VdDP-Vorstandsvorsitzender Leo Lübke (i.) und Geschäftsführer Jan Kurth erläutern auf der heutigen Jahrespressekonferenz in Herford die Lage der deutschen Polstermöbelindustrie. (Foto: VdDP)

VdDP

Branche kämpft mit Auftragsrückgang

Mit einem Umsatz von rund 658 Mio. Euro hat die deutsche Polstermöbelindustrie die ersten sieben Monate dieses Jahres abgeschlossen. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht das einem Rückgang von knapp einem Prozent. Im Monat Juli betrug das Minus 6,3 Prozent (81,5 Mio. Euro Umsatz). „Unsere Branche sieht sich derzeit widrigen Rahmenbedingungen gegenüber“, stellte Leo Lübke, Vorstandsvorsitzender des Verbands der Deutschen Polstermöbelindustrie e.V. (VdDP), auf der heutigen Jahrespressekonferenz in Herford fest. „Die Verbraucher sind durch die Inflation wie auch die langwierige Heizungsdebatte verunsichert und halten sich mit langfristigen Anschaffungen eher zurück. Eine Rolle spielt zudem, dass etliche Käufe während der Corona-Zeit vorgezogen wurden.“

Seit geraumer Zeit mache sich eine schwache Auftragslage bemerkbar. So lag der Auftragseingang in den ersten acht Monaten 2023 gemessen in Stückzahlen um rund 12 Prozent unter dem Vergleichszeitraum des Vorjahres. Der wertmäßige Rückgang belief sich laut der verbandsinternen Statistik auf rund 8 Prozent.

Während die 34 deutschen Polstermöbelhersteller mit ihren rund 4.700 Beschäftigten ihren Umsatz von Januar bis Juli im Inland mit rund 440 Mio. Euro (- 0,3 Prozent) annähernd stabil halten konnten, verbuchte die Branche im Ausland ein Minus von 2 Prozent auf rund 218 Mio. Euro. Die Exportquote sank leicht auf 33,2 Prozent (Vorjahr: 33,3). Leicht ausbauen konnten die hiesigen Hersteller ihr Geschäft in der Schweiz (+ 0,3 Prozent), dem wichtigsten Auslandsmarkt, im auf Rang sechs platzierten Italien (+ 11,6 Prozent) und in Spanien (+ 12,6 Prozent) auf Rang acht. Einbußen wurden dagegen bei den Ausfuhren nach Österreich (- 12 Prozent), Frankreich (- 2,7 Prozent), in die Niederlande (- 15,3 Prozent), in das Vereinigte Königreich (-15,3 Prozent), nach Belgien (- 9,6 Prozent) und Polen (- 12,3 Prozent) verzeichnet. Erheblich unter dem Vorjahr lagen auch die Möbelexporte in die Vereinigten Staaten (- 20 Prozent), dem wichtigsten Absatzmarkt für „Möbel Made in Germany“ außerhalb Europas.

Stark rückläufig entwickelten sich unterdessen die Polstermöbelimporte mit einem Minus von 21,5 Prozent. Das mit Abstand wichtigste Lieferland ist – trotz eines Rückgangs um 11,4 Prozent – nach wie vor Polen. Einfuhren von dort machten 44,5 Prozent an den Gesamtimporten aus. Die Importe aus dem zweitplatzierten China lagen um 38,4 Prozent unter dem Vorjahreszeitraum. „Neben der deutlichen Verteuerung von Möbeln aus chinesischer Produktion dürfte eine weitere Ursache dieses Rückgangs darin liegen, dass in Deutschland vor allem das untere Möbelpreissegment von dem schwachen Konsumklima betroffen ist“, sagte Kurth. China kommt auf einen Anteil von knapp 21 Prozent an den Gesamtimporten. Auf den weiteren Plätzen der Lieferländer folgen Ungarn (- 26 Prozent), die Türkei (+18,4 Prozent), Rumänien (- 26,3 Prozent), die Slowakei (- 3,6 Prozent) und Italien (- 7,7 Prozent).

Lübke rechnet für den Herbst zwar mit einer leichten Belebung des Geschäfts, aber nicht mit einer grundlegenden Verbesserung des Marktumfelds. In einer Verbandsumfrage gaben die Hersteller an, dass die schwache Verbraucherstimmung und die mangelnde Auftragslage für sie aktuell zu den größten Herausforderungen zählen. Zwei Drittel planen, im restlichen Jahresverlauf auf das Instrument der Kurzarbeit zurückzugreifen. Zudem stellen sich die Unternehmen auf weiter steigende Preise für Logistik- und Transportdienstleistungen, Verpackungsmaterialien und Bezugsmaterialien aus Stoff ein.

Ebenfalls als eine Herausforderung wird die Altersstruktur der Belegschaft gesehen. Mit mehr als 49 Jahren weist die Polstermöbelindustrie das höchste Alter der Beschäftigten auf. Damit liegen die Belegschaften der Polstermöbelhersteller rund vier Jahre über dem Durchschnittsalter in der Küchen- und Badmöbelindustrie und rund drei Jahre über dem der Möbelindustrie insgesamt.

Für das gesamte Jahr erwartet der VdDP für die deutsche Polstermöbelindustrie einen Umsatzrückgang im mittleren einstelligen Prozentbereich.

Diese Seite teilen