Couponing ist derzeit in aller Munde. So machte die "Wirtschaftswoche" das Gutscheinmarketing in ihrer letzten Ausgabe zum Titelthema. Das einfache Prinzip: Den Usern werden in täglichen Newslettern Gutscheine angeboten; wenn sich innerhalb von 24 Stunden genug Abnehmer finden, werden die Schnäppchen Realität. Die User überweisen das Geld, erhalten den Gutschein als Druckversion zugemailt und können ihn dann vor Ort einlösen.
Groupon, Daily Deal & Co. versenden täglich Millionen von Coupon-Mails. Das Fazit der "Wirtschaftswoche" in Bezug auf das trendige Marketinginstrument fällt zwiespältig aus. Kein Zweifel - in absoluten Zahlen sind die Ergebnisse rekordverdächtig: "1.000-fach verkauften sich auf den deutschen Seiten zum Beispiel Angebote der Einrichtungskette Möbel Höffner oder des Online-Schuh- und -Modehändlers Zalando. 39.000-mal rauschte jüngst ein verbilligter Einkaufsgutschein der Kosmetikkette Body Shop über die Groupon-Server - ein neuer Rekord in Deutschland." Groupon verschickt seine Angebote an aktuell 83 Mio. Nutzer in 43 Ländern. Allein im ersten Quartal 2011 bedeutete das einen Umsatz von 645 Mio. US-Dollar. Jetzt steht der Börsengang auf dem Plan.
Doch über die Nachhaltigkeit der Werbung im "Rotstiftsgewerbe" - so titelt die "Wirtschaftwoche" - lässt sich streiten. Zum einen tobt ein "Klonkrieg". Zahlreiche Nachahmer von Groupon belasten die Mail-Server der Republik und sorgen für einen wahren Rabattdschungel. Zum anderen bleibt für die Händler aufgrund der Provisionen, die in Regel etwa die Hälfte des Gutscheinpreises ausmachen, wenig hängen. In Deutschland fließt das Geld für bereits bezahlte, aber nicht eingelöste Coupons zudem allein in die Taschen von Groupon. Das sorgt für Unmut. Dennoch lassen sich Unternehmen aus allen Sparten davon nicht abschrecken - Knapp 57.000 Kooperationspartner gibt es derzeit.
Das Schnäppchen-System scheint gerade für Deutschland wie gemacht zu sein: "Wo, wenn nicht in der Heimat von Discountgiganten wie Aldi und Lidl sollte der Spartrieb größere Durchschlagskraft entfalten? Wo, wenn nicht in einem Land, in dem Schlussverkäufe lange Zeit den Status sommerlicher Festveranstaltungen ausstrahlten und das Sammeln von Kundenkarten und Treuepunkten als höchste Konsumentenpflicht zelebriert wird?"
Tatsächlich bringen die Rabattofferten reichlich Frequenz auf die Fläche. "Gerade in flauen Zeiten und für Unternehmen mit hohen Fixkosten kann sich eine Kooperation lohnen", sagt Bernd Skiera, Professor für Electronic Commerce an der Universität Frankfurt der "Wirtschaftswoche". Der Möbelhandel sollte also aufhorchen. Die Gefahr: Kleinere Unternehmen fühlen sich von dem Ansturm der Schnäppchenjäger zuweilen überfordert. Und neben den rabattierten Artikeln und Dienstleistungen denken die Gutschein-Aktivisten gar nicht daran, noch irgendetwas anderes einzukaufen. Bestenfalls schauen sie aber zu einem späteren Zeitpunkt wieder vorbei.
Möbelhändler sollten kooperative Rabattgeschäfte demnach genau prüfen. Dennoch gilt sicherlich auch für derartige Frequenz- und Aufmerksamkeitsbringer das Motto "Versuch macht klug". Hilfestellung bei der Planung bietet beispielsweise der "Coupon Calculator" (www.coupon-calculator.de) von Bernd Skiera von der Goethe-Universität Frankfurt.