Im Interview auf der Ambiente: moebelkultur.de sprach mit Georg Hesse (Foto), Director Home Living und Home Appliances bei Amazon.

E-Commerce

Amazon sagt "Ja" zu Großmöbeln

Der Name Amazon war auf der Ambiente nicht nur aufgrund der negativen Berichterstattung in den vergangenen Tagen in aller Munde. Denn viele Haushaltswaren- und Konsumgüterhersteller generieren inzwischen wesentliche Umsätze über den Universalversender, der im vergangenen Jahr in Deutschland rund 6,4 Mrd. Euro Umsatz erzielte. Die Vorteile für die Industrie liegen auf der Hand: Haushaltswaren, Deko-Artikel und Kochgeschirr sind in der Regel versandfähig, Amazon kann mit seiner opulenten logistischen Ausstattung auch komplette Product Ranges führen und in der Regel vermarktet der amerikanische Multi im Konsumgüterbereich ohne Preisverhau.

Dass das Einrichtungssegment bei Amazon zukünftig eine größere Rolle spielen soll, zeigten sie jetzt offen auf der Ambiente. Erstmals vergab der Versender den Preis "Vendor of the Year" in der "Home"-Kategorie - der Award ging an den Markenartikler Leifheit (siehe Online-News vom 18.2.2013). moebelkultur.de nutzte die Chance, nach der Award-Verleihung mit Georg Hesse (Foto), Director Home Living und Home Appliances, zu sprechen. Eine seltene Gelegenheit, denn das Unternehmen gibt ungern über seine Pläne Auskunft. Hesse bekannte aber, dass der Online-Multi erst am Anfang einer Einrichtungsoffensive stünde: "Bei Amazon heißt es auch heute noch 'es ist immer noch Tag 1', das heißt, wir arbeiten kontinuierlich daran, die Auswahl für Kunden zu erweitern, auch im Home-Segment, und Kunden den bestmöglichen Service zu bieten." Was er von potenziellen Lieferanten erwartet, erklärte er am Beispiel Leifheit. "Den Preis haben wir aufgrund von zwei Hauptkriterien vergeben - der Relevanz des Lieferanten und seiner Attraktivität, was sich unter anderem in der Qualität der Zusammenarbeit mit dem Key Account ausdrückt." Im Konsumgüterbereich habe Amazon in den vergangenen Monaten noch viele weitere gute Partner gewinnen können.

Auch im Living-Bereich wird die Amazon-Philosophie verfolgt, wie Hesse erklärte: "Wir arbeiten vom Kunden rückwärts. Das heißt, wir orientieren uns immer am Kundenfeedback. Und wenn Kunden bestimmte Produkte bei uns kaufen möchten, arbeiten wir kontinuierlich daran, diese anzubieten." Das galt in der Vergangenheit allerdings nicht für Großmöbel. Aufgrund des besonderen Handlings hielt sich Amazon mit dieser Produktgruppe bisher zurück. Damit ist nun Schluss. Denn aufgrund des Haushaltsgeräte-Sortiments sei man nun auch für die Logistik von Möbeln bestens trainiert. Auch Themenwelten seien vorstellbar, sagte Hesse, wenn die Kunden das fordern.

Die Zeiten, in denen Amazon das Einrichtungsfeld anderen überlassen hat, scheinen also vorüber zu sein. Mit wie viel Hochdruck sich die Deutschland-Tochter dem Möbel-Segment widmet, werden die kommenden Monate zeigen. Dass der Konzern aber auch im Thema Einrichten für Überraschungen gut ist, hat Amazon in den USA bereits unter Beweis gestellt. Dort findet sich im Outdoor-Bereich sogar eine Eigenmarke namens "Strathwood".

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