120 Jahre Geschichte: „Das ist schön und gut“, sagt Markus Frauendorfer, Inhaber des Möbelhauses Interliving Frauendorfer, „aber das ist nur etwas wert, wenn es nicht dazu führt, dass man als Firma einstaubt.“ Diese Gefahr besteht aber wohl nur in der Theorie. Denn in der Amberger Ruoffstraße 20 arbeiten 100 Menschen, die für Interliving Frauendorfer brennen – Tag für Tag.
Markus Frauendorfer leitet das Unternehmen in der „dreieinhalbten Generation“, wie er schmunzelnd sagt. Denn der Gründer Georg Frauendorfer hat das Unternehmen aufgebaut, aber nur 12 Jahre geführt, bevor sein 15 Jahre jüngerer Bruder Andreas die Leitung übernommen hat. Der Vater von Markus, Hermann Frauendorfer, starb viel zu früh mit nur 39 Jahren bei einem Autounfall, also musste seine Ehefrau Elisabeth ran, was in den 1970er Jahren im Geschäftsleben und erst recht in der Möbelbranche noch nicht alltäglich gewesen ist. „Sie war eine toughe Frau. Aber sie hat sich durchgebissen und das mit drei Kindern“, erinnert sich Markus Frauendorfer, der das Interliving-Haus heute leitet – mit seiner Schwester als Sparringspartnerin, die sich außerdem um die Fachsortimente kümmert. „Wir sind ein gutes Gespann“, sagt er. Beide haben drei Kinder, sodass der „viereinhalbten Generation“ nichts im Wege steht.
Interliving Frauendorfer liegt in Amberg, eine kreisfreie Stadt mit 45.000 Einwohnern im Regierungsbezirk Oberpfalz in Ostbayern, die zur Metropolregion Nürnberg gehört. Als Deutschland noch geteilt war, galt die Gegend als strukturschwach. Das hat sich seit der Wende geändert. Es hat sich viel Industrie angesiedelt, heute herrscht nahezu Vollbeschäftigung. Viele Haushalte sind in der Region entstanden, die natürlich auch Möbel brauchen und dafür gern beim Platzhirsch einkaufen, denn das ist Interliving Frauendorfer in Amberg zweifellos, auch über die Stadtgrenzen hinaus – 30 Kilometer in jede Himmelsrichtung. Die vielen in der Gegend stationierten US-Amerikaner kaufen ebenfalls gern bei „Furniture Frauendorfer“. Auf der Website wendet sich der englischsprachige Mitarbeiter Toby speziell an diese Klientel.
Die Großflächen-Konkurrenz mit Lutz, Höffner und Segmüller ist vor allem in Nürnberg präsent. In Regenburg sitzt noch ein XXXLutz. „Wir können aber gut dagegenhalten, weil wir die besten Mitarbeitenden haben. Das ist unser größtes Kapital – vom Verkauf bis zur Auslieferung und Montage“. In diesem Zusammenhang erwähnenswert: Der Mitarbeiter mit der längsten Betriebszugehörigkeit ist seit 59 Jahren im Unternehmen. Auch eine eigene Schreinerei und Polsterei gehören zu Interliving Frauendorfer dazu. Das Motto lautet: Alles aus einer Hand.
Im Einrichtungspartnerring VME ist Frauendorfer schon seit 35 Jahren Mitglied. Die strategischen Stoßrichtungen aus Bielefeld geht man in Amberg voll mit. Deshalb war Frauendorfer auch schon bei der ersten Interliving-Partnerwelle vor sechs Jahren dabei. Das hat sich in der Oberpfalz ausgezahlt. Denn mit Interliving Gleißner in Tirschenreuth und Interliving Frey in Cham sind zwei Häuser aus dem Verband jeweils 70 Kilometer entfernt. „Der gemeinsame Markenauftritt hat uns stärker gemacht“, sagt Markus Frauendorfer, der sich noch deutlich mehr Interliving-Häuser wünscht.
Er sieht sein Unternehmen auch für schwierigere Zeiten gut aufgestellt – „durch die Inflation werden die Leute effektiv ärmer und bei Möbeln lassen sich Kaufentscheidungen ohne Weiteres aufschieben.“ Zudem wollen die Menschen wieder mehr reisen. Bei Interliving Frauendorfer wird das 20.000 qm große Möbelhaus deshalb laufend erneuert, um immer wieder neue Impulse zu setzen. „Ein Investitionsstau ist im Möbelmittelstand tödlich“, sagt Markus Frauendorfer, „denn wir können es nicht machen wie zum Beispiel die Lutz-Gruppe, die nach zehn Jahren eine Filiale von Grund auf renoviert. Wir erneuern dafür jedes Jahr eine Abteilung.“ Im letzten Jahr war die Küchenabteilung dran, die pünktlich zum Jubiläum herausgeputzt wurde – mit Interliving, Nobilia, Häcker und Miele als Marken, die in der Oberpfalz hervorragend funktionieren. Die Warengruppenanteile im Haus sind VME-typisch, nur die Fachsortimente fallen mit einem überdurchschnittlichen Anteil aus dem Rahmen. Denn in Amberg sind alle Kaufhäuser und Haushaltswarengeschäfte verschwunden. Interliving Frauendorfer hat diese Lücke geschlossen.
Auch in puncto Nachhaltigkeit ist Interliving Frauendorfer Vorreiter. Das Unternehmen verwendet im gesamten Betrieb 100 Prozent Ökostrom und hat firmeneigene Photovoltaikanlagen installiert. Eine Wärmepumpe befindet sich im Verwaltungstrakt und die gesamte Beleuchtung in den Ausstellungsflächen ist bereits auf LED umgestellt. Umso kritischer blickt Markus Frauendorfer, der Vorsitzender des IHK-Gremiums Amberg-Sulzbach ist, auf ungleiche Rahmenbedingungen im Handel. Dass es einem Konzern, der in Deutschland kaum Steuern zahlt, erlaubt ist systematisch Retouren zu vernichten, während der Mittelstand in klimaneutrale Maßnahmen investiere, sei nicht nachzuvolluziehen.
Eine der großen Herausforderungen sieht Markus Frauendorfer darin, auch die jungen Leute anzusprechen. Deshalb hat er unter anderem eine Instagram-Taskforce etabliert, die auf dem Kanal sehr erfolgreich unterwegs ist. „Ich vertraue in solchen Themen auf meine jüngeren Mitarbeitenden.“ Das drückt sich auch in den aktuellen Aktivitäten zum 120-jährigen Jubiläum aus. „Wir nehmen das Jubiläum zum Anlass, um nach vorne zu schauen. Wir wollen unsere Kundinnen und Kunden nicht langweilen, sondern unterhalten.“