Rund ein Viertel aller Deutschen – und damit knapp 19 Millionen Menschen in 9,3 Millionen Haushalten – planen 2020 die Anschaffung neuer Möbel. Gerade bei jungen Leuten ist die Lust auf Neues besonders spürbar: So planen 40,5 Prozent der Bevölkerung zwischen 14 und 29 Jahren, neue Möbel zu kaufen. Bei den 30- bis 39-Jährigen sind es 31,5 Prozent der Bevölkerung und bei den über 60-jährigen 12,5 Prozent. Diese repräsentative Befragung, die der VDM vor Weihnachten mit dem Marktforschungsinstitut TNS Kantar bei deutschen Konsumenten durchgeführt hat, und auch die Auslandsentwicklung veranlassen Verbandsgeschäftsführer Jan Kurth dazu, mit einem „realistischen Optimismus“ ins neue Jahrzehnt zu gehen: mit Aussicht auf ein leichtes Umsatzplus von ca. einem Prozent.
Aus Anlass der heutigen Wirtschaftspressekonferenz im Kölner Messehochhaus im Vorfeld der imm cologne stellte Kurth noch einmal die Situation der deutschen Möbelindustrie dar. Zwar verzeichnete die Branche bis zum zuletzt gemessenen amtlichen Wert bis Oktober 2019 ein leichtes Minus von 0,4 Prozent, doch sieht Kurth auch Lichtblicke. So gingen 32,8 Prozent der in Deutschland produzierten Möbel direkt ins Ausland. Dies sei die höchste jemals gemessene Exportquote. Insgesamt stiegen die Ausfuhren im Jahresverlauf 2019 um 2,1 Prozent. Nicht nur die meisten großen außereuropäischen Märkte liegen derzeit im Plus. Allein die Möbelausfuhren in die USA konnten von Januar bis Oktober 2019 im Vergleich zum Vorjahr um 15,1 Prozent gesteigert werden. Der Absatz deutscher Möbel in Russland erhöhte sich nach längerer Schwächephase 2019 das dritte Jahr in Folge um aktuell 18,8 Prozent. Andere wichtige Wachstumsmärkte sind Japan, Kanada und Südkorea. Nur China fiel um 22,3 Prozent zurück.
Von den Teilbranchen konnten Küchen bekanntlich zulegen (+2,8%), während beispielsweise Matratzen (-2,3%) und Polstermöbel (-0,5%) Umsatz verloren.
Kurth erinnerte in Köln zugleich an das Jahr 2009: „Wenn wir zehn Jahre zurückdenken, standen wir auch am Beginn eines neuen Jahrzehnts, aber auch am Ende einer großen wirtschaftlichen Krise, die der Möbelindustrie einige Verwerfungen gebracht hat.“ Damals erwirtschaftete die Branche einen Umsatz von 15,4 Mrd. Euro und damit rund zwei Milliarden oder 12 Prozent weniger als noch ein Jahr zuvor, mit 540 Betrieben und 90.000 Beschäftigten. Heute sind es immerhin über 2 Mrd. Euro mehr, in 477 Betrieben und mit 85.000 Beschäftigen. Für 2019 ingesamt rechnet Kurth mit 18 Mrd. Euro Umsatz, was einem leichten Umsatzminus in Höhe von rund einem halben Prozent entspricht.
Hierzulande konnte die zusätzliche Kaufkraft trotz des robusten Arbeitsmarktes und steigender Einkommen nicht ausreichend in neue Möbelkäufe umgemünzt werden. „Dies lag sicherlich auch an den Verschiebungen innerhalb der Möbelhandelsstruktur und dem anhaltenden Frequenzproblem der Großfläche“, so die Einschätzung Kurths. „Die stark auf den Preis fixierten Verkaufsmaschinen außerhalb der Städte funktionieren in Zeiten von mündigen und gut informierten Verbrauchern immer schlechter. Stattdessen gewinnen Fachhandel und Online-Vertriebskanäle immer weiter an Bedeutung.“ Sein Fazit: „Einfach nur Möbel verkaufen reicht nicht. Gefragt sind Einrichtungskonzepte und Atmosphäre.“ Daneben gelte es auch, mit aller Kraft das Thema „Made in Germany“ in den Vordergrund zu rücken und die Verbraucher auf Qualität und den erstklassigen Service aufmerksam machen (z. B. durch das neue RAL-Herkunftslabel „Möbel - Made in Germany“ von VDM und DGM). Und: „Die Themenpalette Nachhaltigkeit, Klimaverträglichkeit und der Trend zur Regionalität müssen wir stärker spielen und für unsere Hersteller nutzen, da diese Themen wachsende Bedeutung bei den Endverbrauchern in ihrer Kaufentscheidung gewinnen.“