Auf der gestrigen Pressekonferenz gab auch der VDM seine Zahlen für 2018 bekannt: Nach zehn Monaten weist die Branchenstatistik ein Ergebnis von +1,1 Prozent und damit einen Gesamtumsatz von knapp 15 Mrd. Euro aus. Für das Gesamtjahr sah der VDM seine Prognose von einer Steigerung um ein Prozent auf rund 18 Mrd. Euro daher bestätigt.
Dieses Ergebnis setzt sich nach den Daten des Statistischen Bundesamtes wie folgt zusammen: Nach einem Umsatzrückgang von 3,8 Prozent 2017 verzeichneten die Küchenhersteller einen kräftigen Anstieg von 6,2 Prozent auf 4,2 Mrd. Euro. Dieser Effekt ist nach Einschätzung des VDM auf die sehr gute Auslandsnachfrage mit einem Plus von 8,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr sowie auf Umsatzverteilungen im Markt zurückzuführen. Auch der Inlandsmarkt entwickelte sich mit einem Plus von 4,8 Prozent entsprechend positiv.
Das Segment der Büro-, Laden- und Objektmöbel erzielte ein Plus von 6,5 Prozent und damit Erlöse in Höhe von 3,5 Mrd. Euro. Die Matratzenhersteller mussten ein Minus von 11,5 Prozent auf knapp 640 Mio. Euro verkraften, während die Polstermöbelindustrie – d.h. Hersteller mit deutschen Produktionsstandorten – einen Rückgang um 5,7 Prozent auf rund 760 Mio. Euro meldeten. Diese Negativentwicklung trifft grundsätzlich auf die deutsche Produktion zu. Unternehmen mit eigenen Produktionsstätten im Ausland sind weniger stark betroffen. Hier lag der Rückgang des Auftragseingangs bis Ende November gemäß einer brancheninternen Erhebung unter den marktprägenden Unternehmen bei 1,7 Prozent.
Das Segment der „sonstigen Möbel“ zeigt ein Umsatzminus von 2,6 Prozent auf knapp 6 Mrd. Euro. Dieses größte Teilsegment der Branche umfasst in der amtlichen Auswertung Wohn-, Ess- und Schlafzimmermöbel sowie Kleinmöbel, nicht gepolsterte Sitzmöbel und Möbelteile. Insgesamt entwickelte sich der Inlandsumsatz in den ersten zehn Monaten mit einem nominalen Plus von 0,9 Prozent unterdurchschnittlich, während die direkt ins Ausland abgesetzten Umsätze um 1,6 Prozent zulegen konnten.
Die durchschnittliche Zahl der in Deutschland produzierenden Möbelfirmen mit mehr als 50 Beschäftigten lag in den ersten zehn Monaten bei 481 – ihre Zahl ging im Vergleich zum Vorjahreszeitraum leicht zurück (-2,4 %). Die Zahl der Beschäftigten erhöhte sich dennoch um 0,7 Prozent auf 84.500 Mitarbeiter.
Der Export der deutschen Möbelindustrie stieg um 2,8 Prozent. Von Januar bis Oktober 2018 gingen 32,6 Prozent der in Deutschland produzierten Möbel direkt ins Ausland. Höher lag die Exportquote nach Angaben des VDM noch nie. Allein die Möbelausfuhren nach China konnten von Januar bis Oktober 2018 im Vergleich zum Vorjahr um 21,8 Prozent gesteigert werden. Auch die deutschen Möbelexporte in Richtung USA legten trotz der zunehmend protektionistischen Handelspolitik der USA um 4,2 Prozent zu. Der Absatz deutscher Möbel in Russland erhöhte sich nach längerer Schwächephase 2018 das zweite Jahr in Folge. Frankreich konnte sich als wichtigster Absatzmarkt für Möbel „Made in Germany“ behaupten, die deutschen Möbelausfuhren legten um 6,1 Prozent zu. Auch andere europäische Märkte wie die Niederlande, Belgien, Polen, Tschechien, Spanien und Italien entwickelten sich positiv. Angesichts der weiterhin offenen Brexit-Fragen wird der britische Markt mit Sorge betrachtet. Noch belegt dieser mit einem Volumen von rund 700 Mio. Euro Platz fünf im Ranking. Doch von Januar bis Oktober 2018 brachen die deutschen Möbelexporte über den Ärmelkanal bereits um sechs Prozent ein.
Die Importe entwickelten sich in den ersten zehn Monaten mit einem geringfügigen Minus von 0,3 Prozent auf ein Gesamtvolumen von 10,6 Mrd. Euro leicht negativ. Dieser Rückgang ist ein Beleg für die aktuelle Schwäche der Inlandsnachfrage in Deutschland. Allerdings ist die Tendenz je nach Lieferland uneinheitlich. Mit 26,3 Prozent stammen inzwischen mehr als ein Viertel aller importierten Möbel aus Polen – der Importwert stieg hier im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 3,4 Prozent auf knapp 2,8 Mrd. Euro. Gleichzeitig gingen die Einfuhren aus China – derzeit auf Platz zwei im Ranking – leicht um 2,3 Prozent auf 1,6 Mrd. Euro zurück. Nach Berechnungen des VDM lag die Quote der Möbel ausländischer Herkunft im deutschen Handel in den ersten zehn Monaten 2018 bei 64,9 Prozent gegenüber 65,3 Prozent im Vorjahreszeitraum.
Für 2019 geht der Verband davon aus, dass sich der Inlandsmarkt vor dem Hintergrund einer leicht positiven Konsumnachfrage, steigenden Nettoeinkommen und robuster Baukonjunktur auch für die Industrie stabil entwickeln wird. Das Thema Wohnen und Einrichten „Made in Germany“ rückt stärker in den Vordergrund. Zudem wird die Branche mit Unterstützung des Verbandes das Exportgeschäft weiter vorantreiben. 2019 rechnet der VDM mit stabilen bis leicht steigenden Branchenumsätzen. Die Auswirkungen eines ungeregelten Brexits mit Exportrückgängen der deutschen Möbelindustrie nach Großbritannien um 25 Prozent könnten eine Stagnierung der Umsätze bedeuten. In einem positiven Szenario rechnet der VDM einem Umsatzzuwachs von 1,5 bis 2 Prozent. Das sei möglich, wenn der Brexit geregelt erfolgt und sich somit ein solides Exportplus von um drei bis fünf Prozent ergibt.
Seit 1. Mai 2018 ist Jan Kuth neuer HDH-/VDM-Geschäftsführer. Im Interview in der Januar-Ausgabe spricht er mit der "möbel kultur" über die mangelhafte Wertschöpfung der Branche, die Fallstricke von Made in Germany und neue Exportinitiativen für das deutsche Möbelbusiness.