David gegen oder gemeinsam mit Goliath? Aufklären, Hemmungen abbauen und Chancen aufzeigen – darum ging es gestern auf dem Amazon Interior Day, den die „möbel kultur“ gemeinsam mit Finc3 Commerce in Hamburg veranstaltet hat. Bei sommerlichen Temperaturen, bester Laune und kühlen Getränken diskutierten rund 40 Teilnehmer gemeinsam mit sieben Experten, wie das deutsche Möbel-Business vom Online-Riesen profitieren kann – und nicht anders herum.
Als digitaler Marktplatz öffnet Amazon seine Reichweite für Drittanbieter, d.h. Händler, Hersteller und Marken können – entweder als Seller oder Vendor – über die Plattform Geschäfte machen. Dieses Geschäftsmodell wirft jedoch viele Fragen auf: Welche Anforderungen stellt Amazon an die Logistik? Welche Content- und Marketingstrategien führen zum Erfolg? Wie lässt sich die Performance sichtbar steigern und wie sieht überhaupt ein Best Practice aus? All diese Fragen standen gestern im Fokus und wurden mit einer eindeutigen Message beantwortet: Ja, gerade das Möbel-Business muss sich für die Präsenz auf Amazon eine ganz neue Denkweise aneignen, aber es kann sich lohnen!
Zunächst begrüßte „möbel kultur“-Chefredakteur Sascha Tapken das Publikum und gab einen ersten Überblick zum Status quo in Hinblick auf das Verhältnis zwischen dem deutschen Möbelhandel und dem immer stärker werdenden E-Commerce-Geschäft. Finc3-Geschäftsführer Jan Bechler untermauerte die Darstellung im Anschluss und resümierte: „Die Handelswelt muss und wird sich bis 2025 massiv erneuern.“ Weshalb der Online-Handel für den Endverbraucher so attraktiv ist, erläuterte Annika Singer von der GfK und schloss damit den allgemeinen Input, bevor das Programm thematisch tiefer in die Amazon- „Problematik“ hineinführte.
Um im Handel erfolgreich zu sein, bildet die Logistik neben Herstellern und Händlern die dritte Säule. Deshalb analysierte Dr. Martin Ahnefeld, geschäftsführender Gesellschafter der Ahnefeld Möbel-Logistik, welche Herausforderungen der digitale Handel an die Logistik stellt: „Die Logistik ist ein wettbewerbsdifferenzierender Faktor. Das hat Amazon verstanden“, erklärte er, denn die hohe Kundenzufriedenheit sei vor allem auf den 24-Stunden-Lieferung im Rahmen von Amazon Prime zurückzuführen. Der traditionelle Handel sowie die traditionelle Logistik müssten hier an einer branchenübergreifenden Lösung bzw. Koordination arbeiten. Hier fehle es an Transparenz.
Ehrgeizige Pläne verfolgt die Firma Möbel Rauch auf Amazon und will das Potenzial der Plattform für die eigene Markenbildung nutzen. „Mit unserer Website erreichen wir 30.000 Endkunden pro Monat. Im Vergleich zur monatlichen Reichweite, wenn wir unsere Produkte über Amazon verkaufen, ist das nur ein Bruchteil“, erklärte Mitarbeiter Frank Schad aus dem Online-Team. Wie wichtig die richtige Strategie ist, um auf dem digitalen Marktplatz sichtbare Erfolge zu verbuchen, zeigte danach Andreas Bork von Finc3. Die vier Bereiche, in die jedes Unternehmen, das Amazon für sich gewinnbringend nutzen will, investieren muss, sind: 1. Content und Conversion, 2. Advertising, 3. Logistik sowie 4. Monitoring und Analytics.
Insights, wie sich mit angepassten Produkttexten und Suchmaschinenoptimierung das meiste aus dem Auftritt bei Amazon herausholen lässt, präsentierte Finc3-Teamleiterin Anne Freymuth und Finc3-Geschäftsführer Sven Koch vertiefte das Thema mit seinem Vortrag „Wie hole ich das Plus-X aus meinem Account?“, indem er auf Amazon ausgerichtete Marketing-Strategien, die über reine Inhalte hinausgehen, vorstellte.
Mehr Informationen rund um den – von der „möbel kultur“ und Finc3 ausgerichteten – Amazon Interior Day lesen im ausführlichen Nachbericht in der Oktober-Ausgabe der "möbel kultur". Fotos: Christoph Niemann.