Die letzten zwei Jahre waren bereits herausfordernd für die Führung vieler Unternehmen. Doch die Lage spitzt sich zu. Ukraine-Krieg, Energiekrise und die Inflation setzen auch die Möbelbranche weiter unter Druck. Nur „Brände zu löschen“ kann vor dem Hintergrund der Zeitenwende keine erfolgreiche Lösung mehr sein. Jetzt ist Business Continuity Management gefragt, sagt Dr. Timo Renz, geschäftsführender Gesellschafter von Dr. Wieselhuber & Partner im Interview mit der „möbel kultur“.
Ein robustes Geschäftsmodell ist von je her die Basis für langfristigen Erfolg eines Unternehmens. Auf die Frage, wie Robustheit heute neu definiert werden muss und wie Unternehmensführung in unsicheren Zeiten aussehensollte, antwortet Dr. Timo Renz: „Das Problem ist doch, dass man mit ,kurzfristigem Notfallplan‘ und ,Fahren auf Sicht‘ ein Unternehmen nicht langfristig absichert. Ein wesentliches Element für mehr Robustheit besteht darin, einen ,präventiven Notfallplan‘ für unwahrscheinliche, aber mögliche ,Black Swan-Events‘ in der Tasche zu haben. Denn mit diesen werden wir leider immer wieder konfrontiert werden. Es gibt dafür Methoden, die man z.B. aus der Notfallmedizin oder aus der Luftfahrt kennt und die heute unter der Überschrift Business Continuity Management (BCM) zusammengefasst werden. Statt nach jedem unvorhersehbaren Ereignis überrascht in den Krisenmodus zu schalten, besteht das Ziel des BCM darin, das Unternehmen auf so einen Notfall vorzubereiten, indem mögliche Szenarien im Vorfeld durchdacht und möglichst standardisierte Ablaufpläne für den Krisenfall entwickelt werden.“
Doch auch die Megatrends Nachhaltigkeit und Digitalisierung sollte man jetzt nicht vernachlässigen, im Gegenteil. Renz empfiehlt, die richtigen Partner und externe Kapazitäten an den Tisch zu holen, „nicht nur weil ich Unternehmensberater bin, sondern auch weil es mir nach so vielen Jahren schon ein persönliches Anliegen ist, dass die Möbelbranche gut durch diese Zeit kommt“. Viele Unternehmen haben in den letzten beiden Jahren gutes Geld verdient. Dieses nun in die richtigen Zukunftskonzepte und Lösungen zu investieren, um in diesen turbulenten Zeiten den Spagat zu meistern und dann als Gewinner aus der aktuellen Zeit hervorzugehen, sei eine große Chance und unternehmerisch sinnvoll. „Wer nur auf Sicht fährt und die Transformationstreiber wie Nachhaltigkeit und Digitalisierung aus den Augen verliert, hat den Paradigmenwechsel in der Zeitenwende nicht richtig verstanden und wird sich umschauen, wo die anderen in ein paar Jahren stehen. Es mag abgedroschen klingen, aber: In jeder Krise steckt eine Chance. Man muss sie zusammen mit den richtigen Menschen, mit Willen, und Können – man kann auch sagen mit Herz und Verstand – am Schopfe packen.
Lesen Sie das komplette Interview mit Dr. Timo Renz in der September-Ausgabe der „möbel kultur“. Regelmäßig frischen Branchen-Background? Dann abonnieren Sie die „möbel kultur“ hier.