"Wir sind schlicht und einfach empört, wie leicht es in Deutschland möglich ist, öffentlich diffamiert zu werden." Dr. Richard Seifert, Inhaber XXXLutz.

XXXLutz

Dr. Richard Seifert wehrt sich gegen Vorwürfe

Die Gemüter kochen hoch, wenn es um das Thema Mitarbeiter auf der Großfläche geht. Auf moebelkultur.de wurden in den letzten Monaten mehr als 300 Kommentare zu den unterschiedlichen Meldungen gepostet. Im Fokus der Vorwürfe steht immer wieder die österreichische Lutz-Gruppe.

In einem offenen Brief an die "möbel kultur" hat sich Inhaber Dr. Richard Seifert nun ausführlich und deutlich zu Wort gemeldet. Lesen Sie hier den ungekürzten Brief. Und den gesamten Artikel "Zoff auf der Großfläche: Personal immer stärker unter Druck?" in der November-Ausgabe der "möbel kultur".

Sehr geehrte Frau Kerl!

Danke für Ihr E-Mail vom 28.10.2009 an meinen Bruder Andreas Seifert. Sie haben Recht, die Gemüter kochen hoch, nicht nur in der Presse und in der Öffentlichkeit, sondern auch bei uns. Wir sind schlicht und einfach empört, wie leicht es in Deutschland möglich ist, dafür öffentlich diffamiert zu werden, dass man sanierungsbedürftige Betriebe übernimmt und gesundet, damit Arbeitsplätze sichert und neue schafft.

Es wird Ihnen sicher aufgefallen sein, dass alle Fälle, die derzeit in der Öffentlichkeit diskutiert werden, Betriebsübernahmen betreffen: Das Karstadt-Möbelhaus im Jahr 2005 in München war schwer defizitär und konnte nur mit riesigen Kraftanstrengungen einschließlich Verlustübernahmen in Höhe von mehr als 10 Mio. Euro saniert werden. Das Möbelhaus Emslander, das wir voriges Jahr übernommen haben, war ebenfalls in Roten Zahlen. Die Gruppe der Hiendl-Möbelhäuser mit dem Stammhaus in Passau ist nach dem Tod des Firmeninhabers in schwierige Zeiten gekommen und wurde von neu gewählten Betriebsräten massiv bekämpft. Das war wohl der Hauptgrund, warum der neue Inhaber und Sohn des verstorbenen Klaus Hiendl keine Lust mehr hatte, den Betrieb überhaupt weiterzuführen.

Es ist uns gelungen, alle betroffenen Betriebe zu restrukturieren, in unseren XXXL-Verband zu integrieren und aus der Verlustzone herauszuführen. Viele neue Arbeitsplätze und Lehrstellen für Auszubildende wurden geschaffen. Wir nehmen für uns in Anspruch, Gewaltiges zur Sicherung der Betriebe und der Arbeitsplätze geleistet und dafür tief in die Geldtasche gegriffen zu haben. Unter normalen Umständen hätten wir Lob und Unterstützung von der Gewerkschaft Ver.di verdient.

Unglücklicherweise ist im Einzugsbereich dieser 3 Möbelhäuser ein besonders kriegerischer Gewerkschaftssekretär tätig, der diese Leistungen unserer Mitgliedsbetriebe nicht anerkennen möchte. Bei uns verfestigt sich immer mehr der Eindruck, dass es hier nicht um die Interessen der Arbeitnehmer geht, sondern um Angstmacherei zum Zweck von Mitgliederwerbung. Ver.di bedient sich einiger 3-4 Jahre zurückliegender Einzelfälle, wie sie bei Betriebssanierungen nicht zu vermeiden sind, um unser Unternehmen insgesamt an den Pranger zu stellen. Es vergeht keine Woche, in der nicht irgendeine diffamierende, sehr oft überhaupt nicht richtige und jedenfalls negative Pressemeldung von Ver.di ausgeschickt wird. [page_break]

Behauptungen werden aufgestellt, die in dieser Form nicht haltbar sind. Wir haben mittlerweile zwei Zeitungen verklagt, die diese unrichtigen Behauptungen übernommen haben, beispielsweise den Vorwurf, wir würden "ältere Arbeitnehmer systematisch hinausdrängen". Gerade zu diesem Vorwurf ist uns der Nachweis gelungen, dass wir bei Hiendl in Passau bei der Betriebsübernahme 61 Arbeitnehmer im Alter von mehr als 55 Jahre hatten, heute sind es 60. Worin besteht hier das systematische Hinausdrängen? Denselben Gegenbeweis konnten wir zu dem Vorwurf liefern, wir würden Vollzeitkräfte auf einen Anteil von 30 % reduzieren und Erwachsene durch billige Auszubildende ersetzen. Hier beginnt die Argumentationskette von Ver.di gefährlich zu werden: Statt unserem Firmenverband, der fast 2.000 Auszubildende beschäftigt, für diese Ausbildungsleistung zu loben, bekommen wir den Vorwurf der Ausbeutung. Arbeitszeitüberschreitungen wurden beanstandet, die zum Teil auf Wunsch der Mitarbeiter (um mehr Geld zu verdienen) oder aus den Notwendigkeiten der 2-Tages-Auslieferungstouren (ein Monteur arbeitet am ersten Tag länger und am zweiten Tag kürzer) entstanden. Aus all dem wurde eine Giftsuppe von Vorwürfen gebraut, deren einseitige Darstellung in der Öffentlichkeit nicht zu verhindern war.

