Nicht nur die private Inlandsnachfrage nach Möbeln zieht 2010 an (siehe Onlinenews von gestern Mittag), sondern auch die Exporte. Nach einem Rückgang des Auslandsgeschäfts von 15 Prozent im vergangenen Jahr, seien die Erlöse außerhalb Deutschlands von Januar bis Juni 2010 wieder um 8,4 Prozent auf 3,9 Mrd. Euro gestiegen. Besonders erfreulich, so VDM-Präsident Elmar Duffner, sei, dass wichtige Exportmärkte wie Frankreich oder die Schweiz mit 16,3 Prozent bzw. 9,1 Prozent wieder deutlich zulegten. China (+71,4 Prozent), Südkorea (+134 Prozent) und die Vereinigten Arabischen Emirate (+31,3 Prozent) weisen - wenn auch noch auf recht niedrigem Niveau - die höchsten Zuwachsraten aus. Nach wie vor schwierig sei die Entwicklung im drittwichtigsten Auslandsmarkt, den Niederlanden (-10,1 Prozent), und in den USA (-3,7 Prozent). Großbritannien habe sich hingegen mit einem Wachstum von 3,7 Prozent stabilisiert.
"Auch wenn die Erholung noch nicht in sämtlichen Märkten endgültig eingesetzt hat, ist die Ausgangslage zur Eroberung von Marktanteilen für die deutsche Möbelindustrie durchaus gut: In einigen Ländern besitzen Möbel "Made in Germany' bereits einen hohen Marktanteil, der sich durchaus festigen und weiter ausbauen lässt", so Elmar Duffner. So liegt der deutsche Anteil in den Niederlanden laut VDM z. B. bei 22 Prozent, in Belgien bei 25 Prozent, in Österreich bei 61 und in Luxemburg sogar bei 66 Prozent. Zum Vergleich: Italien habe in den Niederlanden einen Marktanteil von drei Prozent, in Belgien von 11 Prozent und in Österreich von 16 Prozent. Besser vertreten seien die italienischen Mitbewerber hingegen in Frankreich, wo sie auf 12 Prozent Marktanteil kommen, während die deutschen Hersteller nur 10 Prozent erreichen. Duffner formulierte dementsprechend zugespitzt: "Die deutsche Möbelindustrie hat den europäischen Hauptwettberber Italien als Produktionseuropameister abgelöst." Dieses Ergebnis sei auch auf die Fitness-Programme zurückzuführen, die sich die deutsche Möbelindustrie nach dem kurzen Wiedervereinigungs-Boom selbst verordnete.
Dies zeigt sich auch deutlich in einem anderen Produktsegment. Denn besonders stolz zeigte sich Elmar Duffner über die internationale Bedeutung der deutschen Küchen", einem der Flaggschiffe der hiesigen Möbelindustrie". Deutsche Küchen sind - bezogen auf die jeweilige Inlandsverfügbarkeit - in Belgien zu 39 Prozent vertreten, in den Niederlanden zu 46 Prozent, in Österreich zu 55 Prozent und in Luxemburg sogar zu 84 Prozent. Die Italiener schneiden hier deutlich schlechter ab: Belgien 1,5 Prozent, Niederlande 0,9 Prozent, Österreich 5 Prozent, Luxemburg 7 Prozent. Auch in Frankreich haben deutsche Küchen mit 16 Prozent Marktanteil die Nase gegenüber den Italienern (7 Prozent) vorn. "Neben unseren traditionellen Stärken wie Qualität, Technologie- und Innovationsführerschaft zahlen sich jetzt auch unsere Designanstrengungen weltweit aus - Top-Design bei Möbeln wird längst nicht mehr nur Italienern zugeschrieben, sondern zunehmend auch uns." Und Elmar Duffner setzte noch eins drauf: "Auch wenn die Italiener besser kochen können, die besseren Küchen bauen wir." [page_break] Parallel zur Erholung der Exporte wuchsen auch die Möbelimporte im ersten Halbjahr überraschenderweise, und zwar um 15,5 Prozent auf 4,5 Mrd. Euro. Überdurchschnittlich schnell legten die Einfuhren aus Asien (+22 Prozent) zu. Spitzenreiter dabei: China (+26 Prozent), inzwischen nach Polen auf Platz zwei der wichtigsten Möbellieferanten Deutschlands. Demgegenüber steigen die Möbelimporte aus dem EU-Raum unterdurchschnittlich um 13,2 Prozent. Deutliche Steigerungen gab es hier bei den Einfuhren aus den osteuropäischen Ländern wie Polen (+17,5 Prozent), Tschechien (+37 Prozent) und Rumänien (+38,1 Prozent).