Die deutsche Holzindustrie konnte die Umsatzrückgänge der ersten beiden Monate des laufenden Jahres durch einen guten März, der 9,1 Prozent über Vorjahr lag, kompensieren. Im Januar war der Umsatz im Vergleich zum Vorjahresmonat um 7,9 Prozent zurückgegangen, im Februar um 0,5 Prozent. „Die aktuelle Situation ist wirklich außergewöhnlich. Die Auftragsbücher der meisten Unternehmen sind gut gefüllt, aber die Materialbeschaffung gestaltet sich schwierig. Es gibt weniger Planungssicherheit für die Unternehmen“, so Johannes Schwörer, Präsident des Hauptverbandes der Deutschen Holzindustrie (HDH). „Die Geschäftserwartungen für die kommenden sechs Monate trüben sich zunehmend ein.“
Der Umsatz im baunahen Bereich der Holzindustrie (+0,2 %) blieb in etwa auf dem Vorjahresniveau. Die Möbelindustrie (-7,7 %) und die Holzverpackungsindustrie (-4 %) mussten dagegen deutliche Umsatzeinbußen verkraften.
Die aktuelle Versorgungs- und Preissituation stellt für viele Branchenunternehmen zugleich eine zunehmende Belastung dar: „Sollten die Preissteigerungen und Lieferengpässe bei Rohstoffen und Vorprodukten anhalten, kann das die Liquidität einiger Branchenunternehmen belasten“, berichtet Schwörer. „Besonders die Kosten für Stahl, Konstruktionsvollholz, Plattenwerkstoffe und Kunststoffe gehen kontinuierlich nach oben. Sie stellen gerade in Corona-Zeiten eine unvorhergesehene Zusatzbelastung für die Betriebe dar und erschweren Preisvereinbarungen und Lieferzusagen.“
In der Holzindustrie sind es vor allem die Verarbeiter von Schnittholzprodukten und Plattenwerkstoffen wie die Möbel- und Packmittelindustrie sowie der Holzbau, die über Lieferschwierigkeiten bei Vorprodukten berichten. Der Möbelindustrie beispielsweise bereite nicht nur der Preisanstieg Sorgen, auch wichtige Vorprodukte (Holzwerkstoffe, Metallkomponenten, Polstermaterialien und Kunststoffteile) sind schwieriger zu bekommen.
„Eine ähnliche Lage sehen wir in der Kunststoffe verarbeitenden Industrie. Hier kommt es zu Einschränkungen der Produktions- und Lieferfähigkeit, weil Kunststofflieferungen ausbleiben oder sich verzögern. Die angespannte Situation auf den globalen Schiffrouten trägt zusätzlich zur schwierigen Lage bei“, so der HDH-Präsident. Betroffen seien alle bekannten Produkte der Kunststoff verarbeitenden Industrie: von den Standard-Kunststoffen wie Polyethylen (PE-LD/PE-LLD und PE-HD), Polypropylen (PP), Polyvinylchlorid (PVC) und Polystyrol (PS); bis hin zu den technischen Kunststoffen wie z. B. Acrylnitril[1]Butadien-Styrol (ABS), Polyamide (PA) und Polycarbonat (PC). Bei den Hochleistungskunststoffen in der Elektro- und Elektronikindustrie und der Automobilindustrie zeigen sich ähnliche Entwicklungen.
„Weltweit gibt es Störungen in den Lieferketten durch pandemiebedingte Produktionsausfälle. Gleichzeitig haben viele Volkswirtschaften Konjunkturprogramme zur Stützung der pandemiegebeutelten Wirtschaft aufgelegt. Es kommt nun darauf an, dass sich die internationalen Warenlieferungen wieder einpendeln. In dieser globalen Ausnahmesituation hilft aktuell nur ein umsichtiges Verhalten aller Marktpartner“, betont Schwörer.