Corona wirkt sich aus: Obwohl die Möbelbranche schwungvoll ins Jahr gestartet ist, verläuft die Umsatzentwicklung für die deutsche Möbelindustrie im ersten Quartal 2020 insgesamt rückläufig. Dabei liegen alle Märkte in einem außergewöhnlich engen Korridor: Umsätze im Inland -2,6 Prozent, im Ausland -2,68 Prozent sowie in der Eurozone -2,64 Prozent. „Dieser schwächelnde Jahresstart überzeichnet aus unserer Sicht die wirkliche Situation, denn die Auftragslage aus dem 4. Quartal 2019 sorgte für gute Auslastung in der Industrie – natürlich spartenspezifisch unterschiedlich ausgeprägt“, kommentiert Jan Kurth, Geschäftsführer des Verbands der Deutschen Möbelindustrie und der Möbelfachverbände in Herford, die Situation der deutschen Möbelindustrie im Berichtszeitraum.
Gegen den Trend hat die Küchenmöbelindustrie im ersten Quartal ihren Umsatz nochmals um 4,4 Prozent steigern können. Diese Entwicklung ist nach Kurths Angaben besonders erfreulich, denn sie setzt auf einen bereits hohen Vorjahreswert auf. Bemerkenswert ist weiterhin, dass In- und Auslandsumsätze einen annähernd gleich hohen Zuwachs mit 4,35 Prozent bzw. 4,46 Prozent ausweisen – der sonst die Statistik prägende Export folglich im 1. Quartal sukzessive an Bedeutung verlor. Besonders der März hat mit überraschend gutem Zuwachs im Inland (+9,78 %) die Umsatzentwicklung geprägt – trotz bereits erfolgter Teilschließung der Möbelgeschäfte.
Deutlich schwächer hingegen die Auslandskonjunktur, denn die anrollende „Corona“-Welle bestimmte auch im Segment Küche den letzten Monat des Berichtszeitraums (+0,5 % Zuwachs). Hier fällt in besonderem Maße die Eurozone auf, die für März sogar rückläufige Umsatzzahlen meldet (-4,1 %). Mit diesem beginnenden Einbruch der Exportmärkte sank im März die üblicherweise über 40 Prozent angesiedelte Exportquote auf gut 38 Prozent. „Aber trotz des beginnenden Covid-19-Einbruchs bleiben wir gerade für die Küche grundsätzlich optimistisch“, so Jan Kurth, „denn der Anstieg der Auftragseingänge in Höhe von über 13 Prozent im ersten Quartal schafft eine solide Basis für den weiteren Verlauf des Jahres.“
Leicht rückläufig um -1,33 Prozent war hingegen die Umsatzentwicklung der Polstermöbelindustrie im ersten Quartal. Besonders auffällig sind hierbei die stark rückläufigen Auslandsumsätze um -12 Prozent gesamt bzw. sogar -15,1 Prozent in die Eurozone. Die Entwicklung der Auftragseingänge fällt ebenfalls negativ aus. Die Rückgänge zwischen -8,2 Prozent im Inland und -12,5 Prozent im Ausland sind klar auf den Corona-Lockdown zurückzuführen, der umsatzseitig im zweiten Quartal noch deutlichere Spuren hinterlassen wird. „Trotz dieses aktuellen Negativtrends stellen wir fest, dass nach der Statistik die stückbezogene Wertschöpfung bei Polstermöbeln tendenziell wächst“, freut sich Jan Kurth.
Im Wohn- und Schlafraummöbelsektor bleiben die amtlichen statistischen Zahlen unzuverlässig, denn nur rund ein Drittel der Umsatzentwicklung wird von dieser Produktgruppe geprägt. Deutlich aussagekräftiger ist jedoch die verbandseigene Erhebung der Auftragseingänge. Aber auch hier zeigen sich ähnlich dem Polstermöbelsegment Rückgänge von -7,25 Prozent gesamt, -5,9 Prozent im Inland sowie -10,7 Prozent im Export. Neben hohem Importdruck leidet der Auftragseingang aktuell unter Corona-bedingten Handelseinschränkungen. Zuversichtlich stimmt, dass das grundsätzliche Interesse an ‚Möbel Made in Germany‘ anzusteigen scheint, betont Jan Kurth jedoch abschließend.