Die Otto Group ist mit dem zurückliegenden Geschäftsjahr zufrieden. Auf der heutigen Pressekonferenz in der Hamburger Zentrale vermeldete der Konzern einen Umsatzanstieg um 1,6 Prozent auf 11,8 Mrd. Euro, der Gewinn (EBIT) legte um 50 Prozent auf 388 Mio. Euro zu. Maßgeblich dafür war ein Gewinnsprung im Segment Multichannel-Einzelhandel von 59 auf 209 Mio. Euro.
Hans-Otto Schrader, Vorstandsvorsitzender der Otto Group, zeigte sich dementsprechend angriffslustig und verteilte einige Spitzen gegen die E-Commerce-Konkurrenz in Berlin. Ohne Namen zu nennen, wurde klar, dass Schrader über Rocket Internet sprach: "Kapital einzusammeln und sich damit Marktanteile zu erkaufen, ist deren Storyline, aber nicht unsere. Die müssen schneller als der Markt wachsen, sonst funktioniert deren Geschäftsmodell nicht", sagte der Konzernlenker. "Unsere nachhaltige und auf Rendite ausgerichtete Strategie zahlt sich aus." Auch im Hinblick auf den Faktor Corporate Responsibility stelllte Schrader klar: "Wir verstehen uns als gesamte Company auch als Gegenentwurf zu den Investmentkapital-getriebenen Akteuren."
Das Segment Multichannel-Einzelhandel verbuchte zwar ein nur leichtes Umsatzplus von 0,2 Prozent auf 10,057 Mrd. Euro. Dieses Ergebnis wurde aber maßgeblich durch den Umsatzrückgang der Versandhandelsaktivitäten der 3SI-Gruppe, vor allem bei 3 Suisses Frankreich, beeinflusst. Ohne Berücksichtigung der Multichannel-Umsätze der 3SI-Gruppe beträgt das Wachstum des Segments 4,1 Prozent. In Frankreich soll der Restrukturierungskurs nun bis Ende des Jahres eingeschlagen werden. Ein Rückzug aus dem Markt stehe aber nicht zur Debatte.
Im Segment Multichannel-Einzelhandel ist der E-Commerce nach wie vor der wachstumsstärkste Vertriebsweg für die Otto Group. Im vergangenen Geschäftsjahr betrug der Umsatz weltweit 5,7 Mrd. Euro - ein Plus von rund 400 Mio. Euro beziehungsweise 7,5 Prozent. Der weltweite Handel über das Internet findet mittlerweile auf mehr als 60 E-Commerce-Sites statt. Die Online-Umsätze stehen für rund 57 Prozent der Handelsumsätze.
Bis 2015 werden rund 300 Mio. Euro in die Online-Aktivitäten investiert. Die Umsätze über das Internet sollen damit von 5,7 auf 8 Mrd. Euro gesteigert werden. Die Investitionen fließen sowohl in die Einzelhandelsaktivitäten - wie beispielsweise in einen neuen Online-Shop unter dem Projektnamen "Collins" - als auch in neue Geschäftskonzepte in den Segmenten Finanzdienstleistungen und Service.
Was das Strategieprogramm namens "Fokus" anbelangt, sieht sich die Otto Group auf einem guten Weg: Ziel des Zukunftsprojekts in der DACH-Region sei es, die Profile der Marken Otto, Baur und Schwab stärker zu profilieren und mehr Synergien zwischen den drei Standorten zu nutzen. Die Otto Group war in ihren ersten Annahmen davon ausgegangen, dass über alle drei Firmen hinweg maximal rund 700 von 6.300 Vollzeitstellen von einem Abbau betroffen sein könnten. In den vergangenen Monaten sei es nun gelungen, die Zahl der noch abzubauenden Vollzeitstellen um mehr als die Hälfte zu reduzieren.