Anlässlich eines Besuchs des Gewerkschaftsvorsitzenden von Ver.di, Frank Bsirske, in Passau sollte unsere Firma der Presse wegen einer unzulässigen Kündigung eines Auszubildenden vorgeführt werden. Dass diesem Lehrling der Diebstahl von 3.000 Euro vorgeworfen wurde und er Gegenstand polizeilicher Ermittlungen ist, hat man erst kurz vor dem medienwirksamen Auftritt bedacht und das Beispiel rasch zurückgezogen. Geblieben sind allgemeine, durch keinerlei Tatsachen bewiesene Behauptungen von Einschüchterung, Dumpinglöhnen und Erpressung.

Im letzten ARD-Bericht wurde ein Verkäufer erwähnt, dem während der Weihnachtsfeiertage gekündigt wurde, weil er krank gewesen sei. Dass dieser Mitarbeiter schon vorher um Urlaub während der Hauptgeschäftszeit zu Weihnachten angesucht hatte, dass man das verständlicherweise abgelehnt hat und er dann rein zufällig krank geworden ist, wurde nicht erwähnt. So wie zu diesen wenigen Beispielen könnten wir zu den meisten Vorwürfen Gegenbeweise liefern, aber Sie wissen als Journalistin selbst. "Only bad news are good news".

Was tut XXXLutz um Personal zu halten und zu fördern?

Da können wir eine beachtliche Liste anführen: [page_break]

1. Schaffung neuer Arbeitsplätze (im heurigen Jahr über 1.000) und konsequente Sicherung der bestehenden Arbeitsplätze: Wir sind eine sehr erfolgreiche Gruppe, wirtschaften vernünftig und sichern damit den Bestand der Arbeitsplätze auch in schwierigen Zeiten.

2. Einstellung von allein 550 neuen Auszubildenden in den 26 deutschen Mitgliedsbetrieben unserer Gruppe.

3. Ein umfassendes Schulungs- und Weiterentwicklungsprogramm für alle Mitarbeiter, das uns über 10 Mio. Euro im Jahr kostet und in seiner Art einzigartig in der Branche ist.

4. Kooperative und teamorientierte Führung, direkter Kontakt von Führungskräften zu Mitarbeitern, große Anstrengungen in Richtung Motivation und Begeisterung der Mitarbeiter, Anerkennung von Leistung durch Prämien- und Provisionsmodelle.

5. Karrieremöglichkeiten wie in keiner anderen Firma, bedingt durch das ungebrochene Wachstum. <br<

Solange sich Ver.di allerdings darauf beschränkt, nur Negativbeispiele zu bringen, und solange Medien, deren Mitarbeiter von derselben Gewerkschaft Ver.di vertreten sind, auf all das freudig aufspringen, solange wird man wohl jeden Unternehmer als Einschüchterer und Ausbeuter sehen und die enormen Leistungen die wir für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer erbringen, nicht erkennen. Damit müssen wir leben.

Ob dem Land und den Arbeitnehmern damit ein guter Dienst erwiesen wird, wird sich spätestens dann zeigen, wenn uns endgültig die Lust vergangen ist, weitere Sanierungsbetriebe um teures Geld in Schwung zu bringen, und wir dazu übergehen müssen, Betriebe erst dann zu übernehmen, wenn alle Arbeitnehmer in einer Insolvenz abgefunden und nur mehr die Geschäftsimmobilien übrig sind. Dass wir am besten Weg dorthin sind, erkennen Sie daran, dass wir uns trotz verlockender Angebote und grundsätzlichem Interesse nicht entschließen konnten, uns um die Möbelsparte von Quelle zu bemühen: Da hätten wieder wir die Dreckarbeit machen und uns dafür von Gewerkschaften beschimpfen lassen dürfen.

Von den erwähnten Mitarbeiterbefragungen halte ich persönlich nicht viel. Eine gute Führungskraft muss mit jedem Mitarbeiter regelmäßig und so intensiven Kontakt haben, dass sie die Anliegen der Mitarbeiter kennt und erfüllt. Wir brauchen keine Statistiken, die uns sagen, wie viel Prozent der Mitarbeiter für oder gegen was sind, sondern wir brauchen Führungskräfte, die um die Mitarbeiter tagtäglich bemüht sind.

Das ist einer der wichtigsten Punkte unserer Führungskräfteschulungen: Die Mitarbeiter zu respektieren, sie zu fördern, zu schulen und ihnen eine zumutbare Leistung abzuverlangen.

Wenn es Ver.di und ihrem so aktiven Funktionär in Landshut weiter gelingt, den eingeschlagenen Weg mit Unterstützung mancher Medien fortzusetzen, dann ist das Ende dieses Weges klar: Die Wiederauferstehung des Kommunismus. Dann gibt es keine Umsatzvorgaben für Verkäufer mehr, dann regieren die Funktionäre, die sich heute in der Rolle des Anprangerns gefallen, und dann brauchen wir auch keine Rabattschlachten von 30 - 80 % mehr, weil dann wird es nicht mehr an Mitarbeitern und Umsätzen mangeln, sondern an der Ware, die der Kommunismus nicht imstande war zu liefern.

Es war mir ein Anliegen, mich dazu einmal öffentlich zu äußern.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Richard Seifert

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