Dass 2021 ein gutes und auch herausforderndes Jahr war, lässt sich an der Bilanz des Branchenprimus ablesen: Mit 1,482 Mrd. Euro Produktionsumsatz und damit 8,2 Prozent Zuwachs konnte sich Nobilia einmal mehr sich selbst übertreffen. Treiber war insbesondere das Auslandsgeschäft, das mit 19,4 Prozent Plus (786,6 Mio. Euro) kräftig Fahrt aufnahm. Im Inland sank der Umsatz hingegen um 2,2 Prozent auf 695,5 Mio. Euro – „pandemiebedingt“, wie es dazu in der heute veröffentlichten Presseinfo heißt.
Der Exportanteil am Gesamtumsatz beträgt damit aktuell 53,1 Prozent. Mit Blick auf das Ausland gewinnt dazu das Retail-Geschäft über eigene Shops bzw. Beteiligungen an Handelsketten an Bedeutung. Diese eingeschlossen, erzielte Nobilia als Gruppe im vergangenen Jahr konsolidiert 1,715 Mrd. Euro, was immerhin einem Plus von 11,2 Prozent entspricht. Neben den eigenen Küchenstudios in Schweden und England unter den Namen Northern Kitchen Sverige AB und Kütchenhaus sowie der Minderheitsbeteiligung an der belgischen Handelskette Menatam (èggo), die mittlerweile auch in Afrika und im Mittleren Osten aktiv ist, kam 2021 eine Minderheitsbeteiligung an der Aviva-Gruppe, die überwiegend in Frankreich tätig ist, hinzu. Auch die Franchise-Organisation FBD, an der Nobilia mehrheitsbetiligt ist, baute ihr Terrain aus: Mit ihren Vertriebsschienen Ixina, Cuisine Plus, Cuisines Références und Vanden Borre Kitchen überschritt die Gruppe kürzlich die Schwelle von 500 Studios.
Im Inlandsgeschäft ist insbesondere eine Verschiebung der Vertriebskanäle in Richtung der Küchenspezialisten bemerkenswert. „Nobilia ist in Deutschland historisch stark in der sogenannten Großfläche des Möbelhandels vertreten, die durch die langen Lockdown-Maßnahmen besonders stark beeinträchtigt war. Unsere Strategie im letzten Jahr war es daher, gerade das Wachstum im Vertriebskanal der Küchenspezialisten in Deutschland analog zur Entwicklung der Vorjahre noch weiter auszubauen und unsere kontinuierliche positive Entwicklung in unseren Exportmärkten zunehmend voranzutreiben. Beides ist uns gut gelungen,“ erläutert Dr. Lars Bopf, Vorsitzender der Geschäftsführung.
Knapp 50 Prozent der Inlandsumsätze entfallen inzwischen auf Küchenspezialhäuser, 38 Prozent auf Einrichtungshäuser und die verbleibenden 13 Prozent verteilen sich auf den Vertriebskanal SB/Discount und auf die sonstigen Vertriebswege. Zu den sonstigen Vertriebswegen zählen das Objektgeschäft, Umsätze bei Elektro- oder Badspezialisten und Online-Vermarktungsformen.
Angetrieben durch das Ausland, erweitert sich auch das Sortiment immer stärker über die Küche hinaus, wie die Hausmesse im September 2021 deutlich machte. Unter dem Motto „Our Passion. Your Solution“ wurden auf rund 5.000 qm insgesamt 111 raumübergreifende Planungen für die Bereiche Küche, Bad und Wohnen gezeigt. Die Präsentation des neuen Living-Sortiments mit smarten Features sowie Lösungen für Hauswirtschaftraum, Garderoben, Homeoffice und Bad bis hin zu Gleittüren wurde vom Handel positiv angenommen. Dies gilt ebenso für die Eigenentwicklung der „Xtra Ceramic“-Keramik-Arbeitsplatte mit ihrem innovativen und patentierten Materialaufbau oder die publikumswirksame Kooperation mit Bosch und der bekannten Food-Bloggerin Sally, wobei der Bosch-Backofen dank Home Connect mit der „Sallys Welt“-App vernetzbar ist.
Über imposante Zahlen kann auch Frank Kramer, Geschäftsführer Technik, berichten: „Mit einem Mengenzuwachs von rund 500.000 Schränken hat Nobilia das Produktionsvolumen im Jahr 2021 deutlich erhöht. Gemeinsam haben unsere Werke mit etwa 830.000 Küchenkommissionen, 8,3 Millionen Schränken und 1,75 Millionen Arbeitsplatten neue Spitzenwerte realisiert.“ Die Produktionsleistung stieg parallel auf etwa 38.000 Holzteile pro Arbeitstag. Damit werden von Nobilia mehr als 3.800 Küchenkommissionen jeden Tag produziert und ausgeliefert.
Die Investitionen beliefen sich 2021 auf rund 107 Mio. Euro. Im Fokus standen das Werk III Am Hüttenbrink in Gütersloh und das neue Werk V in Saarlouis sowie der Bau einer Autobahnbrücke über die A2, die die Werke in Verl-Sürenheide und Am Hüttenbrink in Gütersloh miteinander verbindet und in Kürze befahrbar sein wird. Ganzheitlich wird das Unternehmen künftig auch das Thema Nachhaltigkeit fokussieren, strukturiert nach den vier Kernbereichen Technik, Lieferkette, Produkt und Soziales.
Die Zahl der Mitarbeiter:innen vergrößerte sich um 328 auf insgesamt 4.273 Beschäftigte. Mit ausdrücklichem Dank für das Engagement im herausfordernden Pandemiejahr erhielten alle in der Belegschaft 2021 neben dem Urlaubs- und Weihnachtsgeld eine Sonderprämie in Höhe von 1.700 Euro. Der Aufwand für das Unternehmen belief sich dabei auf mehr als sechs Mio. Euro.
Mit einem professionellen und präventiv ausgerichteten Corona-Management habe Nobilia die Herausforderungen durch die Pandemie bislang gut bewältigt. So lautet das Zwischenresümee. Dazu beigetragen haben zusätzlich angemietete Auflieger, die personelle Verstärkung im Fuhrpark, eine umfassende Bevorratungsstrategie mit zusätzlichen Sicherheitsbeständen sowie Personalaufstockung in der Produktion, um auch bei personellen Engpässen handlungsfähig zu bleiben. So sei das Unternehmen trotz hoher Herausforderungen durchgängig lieferfähig.
Eine konkrete Prognose falle aufgrund der Unwägbarkeiten der Pandemie schwer. Für Nobilia ist angesichts des volatilen wirtschaftlichen Umfelds die Unabhängigkeit von einzelnen Ländern und Märkten von zentraler Bedeutung, wie Dr. Bopf betont: „Mit unserem vielseitigen Produktspektrum im Bereich der Küche, das wir gerade mit den Themenfeldern Bad und Wohnen noch weiter ausdifferenziert haben, sowie unseren hohen Ansprüchen an Produkt- und Servicequalität sehen wir uns für die Anforderungen unserer Handelspartner und die Wünsche unserer Konsumenten gut aufgestellt.“
Update:
In einem persönlichen Gespräch mit der Redaktion betonte Geschäftsführer Dr. Lars Bopf nochmals, dass der rückläufige Inlandumsatz auf den stark eingeschränkten Öffnungsmöglichkeiten des großflächigen Möbelhandels während der Corona-Lockdowns begründet ist. Diesen Einschränkungen waren bekanntlich kleinere Studios weniger ausgesetzt. Einen ausführlichen Bilanzbericht lesen Sie in der "möbel kultur" 3/2022.