O+F Systems

Die Sicht von Rainer Luig zur zweiten Insolvenz

Zu den Hintergründen der erneuten Insolvenz von O+F Systems nahm Geschäftsführer Rainer Luig (Foto) heute in einem persönlichen Gespräch mit der „küchenprofi“-Redaktion Stellung. Demnach ist der seit 25 Jahren amtierende Luig schon zwei Wochen vor der Insolvenz von seiner sog. Organstellung zurückgetreten. In diesem Zuge informierte er am 7. Juli u.a. Lieferanten und Handelspartner über den Stand der Dinge. Im Wortlaut: „Im Vertrauen auf die Sorgfaltspflicht der Akteure im Insolvenzverfahren sind bei Vertragsabschluss über den Unternehmensverkauf von O+F im April dieses Jahres Entscheidungen zugunsten des Investors Gruppe des Deutschen Mittelstands Management GmbH mit Sitz in Frankfurt getroffen worden – verbunden mit dem Ziel einer bestmöglichen Gläubigerbefriedigung bei gleichzeitigem Erhalt möglichst vieler Arbeitsplätze. Diese Erwartungen hat die DMH, vertreten durch ihren Geschäftsführer Holger Bützler, nicht erfüllt. Die Liquiditätsausstattung von O+F Systems war von Anfang an völlig unzureichend. Vereinbarte Ratenzahlungen für den Kaufpreis des Unternehmens an den Insolvenzverwalter mit Fälligkeit 30.5. und 30.6. wurden vom Investor nicht geleistet und stattdessen mit Cash-Flow aus dem Factoring von O+F Systems bedient, was dem Unternehmen die notwendige und vom Unternehmen im Umsatzprozess verdiente Liquidität entzog. Für die angemietete Firmenimmobilie wurden Mittel weder für die Kaution noch laufende Mietzahlungen bereitgestellt.“

Weil letztlich Ratenzahlungen aus dem Cashflow bezahlt werden mussten, habe Rainer Luig seine Organstellung als Geschäftsführer am 7. Juli abgegeben und selbst auch nicht mehr den Insolvenz-Antrag gestellt. Seither fungiert der 67-Jährige als kaufmännischer Leiter und Ansprechpartner für den Insolvenzverwalter Ulrich Zerrath.

Die Auftragslage sei für das Unternehmen, das nach dem Großbrand und die Corona-Situation schwere Zeiten erlebt hat, trotz allem noch gut. Sodass im Falle eines Kapitalzuflusses, ggf. durch einen neuen Investor, ein Fortbestand von O+F denkbar wäre. Immerhin fülle der Hersteller durch seine Spezialkompetenz für Kochfelder, Lüftungssysteme (insbesondere Plasmafilter) und Weinkühler im Hochwertbereich eine Marktnische, die insbesondere auch nach der Insolvenz von Mitbewerber Gutmann eine Berechtigung habe. Ein wichtiges Standbein sei außerdem das Frontcooking in der Hotellerie geworden. Zum Jahreswechsel waren 36 Mitarbeiter in Menden beschäftigt.

Update 29.7.

Inzwischen ist Rainer Luig wieder als Geschäftsführer eingesetzt.

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