgebern, die ? laut Pressemitteilung ? trotz voller Auftragsbücher und eines in 2009 konsequent eingeleiteten Sanierungsprozesses nicht vollständig aufgefangen werden konnten. Die jetzige Restrukturierung soll in erster Linie dazu dienen, die Versorgung der Kunden nachhaltig, termin- und mengengerecht sicherzustellen.
Dr. Christian Schäfer, Vorsitzender der Geschäftsführung, zeigt sich zuversichtlich: "Dieser Schritt versetzt uns in die Lage, uns erneut auf unser erfolgreiches operatives Geschäft zu konzentrieren. Dabei liegt unser Hauptaugenmerk darauf, die von uns gewohnte Lieferperformance wiederherzustellen und in den nächsten Monaten zwei neue Kollektionen einzuführen."
Nicht betroffen vom Insolvenz-Antrag sind der von der Dura-Gruppe unabhängige Wirth Fulda Konzern (FFF-Group) mit der Filzfabrik Fulda und deren in- und ausländischen Tochtergesellschaften sowie die Wirth Systems GmbH.