Was tun die Möbelhändler, die vor knapp einer Woche ihre Einrichtungshäuser aufgrund der Ausbreitung des Coronavirus schließen mussten? Kann noch ausgeliefert werden? Und wie entwickelt sich der Onlinebereich? Die „möbel kultur“ hat bei Christof Gerpheide, Gesamtvertriebsleiter und Sprecher der Geschäftsleitung von Segmüller nachgefragt. Das EMV-Mitglied betreibt vier große Standorte in Friedberg, Parsdorf, Weiterstadt und Pulheim sowie vier kleinere Häuser in Mannheim, Nürnberg, Stuttgart und Frankfurt.
möbel kultur: Herr Gerpheide, seit 18. März sind die Einrichtungshäuser von Segmüller geschlossen. Was läuft bei Ihnen noch? Was nicht mehr?
Christof Gerpheide: Die Warenausgabe, die Auslieferung und natürlich der Onlineshop arbeiten wie gewohnt. Das Kundencenter ist selbstverständlich auch besetzt. Der Vertrieb, der Einkauf und andere abhängige Hintergrundabteilungen sind in Kurzarbeit. In diesen Bereichen gibt es derzeit nur noch eine Notbesetzung, wie z.B. im Verkauf Kundenbestellungen fertig zu planen, und um für Fragen der Kunden da zu sein.
möbel kultur: Inwieweit gehen Sie davon aus, dass Sie die vereinbarten Liefertermine an Ihre Kunden halten können?
Christof Gerpheide: Aktuell sieht das bei uns noch recht gut aus, vor allem bei Lagerware und Kundenkommissionen, die bereits angeliefert sind. Einschränkungen gibt es vor allem bei Leuchten aus Fernost und Italien. Weitere Einschränkungen werden nun aber auf uns zukommen, weil aktuell viele unserer Vorlieferanten Werksschließungen melden, mit daraus noch nicht absehbaren Lieferverzögerungen.
möbel kultur: Welche Signale bekommen Sie aus der Industrie in puncto Lieferfähigkeit?
Christof Gerpheide: Jetzt kommen täglich Meldungen von Herstellern, die ihre Produktionen runterfahren oder ganz einstellen. Und je länger der Handel geschlossen bleibt, desto mehr ist hier mit einer Zunahme zu rechnen. Durch unseren Onlineshop haben wir derzeit den Vorteil, dass wir (noch) vieles vorrätig am Lager haben.
möbel kultur: Können die Hersteller bei Ihnen noch uneingeschränkt anliefern?
Christof Gerpheide: Ja, das funktioniert noch reibungslos. Wir liefern auch noch ganz normal bei den Kunden an. Diese wollen ihre Ware auch haben.
möbel kultur: Wie sieht es im Hause Segmüller mit möglichen Konventionalstrafen aus, wenn die Hersteller nicht liefern können?
Christof Gerpheide: Wir werden hier, wie sonst auch bei uns üblich, unter Berücksichtigung der partnerschaftlichen Zusammenarbeit Lösungen finden.
möbel kultur: Spüren Sie bereits, dass die Verbraucher verstärkt online bestellen?
Christof Gerpheide: Ja, die Onlinebestellungen nehmen derzeit extrem stark zu. Seit der Schließung am Mittwoch bis zum Wochenende konnten wir schon eine Verdopplung der Aufträge feststellen. Das wird aber natürlich nicht ausreichen, um die Verluste der stationären Häuser auszugleichen. Und wir müssen jetzt auch sehen, wie wir das hochskalieren können. Denn noch sind wir mit den Umsätzen im Onlinegeschäft nicht zufrieden. Wir sehen dort noch riesige Zukunftschancen. Mit unseren Werbeaussendungen, Newslettern etc. wollen wir vor allem dafür sorgen, dass das Online-Geschäft in den Regionen, in denen wir stationär vertreten sind, anzieht. Es ist nicht unser erstes Ziel, beispielsweise in Berlin Onlineaufträge zu generieren.
möbel kultur: Und gibt es von Ihrer Seite Vorstellungen, wie sich die Corona-Krise mit ihren ganzen Folgen auf das Geschäft von Segmüller 2020 auswirken wird
Christof Gerpheide: Unser Geschäftsjahr hat am 1. März begonnen. Das können wir jetzt natürlich nicht wirklich abschätzen. Derzeit hoffen wir, dass wir die Häuser spätestens nach den Osterferien, also ab 18. April, wieder öffnen können. Und dann werden wir sehen. Sie können aber davon ausgehen, dass wir ehrgeizig bleiben und unsere Ziele fürs Jahr noch nicht aufgegeben haben.