Das Kompetenz-Zentrum Textil + Sonnenschutz, das Netzwerk der Industrieverbände hat gestern auf die teilweise existenzbedrohenden Auswirkungen der explodierenden Rohstoffpreise und Versorgungsengpässe hingewiesen. Dabei stellt die Pandemie die Wirtschaft schon so vor große Herausforderungen. Hinzu komme nun zunehmend die stockende Rohstoffversorgung und die damit verbundenen Preissteigerungen. Einer Umfrage unter den Mitgliedern der drei Verbände des Kompetenz-Zentrums Textil + Sonnenschutz (Heimtex, ViS, Matratzenverband) zufolge sind praktisch sämtliche Unternehmen betroffen. Insbesondere Preise für PU-Schaum, Stoffe, Vliese, Federkerne oder Verpackungsmaterialien aus Papier und Pappe sowie Kunststoff seien seit Ende letzten Jahres kontinuierlich gestiegen. Ferner wurden Holz, Aluprofile, Latexkerne sowie Garne und Farbstoffe/Textilhilfsmittel als weitere Preistreiber genannt. Kosten für Containerfrachten hätten sich vervielfacht.
Allein im April kam es nach Angaben von Martin Auerbach, Geschäftsführer der drei Verbände, zu Preissprüngen im zweistelligen Prozentbereich, die auf die bisherigen Steigerungen noch oben drauf zu rechnen seien. Transporte für Vorprodukte aus Übersee haben sich laut der Umfrage sogar um ein Fünffaches gegenüber dem Vorjahr erhöht, wobei dies im Mai schon wieder übertroffen zu sein scheint.
Preiskalkulationen implodieren, die Industrie legt drauf. Bereits im ausgehenden Jahr 2020 stimmten die Preiskalkulationen der Mitglieder, die nach den Verträgen mit den Abnehmergruppen eigentlich über Monate Bestand haben sollen, vorne und hinten nicht mehr. „Aktuell implodieren die Kalkulationen. Wer heute zu den in 2020 vereinbarten Konditionen liefert, legt ordentlich drauf. Das kann nicht mehr lange gut gehen“, schlägt Auerbach Alarm. In Teilbereichen seien die Unternehmen wegen der Rohstoffverknappung nicht mehr lieferfähig.
Die Preisanstiege seien nicht allein wirtschaftlich erklärbar. Das Phänomen habe aus Industriesicht neben klar erkennbaren Gründen, wie dem Ausbleiben des Sommerlochs in 2020 auch solche, die im stillen Kämmerlein geplant und initiiert worden sein könnten. Vorlieferanten erhöhten die Preise in einer Form, die wirtschaftlich nicht nachvollziehbar sei. Neben einem notgedrungenen Umdenken bei der Ressourcennutzung seien nun vor allem die deutschen und europäischen Marktaufsichtsbehörden gefragt, ihre vornehme Zurückhaltung aufzugeben und die Ärmel hochzukrempeln. Denn die enormen Erhöhungen der Rohstoffkosten würden sich letztendlich bei den Verbrauchern niederschlagen, sofern die Produkte aktuell überhaupt im Markt verfügbar seien.