Auch für die BSH war 2022 ein Rekordjahr, wenngleich Lieferengpässe und explodierende Kosten den Konzern stark ausgebremst haben, wie die heutige Pressekonferenz nochmals bestätigte. Den Anstieg um 2,5 Prozent (währungsbereinigt 4,2%) auf 15,9 Mrd. Euro Umsatz bezeichnete CEO Dr. Matthias Metz als „solides Ergebnis in herausfordernden Zeiten“. Wobei sich die Krise bei den Zulieferteilen vor allem hierzulande stark bemerkbar gemacht hat. Es habe in Deutschland zwar ein leichtes Wachstum gegeben, doch musste die Gruppe rund ein Prozent Marktanteil an Mitbewerber abgeben (insgesamt ist die BSH mit 22% Anteil deutscher Marktführer).
Das Ausland entwickelte sich unterschiedlich. China als mit Abstand größter Auslandsmarkt blieb mit vier Prozent unter dem Vorjahresumsatz, was insbesondere den Folgen der Corona-Pandemie zuzuschreiben ist. Der Krieg zwischen Russland und Ukraine habe allein 330 Mio. Euro weniger Umsatz nach sich gezogen. Große Dynamik habe dagegen Indien gezeigt, ebenso wie der nahe und mittlere Osten. Auch Nordamerika kam mit einem Umsatzzuwachs von 16 Prozent weiter gut voran und für 26 Prozent Wachstum hat die Türkei gesorgt, getrieben vor allem in den Bereichen Spülen und Kochen. Bei einer rückläufigen Absatzkurve in Europa blieb der Umsatz hier insgesamt bei einem leichten Plus von nur 0,3 Prozent.
Bei den Produktkategorien zeigte sich der Bereich Kühlen mit einem Plus von 8,8 Prozent gegenüber Vorjahr am dynamischsten, dicht gefolgt von der Produktkategorie Spülen, die 8 Prozent zulegen konnte. Die umsatzstärkste Produktkategorie Kochen wuchs 2022 um 2,8 Prozent, wobei die neue Backofenreihe in Kürze für frische Impulse sorgen soll. Wäschepflege und Consumer Products (kleine Hausgeräte) verzeichneten einen Rückgang von 6 Prozent bzw. 6,2 Prozent. Vor allem Einbaugeräte, eine Stärke der BSH, werden im Ausland immer mehr nachgefragt und schnitten beim Umsatz entsprechend überdurchschnittlich mit einem Plus im oberen einstelligen Bereich ab.
Positiv fiel zudem der Kundendienst auf, der nicht nur 2,2 Prozent mehr Umsatz einbrachte, sondern auch Anerkennung für die weltweit rund 15.000 Mitarbeitenden. Der Net Promotor Score (NPS) für die Kundenzufriedenheit stieg erneut um 2 Punkte auf den herausragenden Wert von 73 Punkten und zum elften Mal in Folge standen die Marken Bosch und Siemens im Ranking der Zeitung „Welt“ als „Service-Champions“ auf Platz 1 und 2.
Insgesamt 63.000 Mitarbeitende – 600 mehr als im Vorjahr – waren 2022 bei der BSH beschäftigt. Auch wenn die stark gestiegenen Kosten für Energie und Materialien nicht durch Preisanpassungen ausglichen werden konnten und entsprechend das Ergebnis geschmälert haben, blieben die Investitionen auf hohem Niveau. 628 Mio. Euro flossen u. a. in den Bau eines neuen Werkes in Mexiko, das Kühlgeräte für den nordamerikanischen Markt produziert. Die Produktion in Chennai wurde für den Wachstumsmarkt Indien erweitert, in Kairo der Grundstein für eine neue Herd-Fabrik mit entsprechenden Expansionsplänen für Afrika gelegt und in Vietnam eine Tochtergesellschaft gegründet. Während das Geschäft in der Ukraine auf niedrigem Niveau wieder angelaufen ist, konnte für Russland noch keine Lösung gefunden werden. Die Produktion wurde dort eingestellt, aber einem Verkauf stehen administrative Barrieren entgegen.
Weiter investiert wird ebenso in die Flagshipstores, vor allem für Bosch und Gaggenau. Um bei Innovationen die Nase vorn zu behalten, wurden die Ausgaben für Forschung und Entwicklung um 5,3 Prozent auf 840 Mio. Euro erhöht. Nachhaltige Produkte und Fertigung stehen dabei an vorderster Stelle. Bis 2030 will die BSH den Strombedarf zu 100 Prozent mit Ökostrom decken. Forciert wird zudem der Einsatz von recycelten Kunststoffen und Grünstahl. Ein Beispiel ist der neue Bosch „Green Collection“-Kühlschrank, der im Mai in Europa auf den Markt kommt und dessen CO2-Fußabdruck durch wasserstoffbasierte Fertigung um ein Drittel reduziert werden kann.
Zu sehen war bei der heutigen Pressekonferenz, die digital und live in München stattfand, erstmals die komplette neue Geschäftsführung: Neben CEO Matthias Metz, seit Oktober 2022 an der Spitze, sind dies CFO Gerhard Dambach und COO Lars Schubert sowie seit 1. Januar Rudolf Klötscher und Alexander Dony. Beide folgen auf Matthias Ginthum, der Ende März in den Ruhestand gehen wird. Wobei Rudolf Klötscher als Chief Sales & Service Officer den Kundendienst, die Region Europa und die Region Emerging Markets und Alexander Dony als Chief Sales & Marketing Officer den chinesischen und nordamerikanischen Markt, das Marketing und die Produktmarken ebenso wie die Kleingeräte künftig verantworten wird.
Die Zukunft sei schwer vorhersehbar, der Umsatz 2023 immerhin leicht über Vorjahr gestartet und bis spätestens Juni sei der Konzern in allen Bereichen wieder uneingeschränkt lieferfähig. Auch Preiserhöhungen wie in jüngster Zeit erwartet die BSH-Führung nicht mehr. Gegen die Lieferkettenproblematik sei der Konzern robuster geworden und sei insgesamt gut aufgestellt, um künftige Herausforderungen zu meistern. Auch wenn ab Mai Kurzarbeit für den Geschirrspüler-Standort Dillingen und ggf. weitere deutsche Werke geplant ist, wird ab Herbst auch wieder mit Vollauslastung gerechnet.