Die Energiekrise setzt den kooperierenden Mittelstand weiterhin stark unter Druck und stellt bereits jetzt für einen Teil der Unternehmen eine existenzielle Bedrohung dar. Dennoch ist die wirtschaftliche Lage vorerst noch relativ stabil. Dabei werden Investitionen in Energieeffizienzmaßnahmen wichtiger, wie die aktuelle Konjunkturumfrage des Mittelstandsverbundes unter seinen Mitgliedern ergab. An dieser hatten sich 57 Verbundgruppenzentralen mit rund 42.000 angeschlossenen Unternehmen aus insgesamt 16 Branchen beteiligt.
Während im zweiten Quartal mit mehr als 64 Prozent noch das Gros der Verbundgruppen ihren wirtschaftlichen Status Quo als gut bewerteten, waren dies im dritten Quartal 2022 nur noch rund 40 Prozent. Diese Verschiebung spiegelt sich auch bei der Zahl der Kooperationen wider, deren wirtschaftlicher Status Quo derzeit befriedigend ist – das waren zwischen Juli und September mehr als 52 Prozent der Unternehmen und damit rund 20 Prozentpunkte mehr als noch im Vor-Quartal. „Hier zeichnet sich eine alarmierende Verschiebung ab. Der Mittelstand ist nicht nur tragende Säule der deutschen Wirtschaft, er ist absolut systemrelevant. Damit sich diese Verschiebung nicht verstetigt, müssen kleine und mittlere Unternehmen jetzt mit aller Entschlossenheit in den Mittelpunkt politischen Handelns rücken und eine zielgerichtete und wirksame Unterstützung erfahren. Ansonsten droht bei vielen Betrieben für immer das Licht auszugehen.“, mahnt Dr. Ludwig Veltmann, Hauptgeschäftsführer Der Mittelstandsverbund.
Auch bei der Entwicklung der Umsätze zeigt sich im dritten Quartal Bewegung: Nur weniger als die Hälfte der Verbundgruppen konnten ihren Umsatz im letzten Quartal steigern, mehr als 21 Prozent verzeichneten einen Umsatzrückgang das ist ein Anstieg von mehr als zwölf Prozentpunkten im Vergleich zum Vor-Quartal (Q2: 8,9 %).
In den kommenden Monaten erwarten mehr als 26 Prozent der Unternehmen ein Minus bei den Umsätzen (Q2: 16,1 %), während mit 49,1 Prozent weniger Kooperationen als im Vorquartal (Q2: 55,4 %) mit einem Anstieg rechnen.
Eine ähnliche Lage ist bei den Anschlusshäusern der Kooperationen erkennbar: nur vier von zehn Unternehmen verzeichneten in den vergangenen drei Monaten steigende Umsätze, mehr als 31 Prozent hatten mit einem Rückgang zu kämpfen. Das sind rund 14 Prozentpunkte mehr im Vergleich zum Vor-Quartal.
Die Ertragslage zeigt sich im dritten Quartal 2022 gedämpft. So waren bei rund 30 Prozent der Unternehmen die Erträge von Juli bis September rückläufig, was einem Anstieg von etwa 14 Prozentpunkten im Vergleich zum zweiten Quartal 2022 entspricht. Parallel dazu sank die Zahl der Verbünde, die ein Ertragswachstum zurückmeldeten von 41,1 Prozent auf 31,6 Prozent. Auch für die nahe Zukunft erwartet ein Drittel der Kooperationen hier eine Abnahme (Q2: 23,2%), während rund 30 Prozent von einem Plus ausgehen (Q2: 35,7 %). Gleichzeitig rechnen 35,1 Prozent der Verbünde mit einer Verstetigung der Erträge.
Bei den Investitionen hat rund ein Viertel der Verbundgruppen im dritten Quartal durchschnittlich etwas tiefer in die Tasche gegriffen als im Vor-Quartal (Q2: 19,6 %). Bei mehr als 63 Prozent der Unternehmen blieben die Investitionen auf gleichem Level (Q2: 69,6 %). Für den Rest des Jahres planen 56,1 Prozent der Verbünde keine Anpassung (Q2: 62,5 %) – mehr als 26 Prozent der Unternehmen wollen in diesem Zeitraum aber mehr investieren.
Gedämpft, aber stabil zeigten sich im 3. Quartal die Beschäftigungszahlen im kooperierenden Mittelstand – so haben zwar 19 Prozent der Unternehmen neues Personal eingestellt, dies entspricht aber einem Rückgang von knapp sechs Prozentpunkten im Vergleich zum Vor-Quartal. Gleichzeitig hat sich jedoch die Zahl der Beschäftigten bei 73,7 Prozent der Unternehmen nicht verändert. Perspektivisch plant rund ein Viertel der Kooperationen für die kommenden Monate aber wieder mehr Personal ein.
Auch bei den Anschlusshäusern der Verbünde stagnierten die Beschäftigungszahlen in den Monaten Juli bis September bei rund 60 Prozent der Unternehmen – 17,5 Prozent meldeten einen Rückgang (Q2: 10,7 %).
Die steigenden Preise für Energie setzen den Mittelstand zunehmend unter Druck. So schätzen mehr als ein Drittel der Verbundgruppen, dass die Energiekrise für einen großen Teil ihrer Mitglieder existenzgefährdend wird, wenn die Politik nicht mit Überbrückungsmaßnahmen gegensteuert. Noch vermelden 59 Prozent der Kooperationen keine Zurückhaltung bei Investitionen, während 14 Prozent der Unternehmen allerdings ihre Investitionen deutlich auf Energieeffizienzmaßnahmen verlagern. Weitere zehn Prozent der Verbundgruppen überlegen allerdings derzeit, sämtliche betriebliche Investitionen vorerst zurückzustellen.