Elspe im Sauerland ist nicht nur der Ort der Karl-May-Festspiele, sondern auch der Gründungsort von Möbel Knappstein im Jahre 1946. Nachdem Erich Knappstein den Firmensitz für einige Jahre nach Schmallenberg verlegt hatte, ging es 1981 zurück nach Elspe. Daraufhin begrüßte ihn ein alter Schulfreund mit dem Kommentar: „Der Möbel-Häuptling kehrt zurück.“ Seitdem haben die Knappsteins ihr Image weg. Drei Jahre lang, Anfang der 1990er Jahre, haben sie es mal ohne den Claim versucht, aber am Ende wollten Kund:innen und Mitarbeiter:innen dann doch wieder die Federn im Logo sehen. Und Winnetous Tugenden verpflichten am Ende auch zu etwas Gutem: „Ein Häuptling führt an, moderiert und formuliert gemeinsame Ziele. Wir versuchen diesem Anspruch jeden Tag gerecht zu werden“, sagt Andreas Knappstein, Geschäftsführer der 2. Generation.
Gerade ist es passiert und sein Bruder Michael Knappstein hat die Geschäftsführung für Sales & Marketing an dessen Tochter Maike abgegeben, womit die dritte Generation nun auch ganz offiziell in der Verantwortung steht. Andreas Knappstein möchte noch zehn Jahre die Geschäfte leiten, bevor er dann seinen Staffelstab an Sohn, Nichte oder Neffe abgibt.
Die Brüder Erich und Edmund Knappstein haben das Unternehmen 1946 kurz nach dem Krieg gegründet. Sie handelten mit Möbeln und mieteten einen Raum an, um Musterstücke zu lagern. Mit der Währungsreform im Sommer 1948 begann der wirtschaftliche Aufschwung und das Unternehmen wird mehr oder weniger gezwungen, sich ins Handelsregister einzutragen – mit fünf Mitarbeitendem und einem LKW. 1950 teilten sich die Brüder das Speditions- und das Möbelgeschäft auf. Erich kümmerte sich fortan um die Möbel und setzte darüber hinaus mit seiner Frau auch noch vier Kinder in die Welt, die nach und nach alle ins Unternehmen gekommen sind – vier Möbler-Stämme mit heute insgesamt 300 Häuptlingen. Ob das schwierig ist? „Gottseidank nicht. Bei uns gab es immer entweder ein 4 zu 0 oder ein 2 zu 2. Aber niemals ein 3 zu 1“, lacht Andreas Knappstein. So kann es weitergehen. In der dritten Generation sind es wieder vier Häuptlingsstämme. Mehr Familienunternehmen geht nicht.
Es funktionierte aber auch so gut, weil die Knappsteins ein lokales Standortmanagement betreiben. Keines der fünf Häuser in Schmallenberg, Meschede, Lennestadt-Elspe (alle Sauerland), Bad Langensalza (Thüringen) und Remscheid (Bergisches Land) gleicht dem andern. In Remscheid, dem mit 27.000 qm größten Möbelhaus in der Gruppe, werden Mitnahme und das konventionelle Sortiment gerade wieder separiert. In Bad Langensalza ist die Boutique vorerst aufgelöst worden, in Remscheid hat sie eine zentrale Funktion inne und in Lennestadt ist die Küchenabteilung ein architektonisch eigenständiges Küchenstudio. Somit ist Knappstein kein Einzelhaus-Betrieb und andererseits kein Filialist wie Porta oder Höffner. Wie das geht? „Die Kühe werden nur fett unter den Augen des Herren“, scherzt Andreas Knappstein mit sauerländischem Humor. „Es funktioniert in der Tat nur, wenn man vor Ort ist.“ So kann eine kinderreiche Familie eben auch einige Möbelhäuser managen.
Die Knappstein-Häuser sind Vollsortimenter. Überall werden Küchen prominent vermarktet. Die Möfa-Junioren Robert und Philipp Knappstein brennen besonders für Küchen. Der ehemalige Unionist ist außerdem ein treuer Verbündeter für die VME-Sortimente, gerade die Eigenmarken wie Interliving werden prominent vermarktet. „Im Einrichtungspartnerring VME gibt es mehr Freiheiten und eine besondere Sortimentstiefe und es werden alle Bedürfnisse gut abgedeckt. Wir schaffen es, die Vorteile der Großen mit den Vorteilen der Kleinen zu verbinden. Dabei sticht vor allem die digitale Expertise heraus.“ Und die reicht auch ins Sauerland, denn in den nächsten Tagen ist das Go-live eines runderneuerten Onlineshops geplant, als „sechste Filiale“, wie Andreas Knappstein sagt. Kontinuierlich wird aber auch in die stationären Standorte mit insgesamt 70.000 qm Fläche investiert. Totalumbauten gab es in Meschede (2012), in Schmallenberg (2015) und – erst vor Kurzem abgeschlossen – in Bad Langensalza. In Remscheid ist gerade die komplette Beleuchtung ausgetauscht worden, mit energiesparenden LEDs.
Gerade laufen die Geschäfte angesichts der allgegenwärtigen Krisenstimmung gar nicht so schlecht. Mit Frühlingsbeginn startet man gerade in die neue Gartenmöbelsaison. Und im März haben sich die hohen Vorauszahlungen der Verbraucher für die Energie wieder reduziert, was im besten Fall auch als Konjunkturprogramm fürs Einrichten wirken könnte. „Natürlich sehen wir Sättigungseffekte und es wird keine Zweitküche gekauft, aber es gibt noch Sortimente, wo wir noch Potenzial sehen, Speisezimmer zum Beispiel“, sagt Andreas Knappstein. Es ist einfach so: Die Häuptlinge finden immer Mittel und Wege, um frische Fährten aufzunehmen – ganz gleich welcher Generation sie angehören.