Die „möbel kultur“ hat Experten und Interessenvertreter nach ihren persönlichen Prognosen für das Jahr 2020gefragt. Dazu äußert sich Jan Kurth, Geschäftsführer des Bundesverbands VDM und der Herforder Möbelfachverbände, wie folgt:
Das vergangene Jahr war für die deutsche Möbelindustrie insgesamt kein Leichtes. Unsere Hersteller hatten vor allem mit einer anhaltend schwachen Nachfrage im Inland zu kämpfen. Trotz des robusten Arbeitsmarktes und vor dem Hintergrund steigender Einkommen konnte die zusätzliche Kaufkraft nicht sichtbar in neue Möbelkäufe umgemünzt werden. Dies lag sicherlich auch an den Verschiebungen innerhalb der Möbelhandelsstruktur und dem anhaltenden Frequenzproblem insbesondere der Großfläche. Deren nach wie vor in erster Linie auf Rabatte und Rotstiftaktionen setzendes Vermarktungskonzept geht in Zeiten mündiger und gut informierter Verbraucher immer weniger auf. So gewinnen auf der anderen Seite Fachhandel und Online-Vertriebskanäle weiter an Bedeutung.
Positive Impulse kamen 2019 erneut aus dem Exportgeschäft. Deutliche Zuwächse konnten nicht nur in den zentralen europäischen Kernmärkten wie Frankreich, der Schweiz und Belgien, sondern auch in strategisch wichtigen Märkten wie den USA oder Russland erzielt werden. Zwar überschattete das nicht enden wollende Brexit-Drama unsere Möbelexporte ins Vereinigte Königreich und auch die Ausfuhren nach China litten unter dem Handelskonflikt des Landes mit den USA, jedoch entwickelte sich der Auslandsmarkt für die deutschen Möbelhersteller insgesamt deutlich besser als der Inlandsmarkt.
Die Aussichten für das Jahr 2020 bleiben verhalten – die führenden deutschen Wirtschaftsforscher haben ihre Wachstumsprognosen für Deutschland bereits mehrmals nach unten korrigiert. Angesichts der deutlichen Abkühlung der inländischen Konjunktur, der bereits rückläufigen Baugenehmigungszahlen und des prognostizierten Anstiegs der Arbeitslosigkeit sind vom Inlandsmarkt keine wesentlichen Wachstumsimpulse zu erwarten. Das Auslandsgeschäft eröffnet den deutschen Möbelherstellern hingegen weitere Wachstumsperspektiven. Möbel „Made in Germany“ genießen weltweit einen hervorragenden Ruf. Die deutschen Möbelhersteller weiten ihre Exportaktivitäten kontinuierlich aus, wobei sie vom VDM im Rahmen der im Herbst 2018 angelaufenen Exportoffensive tatkräftig unterstützt werden. Hierbei stehen neben Russland insbesondere die großen außereuropäischen Märkte wie die USA und China im Fokus. Sollte eine Einigung im Handelsstreit zwischen den USA und China gefunden werden und sich die positive Entwicklung in den europäischen Kernmärkten fortsetzen, dürfte das Exportgeschäft im Jahr 2020 einen positiven Beitrag zur Branchenentwicklung leisten.
Dennoch bleibt der heimische Markt mit zwei von drei abgesetzten Möbeln auch im Jahr 2020 mit Abstand am wichtigsten für die deutschen Möbelhersteller. Daher dürfte das Gewicht der Entwicklung des Inlandsmarktes überwiegen und die Umsatzzahlen in der Summe auf Vorjahresniveau verharren.