VDM-Geschäftsführer Jan Kurth.

VDM

Erstes Halbjahr 1,8 Prozent unter dem Vorjahresergebnis

Es läuft nicht rund für die deutsche Möbelindustrie. Nach einem leichten Umsatzanstieg im zweiten Halbjahr 2018 hat sich die Konjunktur bei den deutschen Herstellern bis zum Sommer 2019 wieder abgekühlt. Von Januar bis Juni lagen die Umsätze der Branche bei rund 8,9 Mrd. Euro und damit um 1,8 Prozent unter dem Vorjahreszeitraum. Das gab der Verband der Deutschen Möbelindustrie heute während ihrer Wirtschaftspressekonferenz in Köln bekannt.

Dabei entwickelten sich die einzelnen Segmente nach Angaben der amtlichen Statistik uneinheitlich. Während die Küchenmöbelhersteller einen leichten Umsatzanstieg um 1,4 Prozent auf rund 2,5 Mrd. Euro verzeichneten,  registrierten die Hersteller von Polstermöbeln, deren Umsätze um 3 Prozent auf rund 470 Mio.Euro sanken, Einbußen. Auch die Umsatzentwicklung bei den sonstigen Möbeln (Wohnmöbel und Möbelteile) fiel mit minus 5,4 Prozent auf 3,5 Mrd. Euro negativer aus als der Branchendurchschnitt. Das kleinste Segment der Branche – die Matratzenindustrie – wies ebenfalls ein Umsatzminus in Höhe von 4,2 Prozent auf rund 390 Mio. Euro aus. Die Lage in diesem Segment hat sich nach zweistelligem Umsatzrückgang im vergangenen Jahr allerings wieder einigermaßen stabilisiert.

Positiv abheben konnte sich die Büromöbelindustrie mit einem Umsatz von rund 1,1 Mrd. Euro und einem Plus von 1,6 Prozent. Die Hersteller von Laden- und sonstigen Objektmöbeln lagen ebenso um 1,4 Prozent über dem Vorjahreswert und erzielten einen Umsatz von rund 910 Mio. Euro.

Da die heimischen Hersteller nahezu zwei Drittel ihrer Umsätze im Inland generieren, spiegelt die aktuelle Branchenentwicklung auch die Situation im deutschen Möbelhandel, der insbesondere auf der Großfläche geprägt sei von deutlichen Frequenzrückgängen. Im Handel finde verstärkt eine Verlagerung in Richtung Onlinevertrieb statt. So meldet der Bundesverband E-Commerce einen Anstieg der Umsätze in den Bereichen Möbel, Lampen und Dekoration von 14,4 Prozent im zweiten Quartal dieses Jahres. Der VDM rechnet damit, dass diese Entwicklung weiter voranschreitet. Mittelfristig sei ein Anteil der Möbel-Onlineumsätze von 25 Prozent innerhalb der nächsten fünf Jahre durchaus realistisch. Das bedinge selbstverständlich auch Anpassungsprozesse auf Seiten der Hersteller, die den gesamten Prozess von der Produktentwicklung bis hin zur Vermarktung digital denken müssen. Gerade der Vertrieb über reine Online-Marktplätze erfordere digitale Produktdaten, die beispielsweise auch in Konfiguratoren oder beim Thema Augmented Reality benötigt werden.

Vor diesem Hintergrund erwartet der VDM für das zweite Halbjahr eher eine verhaltene Entwicklung. Eine allmählich abkühlende Bautätigkeit dürfte sich in den kommenden Monaten zunehmend dämpfend auf die Möbelnachfrage auswirken, heißt es. Die Konjunkturprognosen für das laufende Jahr wurden von den führenden Wirtschaftsforschern zuletzt deutlich nach unten revidiert und auch die jahrelang gute Verbraucherstimmung bekomme gemäß den jüngsten GfK-Zahlen einige Dellen. Für das Gesamtjahr 2019 geht der VDM deshalb von einer um 1,5 bis 2 Prozent geringeren Umsatzentwicklung der Möbelindustrie aus. „Hinsichtlich der gerade aufflammenden Diskussion um politische Impulse zur Stimulierung der Konjunktur plädieren wir für eine gezielte und spürbare Maßnahme mit entsprechender Breitenwirkung, die den Verbrauchern mehr Spielräume eröffnet und sprechen uns für eine schnelle und komplette Abschaffung des Solis, beginnend schon im Jahr 2020, aus. Damit kann den Verbrauchern, denen seit Jahren aufgrund der realen Negativzinsen Liquidität entzogen wird, Kaufkraft zurückgegeben werden“, so VDM-Geschäftsführer Jan Kurth.

Diese Seite teilen