„Mit Anfang 50 eine Existenzgründung mit Relaxsesseln? Bist du verrückt?“, Me-Up-Inhaber Ralf Niediek hat mit seinem Start-up vor fünf Jahren einen riskanten Schritt gewagt, denn der Markt für Relaxsessel schien gesättigt. Der Unternehmer fand jedoch eine Nische: wohnliche Relaxsessel mit Aufstehhilfe für Menschen, die sich stets stilvoll eingerichtet haben und im Fall von auftretenden Handicaps oder Altersbeschwerden nicht auf ihren individuellen Einrichtungsstil verzichten wollen. Auf der Basis langjähriger Erfahrung in der Möbel- und Möbelzulieferindustrie sowie dem speziellen Know-How im Bereich innovativer kompakter Mechanik entwickelte er das erste Sortiment. Der Schwerpunkt lag auf wohnlichen Produkten mit unterstützenden Funktionen, die bar jeder Stigmatisierung quasi unsichtbar bleiben.
Eine eigene Fabrik kam nicht in Frage. Stattdessen kamen zwei Unternehmen, vormals Kunden des Existenzgründers, in Bielefeld und Duisburg als exklusive Produktionspartner für die Entwicklung und Fertigung der Sessel mit ins Boot: ein ehemaliges Entwicklerteam eines der größten deutschen Polstermöbelhersteller sowie ein ehemaliger Leiter der Polsterei eines namhaften lokalen Herstellers. „Diese geballte Bündelung von Know-How ist einzigartig und wäre mit Angestellten in einer eigenen Fabrik gar nicht bezahlbar“. Auch für Buchhaltung, EDV, Marketing etc. wird auf Freelancer gesetzt. „So umfassende Fachkompetenz kann kein Angestellter bündeln. Als Nischenanbieter setzen wir auf Qualität und Exklusivität. Selbstständigkeit ist außerdem die beste Motivation. Die daraus resultierende Qualität der Arbeit und die extreme Flexibilität machen die scheinbar höheren Kosten mehr als wett“, erklärt Inhaber Ralf Niediek seinen strategischen Ansatz, um sich im Markt durchzusetzen.
Aufgrund der hohen Beratungsintensität der Aufstehsessel und der zahlreichen individuellen Anforderungen bietet sich ein Direktvertrieb an. Deshalb steht unter anderem ein Onlineshop zur Verfügung. Außerdem bietet Niediek unverbindliches Probesitzen zuhause an. Der Kunde wählt seinen Favoriten und im Rahmen der nächsten Tour in die Region wird ein Termin vereinbart. Die hohe „Trefferquote“ aufgrund der Vorabinfos aus dem Shop rechtfertige den Aufwand, so der Inhaber. Bei sinnvoller Tourenplanung ist der Aufwand unter dem Strich nicht höher und viel effektiver als beispielsweise in einem Ladenlokal. Die Frage nach digital oder analog stelle sich nicht, beides funktioniere Hand in Hand. Seine Sessel verkauft Niediek heute nicht nur in ganz Deutschland, sondern auch ins Ausland.