Die negativen Auswirkungen der Corona-Krise waren bei der deutschen Möbelindustrie insbesondere im Auslandsgeschäft deutlich zu spüren. Der Auslandsumsatz sank von Januar bis November 2020 um 8,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, dagegen ging der Inlandsumsatz lediglich um 2,8 Prozent zurück. Die Gründe dafür waren vielfältiger Natur: Das Exportgeschäft litt unter dem Nachfragerückgang infolge der Lockdown-Maßnahmen in verschiedenen Ländern, den internationalen Reiseeinschränkungen, den Messeabsagen und den negativen Auswirkungen des Brexits.
Die Industrieexportquote – dies ist der Anteil der von den heimischen Möbelherstellern direkt ins Ausland gelieferten Ware am Gesamtumsatz der Branche – lag in den ersten elf Monaten 2020 infolge des überdurchschnittlichen Rückgangs des Auslandsumsatzes bei 31,4 Prozent und damit deutlich unter dem Niveau des Vorjahres. Im Gesamtjahr 2019 lag der entsprechende Wert noch bei 32,7 Prozent. Der VDM geht davon aus, dass die meisten Exportmärkte sich nach der Überwindung der Folgen der Pandemie im laufenden Jahr relativ schnell erholen und die Exportquote bereits im kommenden Jahr wieder das Niveau des Jahres 2019 erreichen dürfte.
Die meisten Auslandsmärkte zeigen sich aktuell deutlich stärker von der Krise betroffen als der heimische Markt: Die deutschen Möbelexporte sanken in den ersten zehn Monaten 2020 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um sechs Prozent auf 5,9 Mrd. Euro. Einzelne Exportmärkte konnten dennoch deutliche Wachstumsraten vorweisen. Erfreulich ist die Steigerung der Ausfuhren in die Schweiz als zweitwichtigsten Exportmarkt der deutschen Möbelindustrie mit einem Plus von 4,9 Prozent. Frankreich belegt aktuell Platz eins im Ranking der wichtigsten Exportmärkte mit einem Minus von 6,3 Prozent. Auf den Rängen drei und vier folgen Österreich mit minus 5,7 Prozent und die Niederlande mit minus 0,6 Prozent. In fast allen anderen europäischen Export-märkten wurden ebenfalls Rückgänge verzeichnet. Besonders stark gab der Absatz deutscher Möbel in Großbritannien mit einem Minus von 12,3 Prozent nach. Die negative Tendenz infolge des Brexits wurde durch die Auswirkungen der Pandemie auf die britische Wirtschaft noch verschärft. Von den fünf wichtigsten Exportmärkten halten aktuell Frankreich und Belgien den Möbelhandel unter Auflagen geöffnet. In der Schweiz, in Österreich und den Niederlanden sind die Möbelhäuser derzeit geschlossen.
Die außereuropäischen Exportmärkte entwickelten sich im bisherigen Jahresverlauf uneinheitlich. Besonders erfreulich ist aus Branchensicht, dass der weltweit größte chinesische Möbelmarkt die Folgen der Corona-Krise sehr schnell überwunden zu haben scheint – die deutschen Möbelexporte nach China kletterten von Januar bis Oktober 2020 um 2,9 Prozent. Dagegen fielen die Rückgänge in den USA mit 15,7 Prozent und in Russland mit 14,2 Prozent angesichts der hohen Infektionszahlen signifikant aus.
Die deutschen Möbelimporte entwickelten sich im genannten Zeitraunm mit einem minimalen Plus von 0,6 Prozent auf 6,8 Mrd. Euro leicht positiv. Die Dynamik in den einzelnen Ländern zeigte sich jedoch uneinheitlich – deutlichen Rückgängen in einigen Ländern standen kräftige Steigerungen in anderen Nationen gegenüber. Polen verlor 3,2 Prozent, blieb jedoch wie in den vergangenen Jahren das mit Abstand wichtigste Möbelherkunftsland. Die Importe aus dem zweitwichtigsten Importland China legten um 9,1 Prozent zu, die Importe aus dem drittplatzierten Italien gingen um 3,4 Prozent zurück. Überdurchschnittlich stark stiegen die Einfuhren aus Rumänien (plus 26,9 Prozent), Vietnam (plus 14 Prozent) und der Türkei (plus 16,8 Prozent). Vor dem Hintergrund der gesunkenen Exporte und der gestiegenen Importe legte das Außenhandelsdefizit in den ersten zehn Monaten 2020 um 82 Prozent auf rund 925 Mio. Euro zu.