Gestern wurde der Prozess gegen die vier angeklagten ehemaligen Schieder-Manager vor dem Detmolder Landgericht fortgesetzt. Nach Ansicht der Verteildiger des wegen besonders schweren Betruges angeklagten Unternehmensgründers Rolf Demuth seien die von der Staatsanwaltschaft vorgelegten Beweismittel dürftig, berichtet die "Neue Westfälische" in ihrer heutigen Ausgabe. Die Rechtsanwälte forderten das Landgericht dazu auf, die vollständigen Kreditunterlagen der betroffenen sechs Konsortialbanken - inklusive interner Telefonate - als Beweismittel zu beschlagnahmen. Was angesichts der Aktenflut schier unmöglich scheine. Richter Michael Reineke nahm die Forderung gelassen auf und will sich nun erst einmal die Unterlagen der Sparkasse Detmold als örtlicher Kreditgeber sowie der Frankfurter DZ-Bank als Konsortialbank besorgen lassen. Am Montag, wenn der Prozess fortgeführt wird, sollen diese neue Erkenntnisse bringen. Für den Tatbestand des Betruges ist zu klären, inwieweit die Banken vor ihrer Kreditvergabe bereits von der Krise Schieders gewusst haben.
In diesem Zusammenhang verstärkten sich gestern erneut die Schuldzuweisungen in Richtung des ehemaligen Controllers Andreas Hillbrink. Demuths Verteidiger Alfred Dierlamm betonte, dass das Bild der betrügerisch geschädigten Banken so nicht stimme. Er berufe sich auf den Kronzeugen Hillbrink, der ausgesagt habe, dass die Banken schon Mitte 2005 vollständig informiert waren. Rolf Demuth hatte dazu ausgesagt: "In meiner Rückschau war Hillbrink derjenige, der sich die Einzelmanipulationen ausgedacht und eingenständig operierte." Hillbrink habe ein Herrschaftsdenken gehabt. Auch der spätere Finanz-Chef Samir Jajjawi belastete ihn: "Hillbrink war der kaufmännische Schlüssel."